Kommentar Der Hausbesitzer ist der Dumme

Meinung · Länder und Gemeinden sind knapp bei Kasse und suchen nach Einnahmequellen. Bei Haus- und Wohnungsbesitzern scheint man sie zu finden: Viele Städte erhöhen die Grundsteuer, um ihre Kosten in den Griff zu bekommen.

Für einen Hausbesitzer aus Moers bedeutet das umgerechnet, dass er bei einem Grundstück von 270 Quadratmetern jährlich 162 Euro mehr bezahlen muss. Kurzum: Er ist der Dumme.

Die Städte mit den bundesweit höchsten Gemeindesteuern befinden sich in Nordrhein-Westfalen. Das hat eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young mit Angaben aus der Jahresmitte von 2014 ergeben. Demnach haben bis zum vergangenen Jahr mehr als neun von zehn NRW-Kommunen mindestens einmal die Grundsteuer B erhöht. 2013 brachte das den Städten und Gemeinden rund 3,1 Milliarden Euro ein. Den Bürgern sei Dank.

Die Steuererhöhung fußt auf einem riesigen Missverständnis: Ausgerechnet in strukturschwachen Ruhrgebietsstädten scheint die politische Klasse davon auszugehen, dass, wer sich eine Immobilie kauft, auch ein dickes Portemonnaie haben muss. Die Lebenswirklichkeit aber sieht anders aus: Die Mehrheit der Eigentümer lebt sparsam und kalkuliert knapp. Eine Obergrenze bei den Grundsteuern ist deshalb längst überfällig.

Viele Städte nehmen ihre Bürger quasi in Geiselhaft: Denn am Besuch im Tierpark, Stadttheater oder Schwimmbad kann jeder sparen, der möchte. Bei der Grundsteuer hilft aber nur zahlen - oder wegziehen. Schade eigentlich.

(RP)
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