Köln Angriffe auf Ausländer in Köln waren verabredet

Köln · In sozialen Netzwerken hatten sich mehrere Gruppen auf "gewaltfreie Spaziergänge" verständigt.

Die Kölner Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Angriffen auf Ausländer in der Kölner Innenstadt um gezielte "fremdenfeindliche Taten" gehandelt haben muss. Die Täter sollen sich im Vorfeld in sozialen Netzwerken verabredet haben. "Durch entsprechende Recherchen haben wir den Hinweis bekommen, dass sich Menschen aus der Hooliganszene zu sogenannten gewaltfreien Spaziergängen verabredet haben", erklärte Norbert Wagner, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kölner Polizei.

Am Sonntagabend hatten Gewalttäter insgesamt elf Ausländer angegriffen und verletzt. Die Opfer, sechs Pakistaner, zwei Syrer und drei Menschen aus Neu-Guinea, waren von mehreren Personen getreten und geschlagen worden. Zwei Männer mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Im Umfeld der Tatorte kontrollierte die Polizei 153 Personen, 13 von konnten die Beamten dem rechtsextremen Spektrum zuordnen, 16 weitere der Türsteherszene. Zudem stammen zwei Personen nach Angaben der Polizei aus dem Umfeld der Rockerbande Hells Angels. 199 Platzverweise wurden verhängt, vier Personen in Gewahrsam genommen.

Die Polizei stellte insgesamt vier Straftaten fest. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Taten mit den verabredeten Spaziergängen in Verbindung stehen", sagte Wagner. In der Stadt hätten sich verschiedene Gruppen an mehreren Orten versammelt, hieß es weiter. Nach Erkenntnissen der Polizei trugen sie die Namen "Altstadtspaziergang", "Block 4" und "Armlänge". Wer aber genau die Täter waren, ist bislang unklar. Die Ermittlungen dauern an. Derzeit würden nach Polizeiangaben die Personalien der überprüften Personen ausgewertet.

Um zu verhindern, dass sich derartige Übergriffe auf Ausländer von selbst ernannten Bürgerwehren wiederholen, wird die Polizei ihre Präsenz am Dom deutlich aufstocken. Ab sofort werde täglich eine Hundertschaft im Bereich der Altstadt unterwegs sein, um verstärkt zu kontrollieren. Bei Bedarf könne die Zahl der Einsatzkräfte jederzeit aufgestockt werden, sagte Michael Temme, der bei der Kölner Polizei für den Bereich Gefahrenabwehr zuständig ist. "Wir werden die Lage täglich neu bewerten. Wir wollen Gewalttätern, die denken, dass sie das Recht in die eigenen Hände nehmen könnten, die Grenzen aufzeigen. Wir werden alle rechtlichen Spielräume ausnutzen." Temme sprach in diesem Zusammenhang von der Möglichkeit einer punktuellen Videoüberwachung. Mit Blick auf Karneval sagte er: "Weiberfastnacht werden wir wie einen Großeinsatz fahren."

Der Einsatz gegen "Bürgerwehren" sei für die Polizei nicht ganz so einfach, weil Mitglieder solcher Gruppen nicht gleich als solche zu erkennen seien. So seien auch die kontrollierten Personen am Sonntag, die sich im Nachhinein als Rocker entpuppten, in zivil gekleidet gewesen. "Ihnen stand nicht auf die Stirn geschrieben, dass sie an den Spaziergängen teilgenommen haben", sagte Kriminaldirektionsleiter Norbert Wagner.

(RP)
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