Düsseldorf Düsseldorf muss noch einmal wählen

Düsseldorf · Feierstimmung bei der SPD. OB-Kandidat Thomas Geisel zwingt den Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) überraschend in die Stichwahl. Sollte der SPD-Politiker die Stimmen der Grünen bekommen, wird es für Elbers knapp.

Bis in den späten Abend feierten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und der Düsseldorfer OB-Kandidat Thomas Geisel (SPD) mit sozialdemokratischen Anhängern auf dem Düsseldorfer Rheinschiff "MS Düsseldorf" die bislang größte Überraschung der Kommunalwahlen. Der Favorit für die Oberbürgermeisterwahl in Düsseldorf, CDU-Amtsinhaber Dirk Elbers, muss in die Stichwahl gegen seinen SPD-Herausforderer.

Das sorgte für gute Laune an Bord. Der Tote-Hosen-Klassiker "An Tagen wie diesen" wurde intoniert, Hannelore Kraft rief ihrem Parteifreund Geisel mit Blick auf die Stichwahlen zu: "Du schaffst das. Heute feiern, ab morgen kämpfen."

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die SPD-Landeschefin als Ziel ausgegeben hatte, die letzte schwarze Bastion dieser Größe in NRW zu schleifen. Auch an der Auswahl des Kandidaten der Düsseldorfer Genossen soll Kraft maßgeblich beteiligt gewesen sein. Der 50-jährige Rechtsanwalt Geisel landete gestern nach Auszählung aller Wahlkreise mit 37,8 Prozent der Stimmen zwar klar hinter dem 54-jährigen Betriebswirt Elbers. Mit 46,1 Prozent verfehlte der jedoch die absolute Mehrheit. Im zweiten Wahlgang kommt es deshalb am 15. Juni zwischen den beiden erneut zum Duell - und das erhöht die Chancen des Sozialdemokraten.

Elbers, der 2008 nach dem Tod seines Parteifreunds Joachim Erwin mit knapp 60 Prozent zum hauptamtlichen Oberbürgermeister gewählt worden war, hat gestern deutlich Federn lassen müssen. Sein Kurs hat zwar überzeugt, aber offenbar fielen auch die Fehler seiner sechsjährigen Amtszeit für viele ins Gewicht. Die Elbers Kernthemen sind der Erhalt der Schuldenfreiheit, der Ausbau der Kindertagesstätten (vor allem für unter Dreijährige), die städtebauliche Entwicklung mit Großprojekten wie Kö-Bogen und Wehrhahn-Linie, aber auch ein Konzept für mehr preiswerten Wohnraum. Dem haben neben der FDP, seit 1999 im Düsseldorfer Stadtrat Bündnispartner der CDU, im vergangenen Sommer auch die Grünen zugestimmt. Unmut hat er sich aber zugezogen, als er zehn Feuerwehrmänner vorübergehend suspendierte, weil sie sich im Internet kritisch positioniert hatten.

Auch der Skandal um die Stadttochter IDR und provokante Sprüche in Richtung verschuldeter Nachbarkommunen haben Elbers Sympathien gekostet. Selbst in bürgerlichen Kreisen schüttelte man den Kopf. Geisel verkaufte sich im Wahlkampf als Gegenmodell, als Mann für die Stadtteile und mit einer massiven Kampagne für mehr bezahlbaren Wohnraum als Anwalt der Mieter. Für mehr preiswerten Wohnraum sowie Investitionen in Schulen und Kitas ist Geisel sogar bereit, die Schuldenfreiheit der Landeshauptstadt aufzugeben. Kritisch wurde indes von seinen Parteifreunden, vor allem von den Grünen, Geisels Äußerung gesehen, die Erdgas-Förderung mit Fracking dürfe nicht prinzipiell tabuisiert werden. Eine Empfehlung will Miriam Koch, OB-Kandidatin der Grünen, die im ersten Wahlgang 9,3 Prozent geholt hat, deshalb vor der Stichwahl nicht für Geisel aussprechen.

Hier der Ur-Düsseldorfer Elbers, der mit seiner Jugendliebe verheiratet und seit Jahren in der CDU verankert ist, der das Brauchtum ebenso mag wie das Schickimicki der Stadt. Dort der Ex-Energie-Manager, der seit Langem mit seiner zweiten Frau Vera und den vier gemeinsamen Töchtern in Düsseldorf lebt. Am 15. Juni hat Düsseldorf endgültig die Wahl.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort