24.000 junge Leute ohne Ausbildungsplatz Bewerber scheitern durch fehlende Mobilität und Vorurteile

Düsseldorf · Lehrstellen gibt es - oft aber 200 Kilometer entfernt: Mangelnde Mobilität der Bewerber ist nach Angaben der Arbeitsagentur ein großes Problem. Gleichzeitig stellen sich aber auch Firmen quer.

24.000 junge Leute ohne Ausbildungsplatz: Bewerber scheitern durch fehlende Mobilität und Vorurteile
Foto: Malz

Es läuft nicht rund auf dem Ausbildungsmarkt in NRW: Rund 24.000 junge Leute sind im vergangenen Ausbildungsjahr auf der Suche nach einer Lehrstelle gewesen, haben aber keine gefunden. Ein Großteil von ihnen wählte daraufhin eine Alternative, ging ins Ausland, entschied sich für ein freiwilliges Jahr oder für ein Studium. Völlig ohne Perspektive blieben rund 6500 Bewerber.

Bundesweit suchten rund 81.000 Schulabgänger eine Lehrstelle, etwa 20.900 standen am Ende ohne Alternative und Job da. Das geht aus den aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor, die am Donnerstag in Düsseldorf für das vergangene Ausbildungsjahr vorgestellt wurden. Das Ausbildungsjahr endete am 30. September.

Fehlende Mobilität ist ein Problem

In NRW stehen der Zahl der Suchenden jedoch mehr als 5000 freie Stellen gegenüber, für die keine Bewerber gefunden wurden. Doch die Lücken zu schließen, ist nach Angaben der Agentur schwierig. Oftmals sitze der Bewerber im Norden Nordrhein-Westfalens, der passende Job sei 200 Kilometer entfernt im Süden des Landes.

"Ein Problem ist die mangelnde Mobilität der Bewerber", sagte die Chefin der NRW-Arbeitsagentur, Christiane Schönefeld. Aber auch die Firmen spielen dabei eine Rolle: "Viele Arbeitgeber gehen davon aus, dass sich der Azubi nach der Ausbildung schnell wieder wegbewirbt, wenn er nicht aus der Region kommt."

Dabei waren es laut der aktuellen Arbeitslosenzahlen aus dem Monat Oktober gerade die unter 25-Jährigen, die auf dem Markt zum Zuge gekommen sind: Mit knapp 65.000 Jobsuchenden in dieser Altersklasse ist die Zahl der Gemeldeten im Vergleich zum September um 8,7 Prozent gesunken.

Ausbildungssituation in Städten unterschiedlich

Nach Angaben der Arbeitsagentur ist die Situation auf dem NRW-Ausbildungsmarkt in den Regionen sehr unterschiedlich. Während zum Beispiel Ausbildungsplätze im Bereich Farb- und Lacktechnik im Ruhrgebiet händeringend gesucht werden, haben Firmen im Münsterland oder in Südwestfalen Schwierigkeiten, junge Leute für solche Stellen zu gewinnen.

Wer eine Lehre als Veranstaltungs-, Kamera- oder Tontechniker machen möchte, hat im ganzen Land schlechte Karten. Angehende Elektrotechniker haben es in Ost-Westfalen schwer, in Südwestfalen werden sie gesucht.

Ziel der Bundesagentur sei, die Vernetzung der Regionaldirektionen sowie Kooperationen mit anderen Bundesländern voranzutreiben. Im kommenden Jahr sei eine Messe im Ruhrgebiet geplant, um über im Münsterland zu informieren, sagte Schönefeld. Fahrtkosten zum Arbeitsort würden zum Teil schon übernommen, Jugendwohnheime betrieben und finanziert.

Gewerkschaftsbund fordert Ausbildungsumlage

Der Deutsche Gewerkschaftsbund in NRW erneuerte indessen seine Forderung nach einer gesetzlichen Ausbildungsumlage für Unternehmen. Diese sei notwendig und rechtlich machbar, erklärte der DGB-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber. Die Ausbildungsgarantie mit Pflichtbeiträgen für Firmen ist im rot-grünen Koalitionsvertrag angekündigt - allerdings ohne konkrete Versprechungen oder Zeiträume.

Die Landesvereinigung der Unternehmerverbände dagegen lobte die Bereitschaft der Firmen, junge Leute auszubilden. Mit fast 99.000 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätzen im Jahr 2014 habe das Niveau in Nordrhein-Westfalen den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht.

Nach Angaben der Arbeitsagentur kamen im Ausbildungsjahr 2013/14 auf rund 101.000 Gesuche der Firmen insgesamt etwa 144.000 Bewerber. Das waren im Vergleich zum Jahr davor rund 2900 Stellen mehr, die im Angebot waren.

(lnw)
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