Bonn Bonner Münster verbietet Betteln

Bonn · Wegen Streitereien vor der Basilika hat die Kirche ein Bettelverbot erlassen.

Bis Ende August hat der Kirchenvorstand des Bonner Münsters befristete Platzverweise für Bettler ausgesprochen. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, das war ein halbjähriger Prozess", erklärt Sprecher Reinhard Sentis. "Am Ende mussten wir die Reißleine ziehen." Laut Sentis kam es im vergangenen halben Jahr mit einer Gruppe von Bettlern vermehrt zu Auseinandersetzungen vor der Basilika. Häufig seien die Bettler alkoholisiert gewesen. Zuletzt habe es lautstarke Streitereien um den Platz am Portal gegeben. Die Menschen dürften nun vorerst weiter ins Münster kommen, nur nicht am Portal um Geld bitten. Gemeinsam mit der Caritas arbeite man an einer Lösung.

Über Jahre war es üblich, dass Bettler Gottesdienstbesuchern oder Touristen die schwere Tür der Basilika aufhielten und um eine Spende baten. "Wir waren dankbar für den Dienst, weil der Eingang etwa für Gehbehinderte schwierig ist", sagt der Sprecher. Als Regel galt: kein Alkohol, keine Drogen. Wer sich nicht daran hielt, wurde angesprochen.

Grundsätzlich ist es so, dass Menschen auf öffentlichem Boden überall und jederzeit betteln dürfen - nur nicht in Hauseingängen und dort, wo andere Personen Hausrecht haben, wie eben auf dem Gelände des Bonner Münsters. Doch sie dürfen nur dann um Geld bitten, wenn sie dabei nicht aggressiv vorgehen. So besagt es die Straßenordnung der Städte. Das beinhaltet, dass sie sich anderen Menschen nicht in den Weg stellen, sie festhalten oder gar verfolgen dürfen. Auch bedrohlich wirkende Hunde sind als Druckmittel nicht erlaubt. Wer dennoch bei Polizei oder Ordnungsdienst auffällt, kassiert einen Platzverweis oder sogar ein Bußgeld.

Dass sich Bettler und Obdachlose vor den Türen der christlichen Kirchen aufhalten, das hat es schon immer gegeben, sagt Gerd Bachner, Domprobst in Köln. "Wir vertreiben sie nicht, weil wir sagen, diese Menschen haben ein Recht zu betteln." Ähnlich läuft es in anderen Gemeinden. Vor der Düsseldorfer Andreaskirche etwa gebe es Obdachlose, die regelmäßig friedlich um Geld bitten, sagt Pater Johannes (Dominikaner). Nur einzelne, neue Gesichter fielen ab und zu durch aggressives Verhalten auf. "Dann rufen wir auch schon mal die Altstadtwache an", sagt Pater Johannes.

In Mönchengladbach würden manche Pfarrer die Menschen nicht direkt am Portal haben wollen, sagt Gemeindeleiter Christoph Rütten. Am Münster und an der Jugendkirche dürften sie sich dagegen aufhalten. "Man kennt die Menschen über Jahre. Vor der Jugendkirche gibt es jemanden, der auch auf die Kirche achtet. Das ist also in gewisser Hinsicht ein Geben und Nehmen."

(das/emy)
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