Düsseldorf/Bielefeld Debatte über Brustimplantate bei Polizistinnen

Düsseldorf/Bielefeld · Der Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags hat gestern über die sogenannte Busen-Affäre bei der Bielefelder Polizei beraten. Ein Polizeiarzt soll Beamtinnen in Bielefeld ohne medizinische Notwendigkeit auf Brustimplantate untersucht haben. Eine Beamtin hatte sich über das Vorgehen des Arztes beschwert, das dortige Polizeipräsidium die Vorwürfe zurückgewiesen.

Der leitende Polizeiarzt Lutz Link erklärte im Innenausschuss, dass Polizistinnen auch bei Routineuntersuchungen oft nicht umhin kämen, den BH abzulegen. Es sei herrschende Lehrmeinung, dass zur Untersuchung der Herz- und Kreislauffunktion der Oberkörper zu entblößen sei. Dazu zähle auch das Ablegen des BHs, betonte Link. In "90 Prozent der Fälle" sei dies unumgänglich, wenn die Lungen- und Herztöne sorgfältig abgehört werden sollen.

Allerdings stellte das NRW-Innenministerium klar, dass die routinemäßige Fahrtauglichkeitskontrolle nicht der Suche nach Brustimplantaten dienen dürfe. Das Ministerium hatte dies am 17. Dezember ausdrücklich untersagt. Frühere Befürchtungen, die Implantate könnten platzen, seien inzwischen überholt, erklärte das Ministerium.

Von der Bielefelder Polizei war das Ablegen des BHs bei der Fahrtauglichkeitskontrolle mit der Suche nach Brustimplantaten begründet worden. Diese führten zur Dienstunfähigkeit. Das hatte die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die bei der umstrittenen Untersuchung auch die Intimsphäre der Polizistinnen verletzt sah, auf den Plan gerufen: "Wir sind froh über die Klarstellung und sehen uns bestätigt: Brustimplantate haben mit der Fahrtauglichkeit nichts zu tun", sagte GdP-Landeschef Arnold Plickert.

Nur in Bielefeld hatten dem Vernehmen nach Fahrtauglichkeitstests für Kontrollen auf Brustimplantate herhalten müssen. Brustimplantate seien aber lediglich bei den Einstellungsuntersuchungen ein Kriterium, weil sie ein Einstellungshindernis darstellen können, erklärte die Gewerkschaft der Polizei. Für diese Untersuchungen sei laut GdP der Bielefelder Polizeiarzt aber gar nicht zuständig. Die Polizeipräsidentin der Stadt, Katharina Giere, hatte gesagt, die Untersuchungen entsprächen bewährten Standards. Unter anderem sei die Überprüfung des Tragens von Brustimplantaten im Rahmen der Untersuchungen geboten.

(dpa)
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