Ziegen in Rösrath gerissen Der Wolf ist zurück in NRW

Rösrath · In Rösrath im Rheinisch-Bergischen Kreis hat ein Wolf nach Angaben des Landesumweltministeriums zwei Ziegen gerissen. Das Jungtier kam aus Cuxhaven ins Bergische – Schafzüchter sind alarmiert.

Tierische Rückkehrer in NRW
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Foto: Uli Stadler nabu

In Rösrath im Rheinisch-Bergischen Kreis hat ein Wolf nach Angaben des Landesumweltministeriums zwei Ziegen gerissen. Das Jungtier kam aus Cuxhaven ins Bergische — Schafzüchter sind alarmiert.

2015 wurde er in einem Rudel bei Cuxhaven geboren. In NRW tauchte er bereits im März dieses Jahres erstmals auf — zunächst im Kreis Lippe, später dann im Kreis Warendorf. Als in der Gemeinde Rösrath im Rheinisch-Bergischen Kreis jetzt zwei tote Ziegen gefunden wurden, die eindeutig gerissen worden waren, ordneten die Landesbehörden eine genetische Untersuchung an.

Und das Ergebnis belegt: Der Wolf ist im Bergischen angekommen. Der Leichlinger Revierförster Karl Zimmermann zeigte sich zwar überrascht über den Zeitpunkt, nicht aber die Tatsache an sich: "Die jungen Männchen verlassen in der Regel das Rudel, wenn die Mutter erneut Nachwuchs bekommt", sagte er auf Anfrage. Auf der Suche nach einem Weibchen können die Tiere weite Strecken zurücklegen - und so sei der Wolf eben im Rheinisch-Bergischen Kreis gelandet. Dass er ausgerechnet hier eine Familie gründe, dürfe aber bezweifelt werden.

Das NRW-Landwirtschafts- und Umweltministerium gibt Spaziergängern, die dem Wolf begegnen, deutliche Ratschläge zu ihrer Sicherheit. Dort heißt es:

- Nicht versuchen, Wölfe anzufassen oder zu füttern.
- Nicht weglaufen, sondern stehen bleiben.
- Langsam zurückziehen, wenn man den Abstand vergrößern will
- Man kann einen Wolf vertreiben, indem man ihn laut anspricht, in die Hände klatscht und mit den Armen winkt.

Schafzüchter üben Kritik

Überhaupt nicht begeistert reagierte am Montag der Schafzuchtverband NRW auf die Nachricht von der Wolfs-Entdeckung. Verbandsvertreter Markus Barkhausen beklagte, das Land fördere und schütze zwar die Rückkehr der Wölfe, lasse die Schäfer aber meist allein.

"Wir hatten vor einigen Monaten den Fall eines jungen Züchters aus Westfalen, der durch Wölfe nachweislich einen Schaden von etwa 4000 Euro erlitten hat", berichtete Barkhausen: Der Mann warte noch immer auf sein Geld, werde wohl nicht mehr als ein Zehntel der Summe bekommen.

Zur jüngsten Herdenschutz-Tagung des Verbandes in Warburg strömten rund 200 Züchter aus ganz NRW: "Das zeigt, wie viel Druck im Kessel ist", sagt Barkhausen.

Wie auch immer: Der Wolf selbst muss keine Konsequenzen fürchten, wie Dr. Matthias Kaiser, Leiter der im ministerialen Arbeitsgruppe "Wolf in NRW", betont: "In Deutschland genießt der Wolf den höchst möglichen Schutzstatus nach dem Bundesnaturschutzgesetz."

Beim Landesumweltamt (LANUV) können rund um die Uhr alle Luchs- und Wolfssichtungen gemeldet werden unter 02361-305-0.

Auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen galt der Wolf seit Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet. Ein genaues Aussterbejahr lässt sich allerdings nicht mehr genau rekonstruieren. 1835 wurde in Ascheberg-Herbern (Westfalen) das letzte Mal die Erlegung eines Wolfes auf dem Gebiet des heutigen NRW dokumentiert, im Rheinland Ende des 18. Jahrhunderts bei Hilden.

Aus dem Winter 1963/1964 soll es einen Abschuss eines einzelnen Wolfes in NRW bei Bergheim gegeben haben. Über die Herkunft des Tieres ist hingegen nichts bekannt. Der erste belegte Wolfsnachweis konnte 2009 bestätigt werden, als ein Wolf aus Nordhessen die Grenze von NRW (Kreis Höxter) überquerte. Dieser Wolfsrüde hatte seit 2006 im Reinhardswald in Hessen gelebt und war im April 2011 tot aufgefunden worden.

(pec/skr)
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