Amsterdam/Bochum Bochum: Ausbrecher in Holland gestellt

Amsterdam/Bochum · Zielfahnder spürten den seit neun Monaten flüchtigen 26-Jährigen auf.

Die Flucht eines Bochumer Häftlings mit Hilfe einer Besuchermarke ist nach neun Monaten zu Ende gegangen. Zielfahnder spürten den 26-jährigen Niederländer in Amsterdam auf und brachten ihn wieder hinter Gitter, wie das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen gestern in Düsseldorf mitteilte. Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat seine Auslieferung beantragt.

Der 26-Jährige hatte im Juni vergangenen Jahres Furore gemacht: Ihm war es gelungen, aus dem Gefängnis zu spazieren, indem er am Tor eine Besuchermarke vorzeigte. Der Niederländer saß in Bochum in Untersuchungshaft, weil er einer professionellen Diebesbande angehört haben soll. Der bislang einmalige Fall hatte ein Nachspiel im Landtag. Die CDU-Opposition kritisierte die Entweichung als "unglaublich peinlichen Vorgang" und fragte: "Wie kann es sein, dass man mit solch einem banalen Trick durch die Vordertür der JVA herausspazieren kann?"

Die JVA Bochum wurde bereits 1871 als "Preußisches Centralgefängnis" gegründet und hat heute eine Kapazität für etwa 800 männliche Gefangene. Nach der Erweiterung im Jahr 2009 machte die Vollzugsanstalt Schlagzeilen als "Pannen-Knast". 2012 konnte ein Gefangener durch ein schlecht gesichertes Oberlicht türmen, ein anderer hatte die Gitterstäbe durchgesägt und war bis auf den Dachboden der Anstalt gelangt. Ein weiterer entschwand mit waghalsigen Sprüngen in die Tiefe. Ein vierter Häftling hatte bei einem unbewachten Krankenhausaufenthalt flüchten können. Hinter einem Poster an der Außenwand hatte wiederum ein anderer Gefangener begonnen, den Mörtel aus der Mauer zu kratzen. Experten hatten das Gefängnis daraufhin untersucht und der Anstalt viele Sicherheitsmängel attestiert. Neben Baumängeln wurde auch der laxe Umgang der Wärter mit Sicherheitsvorschriften gerügt. Die Experten sprachen mehr als 100 Empfehlungen aus. Der damalige Anstaltsleiter wurde ausgewechselt.

(dpa/RP)
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