Internet in NRW-Städten Die Suche nach dem Gratis-W-Lan

Düsseldorf · Nur wenige NRW-Kommunen bieten ein öffentliches W-Lan-Netz an – einige Städte und Gemeinden fürchten hohe Kosten oder juristische Folgen. Oftmals sind nur die ersten 30 Minuten beim Surfen im Internet umsonst.

 Die Grafik unserer Redaktion zeigt, wo es in der Region mit der W-Lan-Verbindung noch hakt.

Die Grafik unserer Redaktion zeigt, wo es in der Region mit der W-Lan-Verbindung noch hakt.

Foto: Eigene Recherche/Spruner

Nur wenige NRW-Kommunen bieten ein öffentliches W-Lan-Netz an — einige Städte und Gemeinden fürchten hohe Kosten oder juristische Folgen. Oftmals sind nur die ersten 30 Minuten beim Surfen im Internet umsonst.

Auf dem Times Square in New York geht es, in der U-Bahn-Station Baker Street in London ebenfalls, und auch vor dem Pariser Louvre ist es möglich, mal eben mit dem Smartphone oder Tablet ins Internet zu gehen. Das ist noch eine Traumvorstellung in vielen Kommunen in Nordrhein-Westfalen: Dort existiert vielerorts eine W-Lan-Wüste. Die Grünen fordern kostenfreies, drahtloses Internet in mehr Städten und Gemeinden im Land.

Dass es geht, machen einige kleine Städte vor. In Kevelaer gibt es seit vergangenem September ein City-W-Lan. Bürger, Händler und Gäste können sich in der Innenstadt kostenlos ins Netz einwählen. Auch in Monheim ist es möglich, gratis im Internet zu surfen. Allerdings ist die tägliche Nutzungsdauer auf sechs Stunden pro Gerät begrenzt, das Angebot soll noch ausgebaut werden. "Wir werden die Knotenpunkte sukzessiv erweitern und wollen auf diese Weise bis Ende des Jahres die Innenstadt abdecken", sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann. Andere Kommunen verzichten bislang auf ein städtisches W-Lan-Netz, darunter Emmerich, Moers, Dormagen und Mettmann. Auch in Krefeld gibt es kein öffentliches Internet. Die Stadt begründet das mit der Verteilung von Mobiltelefonen — viele Bürger hätten bereits eine UMTS-Flatrate für ihr Smartphone. "Dementsprechend ist die Attraktivität der W-Lan-Hotspots nach hiesiger Einschätzung entsprechend rückläufig", sagt Manuel Kölker, Sprecher der Stadt Krefeld.

Kommunen verzichten aus Kostengründen

Einige Kommunen verzichten aus Kostengründen auf die Einrichtung. Auch juristische Unwägbarkeiten werden oft als Argument genannt. Das Problem sei die sogenannte Störerhaftung in Deutschland. Wer einen Internetanschluss bereitstelle, müsse möglicherweise für Rechtsverstöße haften, die Nutzer im Netz begehen. "Die Angst ist nicht völlig unberechtigt — als Betreiber ist die Stadt in der Verantwortung. Ein öffentliches W-Lan ist nach wie vor ein juristisches Minenfeld", sagt Michael Terhaag, Fachanwalt für IT-Recht aus Düsseldorf. Er sieht Handlungsbedarf bei der Politik: "Es wäre aus meiner Sicht durchaus erstrebenswert, wenn bestimmte Gruppen, wie Hotels, Restaurantbetreiber und auch Kommunen haftungsmäßig privilegiert würden."

Die größeren Städte in NRW, darunter Bonn, Köln und Düsseldorf, haben zwar in den vergangenen Monaten mit dem Ausbau eigener W-Lan-Services begonnen. Jedoch gibt es ihr Angebot häufig nur an vereinzelten Punkten — gemessen an der Größe der Städte erscheint das oft relativ wenig.

Besucher des Kölner Weihnachtsmarkts konnten im vergangenen Jahr bereits auf dem Roncalliplatz im Internet surfen. In diesem Winter sollen auch der Heumarkt, Alter Markt und Ottoplatz mit Hotspots ausgerüstet werden. In Bonn gibt es seit Januar testweise ein Internetangebot — jedoch sind dort nur die ersten 30 Minuten kostenlos.

In Düsseldorf können Bürger und Touristen seit vergangenem Herbst an ausgewählten Orten kostenlos surfen. Eingerichtet wurde das Netz vom Berliner Unternehmen Wall AG. Derzeit sorgen elf Hotspots in der Innenstadt für den Netzempfang. "50 Hotspots sind das Ziel und damit ein weites Netz in der Innenstadt. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Düsseldorf läuft reibungslos, und mit unseren Anlagen sind wir in der Serienfertigung", sagt Michael Wehran von der Wall AG.

30 Minuten am Düsseldorfer Flughafen frei

Auch am Düsseldorfer Flughafen kann man seit Anfang April kostenlos surfen — für 30 Minuten. Danach werden Gebühren (ab vier Euro) fällig. Der Airport reagierte damit auch auf die Kritik von EU-Kommissarin Neelie Kroes. Sie sendete kürzlich vom Flughafen eine Nachricht über Twitter, die für Aufregung sorgte: "Sie verlangen Geld fürs W-Lan — das ist Diebstahl! Wir zahlen enorme Gebühren, um Flughäfen zu benutzen, die Menschen erwarten 2014 Netzwerkfähigkeit." Dennoch soll die Nutzung am Düsseldorfer Flughafen nicht gänzlich kostenlos werden. "Einerseits wollen wir den Passagieren und Gästen an unserem Flughafen ein gutes, attraktives Produkt anbieten. Auf der anderen Seite haben wir aber auch eine Verantwortung als wirtschaftlich agierendes Unternehmen", sagt Flughafensprecher Christian Hinkel. Anders ist es am Airport Köln-Bonn: Dort sollen Gäste und Besucher kostenlos im Internet surfen können.

Auch an vielen großen Bahnhöfen in NRW gibt es Hotspots. Darunter sind die Hauptbahnhöfe Düsseldorf, Duisburg und Köln. "Wir werden das Angebot bedarfsgerecht weiter ausbauen", sagt DB-Sprecher Kai-Henning Wagner. Kostenfrei ist das Angebot jedoch nur in der ersten halben Stunde.

In Leverkusen startete Fußball-Bundesligist Bayer 04 kürzlich mit einem Pilotprojekt: Nach einmaliger Registrierung können Fans bei Heimspielen in der BayArena kostenlos im Netz surfen. "Damit sind wir auf dem Weg zum Stadion der Zukunft", sagt Bayer-04-Kommunikationsdirektor Meinolf Sprink.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Sonntagsausgabe der Rheinischen Post App. Aus Vollständigkeitsgründen ist er hier erneut zu lesen.

(RP)
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