Berlin Bauern klagen über Russland-Stopp

Berlin · Auch NRW-Landwirte bleiben wegen Sanktionen auf Großteil der Ernte sitzen.

Deutsche Landwirte rechnen wegen des russischen Einfuhrstopps von Agrarprodukten aus der Europäischen Union (EU) mit massiven Umsatzeinbußen - auch in NRW. "Durch den Importstopp wird es zu einer Neuorientierung der Agrarwarenströme auf der ganzen Welt kommen.", sagt Joachim Rukwied, Präsident des Bauernverbandes. Er zeigt sich wegen der politischen Lage "ernsthaft besorgt".

Nahezu die gesamte Landwirtschaft scheint von dem Embargo betroffen. Aber während Fleisch- und Milchexporte nach Russland in den vergangenen Jahren ohnehin schon rückläufig waren und sich die Bauern andere Absatzmärkte etwa in Asien gesucht haben, schlägt das Verbot bei Landwirten mit Obst- und Gemüseanbau nun besonders drastisch ins Kontor.

"Der Markt gerät derzeit völlig durcheinander", sagt Norbert Schäfer von der Fachgruppe Obstbau des Deutschen Bauernverbandes. Denn durch den Einfuhrstopp drängt Ware etwa aus Polen zu günstigen Preisen auf den deutschen Markt. "Viele Obstbauern müssen damit rechnen, dass sie in diesem Jahr nicht einmal ihre Produktionskosten decken können", warnt Schäfer.

Die Apfelernte beginnt in den nächsten Wochen, es werden sogar Rekordmengen erwartet. Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, macht sich Sorgen: "Wenn jetzt also eine deutlich größere Menge geerntet wird und zusätzlich ein wichtiger Markt für den größten Apfelproduzenten in der EU wegfällt", so Conzen, "ist davon auszugehen, dass unsere Obstbauern vor einer schwierigen Apfelsaison stehen."

Neben Äpfeln wird vor allem auch der Absatz von Pflaumen, Zwetschgen und Birnen in diesem Jahr schwer für die regionalen Produzenten. In NRW dürften nach Angaben des rheinischen Verbandes außerdem Produzenten von Tomaten und Zwiebeln zu kämpfen haben. "Für unsere Tomatenanbauer wirkt sich der Preisverfall schon schmerzhaft aus", sagt Conzen - aber ohne bereits Zahlen nennen zu können.

Der deutsche Verbraucher wird davon profitieren, die Bauern hingegen sehen sich als Opfer internationaler Politik, die sie nicht beeinflussen können. "Wir sind machtlos", meint Experte Schäfer.

Immerhin bleibt die EU nicht untätig. Agrarkommissar Dacian Ciolos kündigte Aufkäufe leicht verderblicher Frucht- und Gemüsesorten durch die EU an. Welche Sorten das betrifft, soll an diesem Wochenende geprüft werden. Ciolos will Anfang der Woche Stellung nehmen.

(jd / rl)
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