1400 Mediziner bei Brustkrebs-Kongress

Zum neunten Mal findet der Düsseldorfer Brustkrebs-Kongress statt. Über 1400 Mediziner diskutieren die neuesten Entwicklungen und Studien zur Behandlung des Mammakarzinoms. Die beste Behandlung bei Brustkrebs können Patientinnen im Universitätsklinikum Düsseldorf erwarten.

Die beste Behandlung bei Brustkrebs können Patientinnen im Universitätsklinikum Düsseldorf erwarten. Nach der aktuellen Focus-Liste "Deutschlands beste Kliniken" führt das interdisziplinäre Brustzentrum der Frauenklinik die Liste an. Ausschlaggebend für die Bewertung war der Umfang der medizinischen Leistungen: Neben der Ultraschall- und minimal-invasiven Diagnostik werden alle operativen, radiologischen und medikamentösen Brustkrebstherapien angeboten.

Rund 60 000 Frauen erkranken jedes Jahr neu an Brustkrebs. Die Heilungschancen liegen heute bei bis zu 90 Prozent, so Wolfgang Janni, Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums. "Frühe Diagnosen und individuell zugeschnittene Therapien verbessern die Heilungschancen erheblich."

Chancen mit gezielter Therapie

Die sogenannte gezielte Therapie spielt eine wichtige Rolle in der aktuellen Forschung zur Behandlung von Brustkrebs. Beim Düsseldorfer Brustkrebskongress hatte das Thema einen eigenen wissenschaftlichen Schwerpunkt. Dabei ging es unter anderem um den aktuellen Stand in der gezielten Strahlentherapie. Aktuell wird auch darüber diskutiert, inwiefern Gen-Analysen etwas über die Rückfallwahrscheinlichkeit nach einer Operation aussagen können. In bestimmten Fällen könnte man Patientinnen eine zusätzliche Chemotherapie ersparen, meint etwa Nadja Harbeck vom Brustzentrum der Universität München. Mahdi Rezai, Ärztlicher Direktor des Brustzentrums am Luisenkrankenhaus, hat das Prinzip der gezielten Therapie auf den Bereich der Operationen übertragen. Die von ihm entwickelte "targeted Breast Surgery" ist sozusagen eine "maßgeschneiderte" Brustoperation, die Risiken und Nutzen jeweils individuell auf die Patientinnen abstimmt.

Ziel des Düsseldorfer Brustkrebs-Kongresses ist laut Kongresspräsident Rezai, das aktuelle Wissen auf dem Gebiet der Brustkrebsforschung und -behandlung direkt an Mediziner weiterzugeben, die es umsetzen müssen. Dies soll die Qualität der Therapie insgesamt verbessern. Dazu tragen auch die Leitlinien bei, die die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie jährlich für die Brustkrebs-Behandlung herausgibt. Auf der Grundlage aktueller Studien und ständig aktualisierter Behandlungsdaten können die Therapien ständig verbessert werden.

Live-OP zur Weiterbildung

Wichtiger Bestandteil des Kongresses sind neben Vorträgen auch Live-Operationen, die aus dem Luisenkrankenhaus ins Congresscenter übertragen werden. Diese sollen Weiterbildung auch in praktischer Hinsicht ermöglichen. Die Live-Übertragung wurde zum dritten Mal im Rahmen des Kongresses genutzt. Das Team um Rezai zeigte an sechs Patientinnen verschiedene Techniken der rekonstruktiven, onkoplastischen und ästhetischen Brustchirurgie.

Die Brustchirurgie stellte auch einen der Schwerpunkte des Wissenschaftlichen Programms dar. Internationale Wissenschaftler referierten über aktuelle Entwicklungen, etwa Erfahrungsberichte über den Einsatz von Schweinehaut, titanisierten Netzen und Eigengewebsrekonstruktion der Brust. Aber auch Ästhetische Chirurgie war ein Thema. Es ging um Brustvergrößerung mit Implantaten und Eigenfett-Transplantation.

Innerhalb der vergangenen etwa 20 Jahre haben deutsche Mediziner auf dem Gebiet der Patientenbasierten Studien zur Krebstherapie deutlich aufgeholt. Insbesondere wenn es um den Einsatz der Chemotherapie vor einer Brustkrebs-Operation, die sogenannte neo-adjuvante Chemotherapie, geht, seien deutsche Studien mittlerweile führend, sagte Gunter von Minckwitz von der German Breast Group (GBG), einer Forschungseinrichtung zur Durchführung nationaler und internationaler Studien zur Behandlung von Brustkrebs. In die betreffenden Studien seien mittlerweile die Daten von weltweit etwa 16 000 Patienten eingeflossen.

Die amerikanische Gesundheitsbehörde plane nun sogar, gestützt auf die deutschen Studien, einen neuen Zulassungsweg für neo-adjuvante Medikamente. "Wenn heute die Frage nach der neo-adjuvanten Therapie gestellt wird, geht die Frage nach Deutschland", sagte Minckwitz. Bei einer aktuellen Studie zur adjuvanten Chemotherapie, also nach einer Operation mit dem Krebsmedikament Pertuzumab, an der international 3800 Patienten teilnehmen, wurde die Studienleitung der deutschen Forschungseinrichtung GBG übertragen. Gunter von Minckwitz kritisierte, dass in Deutschland keine öffentlichen Mittel für medizinische Studien bereitstünden.

Ein teures Medikament

Arzneimittel-Studien würden fast ausschließlich von der pharmazeutischen Industrie finanziert. Problematisch könne dies werden, wenn ein Pharmaunternehmen ein wirtschaftliches Interesse an einem bestimmten Ausgang der Studie habe. Aktuell geht es um ein teures Medikament, das standardmäßig ein ganzes Jahr lang verabreicht wird.

Die GBG würde gerne in einer Studie die Wirkung einer kürzeren Verabreichungsdauer testen. Dies würde aber den Interessen des Herstellers zuwiderlaufen, vermutet Minckwitz. "Wir müssen in dieser Richtung etwas tun in Deutschland", sagte Minckwitz.

(entz)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort