Düsseldorf 7400 unbegleitete Flüchtlingskinder

Düsseldorf · Jugendämter sind künftig zur Aufnahme verpflichtet. Land zahlt Pauschale.

Alle 186 Jugendämter in NRW müssen ab sofort unbegleitete Flüchtlingskinder aufnehmen. Die Aufnahmequoten sollen sich nach der jeweiligen Einwohnerzahl im Jugendamtsbezirk richten. Wie NRW-Familienministerin Christina Kampmann (SPD) erläuterte, befinden sich derzeit rund 7400 unbegleitete Kinder und Jugendliche in NRW; 80 Prozent von ihnen werden von lediglich sieben Jugendämtern betreut. Allein in Dortmund sind es 1100 Betroffene, in Köln 900, in Aachen 600 und jeweils 300 in Düsseldorf und Wuppertal.

Diese bereits untergebrachten Minderjährigen sollen jedoch nicht auf andere Kommunen umverteilt werden, da sie zum Teil schon über soziale Kontakte verfügten, sagte die Ministerin. Die Neuregelung gelte daher nur für die jetzt (Stichtag 1. November) in NRW eintreffenden Kinder und Jugendlichen ohne Begleitung von Erwachsenen. "Wir rechnen damit, dass noch viele unbegleitete Flüchtlinge kommen werden", sagte die SPD-Politikerin. Die Neuregelung sei nötig, weil viele Jugendämter überlastet seien. Der gestern vom Kabinett verabschiedete Gesetzentwurf, der die Jugendämter zur Aufnahme verpflichtet, basiert auf dem Kinder- und Jugendhilfegesetz des Bundes.

Dortmund müsste nach den neuen Bestimmungen lediglich 400 unbegleitete Flüchtlingskinder unterbringen. Da die Stadt aber schon rund 1100 betreut, werden ihr bis auf Weiteres keine Neuzugänge zugewiesen. Für die Verteilung soll eine Landesstelle beim Landesjugendamt Rheinland zuständig sein.

Die Jugendämter können künftig eine gemeinsame Stelle für das Prüfverfahren einrichten, mit dem der Hilfebedarf des einzelnen Kindes oder Jugendlichen ermittelt werden soll. Laut Kampmann ist das Gros der Unbegleiteten zwischen 16 und 18 Jahre alt; stark vertreten sei auch die Gruppe der 14- und 15-Jährigen. Die Hauptherkunftsländer sind Syrien, Irak und Eritrea.

Das Land erstatte den Jugendämtern die Kosten für die Versorgung der jungen Menschen, sagte Kampmann. Außerdem sollen sie eine Pauschale für Verwaltungsaufwendungen in Höhe von 3100 Euro pro Jahr und Fall bekommen. Diese Regelung muss jedoch nach spätestens 18 Monaten überprüft werden.

Nach Angaben von Kampmann halten sich in Deutschland derzeit rund 40.000 unbegleitete Flüchtlingskinder und -jugendliche auf. Ende vergangenen Jahres seien es erst 18.500 gewesen.

(hüw)
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