"Die 39 Stufen" im Theater Flin

Riesig ragt der Dolch aus dem Rücken der Ermordeten. Darüber kann der unschuldige Inhaber der Wohnung nur einen Lampenschirm stülpen. Bis Putzfrau und Polizei kommen, ist der Held schon weg. An der Laterne draußen lauern finstere Gestalten. Schreck, Geschrei und Flucht, immer Tempo auf der Bühne. Das Theater Flingern zeigt "Die 39 Stufen". Sozusagen eine witzig aufgebürstete Klamotte vom Flohmarkt der Kultur. Und mit dem Etikett Hitchcock. Das wirkt.

Witz blitzt, das Stroboskop auch, die Nebelmaschine lässt Schwaden wallen, und eine Spielzeuglokomotive symbolisch: Wir sind im dampfenden "Flying Scotsman"-Express auf dem Weg in die Highlands. Zwei Leitern sind das Bühnenbild für alle Höhen und Tiefen. Um Wellen zu zeigen, wird mit blauem Tuch geschunkelt. Das Publikum staunt Bauklötze und freut sich wie einst in der Kindheit.

Erster und letzter Akt spielen im Palladium von London, mit Selbstironie zelebrieren Regisseur Philipp Kohlen-Priebe und sein Ensemble dagegen ihren Standort im Hinterhof. Ein spritziger Spaß für die ganze Familie, denn das Off-Theater haut wild in den Teller voller Gemüsesuppe von Buchan, Hitchcock und Barlow.

WERNER SCHWERTER

(RP)
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