NettetalNur das Geld anderer Leute
Gestern hat der WDR wieder offiziell zu seiner Marketing-Aktion "WDR 2 für eine Stadt" aufgerufen. In Nettetal dürfte es manche wohlige Erinnerung daran geben. Der Preis, den der Bürger dafür zahlt, ist aber möglicherweise sehr hoch. Auf das Festjahr "Nettetal ist mehr..." fällt mit dem Schreiben aus dem Kreishaus ein Schatten. Denn es geht nicht darum, ob und wie viel Geld 2010 womöglich gegen alle Regeln der soliden Haushaltsführung in Brot und Spiele gesteckt wurden, sondern wie viel Leichtsinn mit dieser und anderen Aktionen verbunden war. Die heftige Kritik der Kommunalaufsicht zielt aufs Eingemachte. Die Stadt geht wohl sehr unbekümmert mit gesetzlichen Vorschriften und ihrer Meldepflicht gegenüber der Kommunalaufsicht um. Der Bürgermeister und seine verantwortlichen Mitarbeiter müssen sich die Frage gefallen lassen, ob das handwerkliche Fehler waren oder ob man es womöglich nicht besser kann oder will. Das Schreiben von Ende November ist dem Rat seit etwa zehn Tagen bekannt. Mehr als betretenes Schweigen ist von den sonst so eloquenten Sparkommissaren aller Fraktionen nicht zu hören. Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang, aber den Ratsmitgliedern, die im Dezember noch feurig fürs eigene Jugendamt gestimmt und Bedenken zur Finanzierung weggewischt haben, ist dieser Beschluss nur einen Monat später tonnenschwer auf die Füße gefallen. Mal sehen, wie viel Winkelzüge in der Ratssitzung am 8. Februar bemüht werden, um klar zu machen, dass erstens alles gar nicht so schlimm ist, keiner wirklich Schuld hat und man doch zur Tagesordnung übergehen könnte. Die Stadt schiebt ja nur knapp 42 Millionen Euro Schulden vor sich her. Jeder einzelne Bürger ist umgerechnet mit einem schlappen Tausender dabei. LUDGER PETERS