Sonsbeck Asylbewerber zündet sich in Rathaus an

Sonsbeck · Der 26-jährige Mann aus Aserbaidschan hat sich im Rathaus von Sonsbeck mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt. Sein mutmaßliches Motiv: Er hatte Angst davor, Deutschland verlassen zu müssen. Der Mann überlebte schwer verletzt.

Ein abgelehnter Asyl-Antrag war möglicherweise der Auslöser für eine Verzweiflungstat im Sonsbecker Rathaus. Dort hatte sich gestern Morgen ein 26-jähriger Asylbewerber angezündet. Ein Rettungshubschrauber flog ihn mit schweren Verletzungen in die Unfallklinik in Duisburg. Der Mann kommt aus Aserbaidschan und hatte in Deutschland Asyl beantragt. Sein Antrag war vor zwei Wochen abgelehnt worden. Der 26-Jährige wollte im Amt für Ordnung und Soziales sein wöchentliches Taschengeld abholen. Nachdem eine Mitarbeiterin das Geld an ihn ausgezahlt hatte, ging er auf den Flur, übergoss sich dort mit Benzin aus einem mitgebrachten Behälter und zündete sich an. Anschließend rannte er den Flur entlang auf die Straße. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes, der auch Feuerwehrmann ist, reagierte beherzt und konnte den brennenden Mann mit Hilfe eines Feuerlöschers löschen. "Auf der Straße hat der Mann sein Oberteil ausgezogen", berichtete er. "Das habe ich gelöscht und eine Stelle seiner Hose, die auch noch brannte."

Über den Grad der Verbrennungen konnten Polizei und Feuerwehr gestern keine Angaben machen. Für die Dauer seiner Genesung darf der Asylbewerber aber nicht abgeschoben werden.

Die Situation endete für die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung vergleichsweise glimpflich, bestätigte der Polizeieinsatzleiter. Die Schäden im Rathaus waren gering. Auf dem Rathausflur im Erdgeschoss blieben nur geringe Brandspuren auf dem Boden und die Überreste des geschmolzenen Behälters zurück, in dem sich das Benzin befunden hatte. Auf der Straße lagen noch die Reste eines grauen Sweatshirts, das der Aserbaidschaner getragen hatte.

Etwa 36 Asylbewerber leben derzeit in Sonsbeck. Die Gemeinde hat ihnen Wohnungen zur Verfügung gestellt. "Gemessen an den Zuständen in anderen Städten mit Notunterkünften, bieten wir den Asylbewerbern und Flüchtlingen hier gute Bedingungen", sagte Bürgermeister Heiko Schmidt (CDU). Auch der Mann aus Aserbaidschan lebte in einer Wohnung, die der Gemeinde gehört - direkt gegenüber dem Rathaus. Nachbarin Therese Tietz (23) berichtete, dass die dort lebenden Asylbewerber nicht weiter aufgefallen seien: "Die hat man kaum bemerkt." Erst seit drei Monaten soll der Mann in dieser Unterkunft gewohnt haben. Zuvor lebte er in einem anderen Asylbewerberheim in Sonsbeck. Eine ehemalige Nachbarin, die mit ihrem Bruder und ihren Eltern vor 25 Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland kam, erzählte, dass der Mann auch dort nie aufgefallen sei. "Er war ein ruhiger Typ", sagte die 29-jährige Tochter der Familie. Auch sie war gestern Morgen im Rathaus gewesen. Sie berichtete von starkem Rauch und Flammen, die sie gesehen habe. Dann sei sie gemeinsam mit den Mitarbeitern nach draußen gelotst worden. "Das ist schlimm, wenn jemand so etwas macht", sagte sie.

Da der Asylbewerber das Benzin schon mitgebracht hatte, ist von einer vorsätzlichen Tat auszugehen. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen. Eineinhalb Stunden nach dem Vorfall konnten die Einsatzkräfte wieder abrücken. Nur die Spurensicherung war noch am Tatort, um das Sweatshirt auf der Straße sicherzustellen.

Gegen 10.15 Uhr hatte sich der Asylbewerber in Brand gesetzt. Als Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei vor dem Sonsbecker Rathaus eintrafen, war der Brand bereits gelöscht. Die Feuerwehr musste das Rathaus nur noch entrauchen. Das Gebäude wurde schon evakuiert, als die Feuerwehr eintraf. Etwa eine Stunde nach dem Einsatz konnten die Mitarbeiter das Gebäude wieder betreten. Bis zum Nachmittag konnte der Betrieb sogar wieder aufgenommen werden, mit Ausnahme des Fachbereichs für Ordnung und Soziales. Schon heute soll alles wieder normal laufen. "Die Mitarbeiter sind allerdings aufgeregt und in Sorge", sagte Bürgermeister Heiko Schmidt.

(RP)
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