Köln Briefmarken und Wachteleier für den Dschihad

Köln · Nach 88 Verhandlungstagen geht vor dem Kölner Landgericht ein Prozess gegen acht mutmaßliche Islamisten in die Endphase. Mit der Beute aus Einbrüchen in Kirchen sowie anderen kuriosen Geschäftsideen wollten sie offenbar den Dschihad unterstützen.

Die Angeklagten stammen aus Köln und Siegen, vier von ihnen sind Brüder, gegen zwei der Männer läuft noch ein weiteres Verfahren vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Einer von ihnen soll mindestens drei Kämpfer für den Islamischen Staat (IS) angeworben haben, der zweite soll dabei geholfen haben, zwei so genannte Gotteskrieger nach Syrien zu schleusen und der Terrorgruppe "Ahar al-Sham" Geld und einen Krankentransporter gespendet haben. Der 25-jährige Mustapha A. soll in Syrien selbst eine militärische Ausbildung durchlaufen haben und im Ende 2013 nach Deutschland zurückgekehrt sein.

Im Prozess geht es um neun Diebstähle. Die Bande soll in Kirchen und Schulen im Raum Siegen sowie in einen Afro-Shop in Köln eingebrochen sein, um Geld für den Dschihad zu erbeuten. Die Beträge, die sie laut Anklage erbeutet haben, sind nicht sehr hoch - insgesamt geht es um rund 19.000 Euro. Mal nahmen sie Briefmarken mit, mal einen Opferstock oder Laptops. Einen gestohlenen Safe aus einer Kirche sollen sie in ein Sportvereinsheim geschleppt haben, um ihn dort aufzubrechen. Weil sie gestört wurden, ließen sie ihn zurück.

In den Telefonaten ging es um absurde Pläne wie das Ausrauben von Diamanten-Minen in Südamerika. Im Vorfeld des Prozesses ging es in Details aus den Ermittlungsakten auch um die Idee der Männer, Wachteln zu züchten, um deren Eier zu verkaufen - weil sie gehört hatten, dass sie sehr wertvoll seien. Ein Überfall auf einen Geschäftsmann in einem Kölner Hotel soll am auffälligen Verhalten der Männer gescheitert sein. Zwei Streifenbeamte kontrollierten sie deshalb. Und auch die Idee, einen Supermarkt zu überfallen, ging schief. An Karneval gingen zwei der Angeklagten als Geister verkleidet in den Laden und lösten den Alarm aus, als sie im Personalraum Kaffee, Handys und Portemonnaies mitgehen lassen wollten.

Ob sich aufklären lässt, ob die Angeklagten tatsächlich Radikale oder doch eher dilettantische Kleinkriminelle sind, ist fraglich.

(RP)
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