Gefahr durch Hochwasser Orkan zerstört Deiche in Düsseldorf

Düsseldorf/Emmerich · Entlang des Rheinufers sind Hunderte Bäume umgestürzt. Bei Hochwasser könnte Gefahr drohen.

Ela 2014: Sturmschäden in Düsseldorf von oben
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Foto: Hans Blossey

Reihenweise hat der Orkan die Bäume an den Düsseldorfer Deichen geknickt und entwurzelt. "Durch den Sturm wurden meist die Kronen zerstört, die Stümpfe der Stämme und die Wurzeln blieben stehen", sagt der Leiter des Stadtentwässerungsbetriebs, Claus-Henning Rolfs. An einigen Stellen klaffen Löcher in den Befestigungsanlagen.

Bei steigendem Pegel könnten Deiche, die bei dem schweren Unwetter am Pfingstmontag beschädigt wurden, unterspült werden. "Bis zum 1. November müssen alle Deiche intakt sein, weil dann die Hochwasser-Saison beginnt", erklärt Rolfs, der als Deichgräf auch für den Hochwasserschutz verantwortlich ist. Mit einem extremen Sommerhochwasser sei nicht zu rechnen, "erfahrungsgemäß steigt der Rheinpegel in der Sommerzeit nicht über sieben Meter. Da besteht keine Gefahr für die Deiche."

Die Stellen, an denen entwurzelte Bäume das Erdreich aufgerissen haben, würden so bald wie möglich gestopft und mit Erde fest verdichtet. Zurzeit werde an einer Bestandsaufnahme der Schäden mit Hochdruck gearbeitet, umgestürzte Bäume würden weggeräumt. Denn die Wege sollen laut Rolfs möglichst schnell wieder für Fußgänger und Radfahrer gefahrlos passierbar sein.

300 Pioniere der Bundeswehr haben am Freitag mit Panzerunterstützung entwurzelte Bäume aus dem Weg geräumt. Nun bittet auch die Essener Feuerwehr die Bundeswehr beim Beseitigen der Sturmschäden um Hilfe. Das Kabinett will am Dienstag über Hilfen für die unwettergeschädigten Kommunen beraten. Die Kommunen seien bereits vom Innenministerium gebeten worden, die Schäden zu beziffern, die nicht von Versicherungen abgedeckt würden, sagte Regierungssprecher Thomas Breustedt. Der Vorsitzende der Essener CDU, Thomas Kufen, forderte ein Soforthilfeprogramm. 2007 habe die Landesregierung nach dem Orkan "Kyrill" 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, unterstrich der CDU-Politiker in einer Mitteilung. Auch jetzt seien die verheerenden Folgen des Orkan-Tiefs "Ela" nicht allein von den Kommunen zu stemmen.

In Düsseldorf müsse in den kommenden Tagen festgelegt werden, wie mit dem Baumbestand weiter verfahren werden soll. "Grundsätzlich haben Bäume auf einem Deich nichts zu suchen, weil sie Schäden verursachen können", sagt Deichgräf Rolfs. Mit den Natur- und Umweltschützern müsse ein Konzept erarbeitet werden, wie die Sicherheit der Deiche und der Hochwasserschutz am besten gewährleistet werden können.

Dass es in manchen Städten noch immer viele Bäume im Deichbereich gibt, kann Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbands Bislich-Landesgrenze, nicht verstehen. "Die herausbrechenden Wurzeln stellen immer ein hohes Risiko da", sagt Friedrich. In Emmerich gibt es anders als in Düsseldorf keine Bäume mehr auf den Deichen. "Ein Sturm bedeutet für unsere Deiche deshalb keine große Gefahr."

So traf das Unwetter Düsseldorf
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Foto: Susanne Hamann

Den baumlosen Deich durchzusetzen, sei nicht leicht gewesen. "Wir hatten mit vielen Widerständen zu kämpfen", sagt Friedrich. Vor allem Naturschützer sehen es kritisch, wenn Grün in der Landschaft verschwindet. Bei jedem Baum, der entfernt wird, müsse man sich auf Nachfragen einrichten. "Aber so ein Unwetter wie jetzt zeigt deutlich, dass wir mit dieser Linie richtig liegen", so der Geschäftsführer des größten Deichverbandes in NRW. Bäume am Deich seien die größte Gefahr für die Standsicherheit. "Wenn die Wurzelteller durch die Wucht des Orkans herausgerissen werden, können Riesenlöcher in der Deichtrasse entstehen." Wie gefährlich Bäume auf Deichen seien, habe auch die Hochwasserkatastrophe im Osten gezeigt. Überall da, wo Bäume standen, sei zumeist auch der Deich gebrochen.

Diskutiert wird aktuell nicht nur, ob Bäume auf den Deichen aus Sicherheitsgründen weichen müssen, sondern auch, ob die teils dichte Bepflanzung entlang der Bahnlinien in NRW notwendig ist. Während des Orkans stürzten Tausende Stämme, Äste und Zweige auf die Gleise und zerstörten Oberleitungen. Allein entlang der Strecken der Bahnlinien S 6 und S 9 wurden laut Bahn mehr als 50 Prozent der Oberleitungen zerstört. Inzwischen wurden 1000 Bäume von den Strecken geräumt. Der Schaden, den die umgestürzten Bäume angerichtet haben, sei noch nicht zu beziffern, teilte die Bahn gestern auf Anfrage mit.

Um einen "betriebssicheren Zustand" der Bahnanlagen gewährleisten zu können, müsse der sogenannte Regellichtraum - also das Gleisprofil - freigehalten werden. Das entspreche etwa 4,80 Meter. "Es muss verhindert werden, dass Bäume oder Sträucher in das Gleisprofil hineinragen und die freie Sicht auf die Signale oder auf die Strecke behindern", erklärt ein Bahnsprecher. Dabei sei auch der Schutz der Anlieger vor möglichen Gefahren wie herabfallenden Ästen wichtig. Es werde jedoch versucht, dabei den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten. "Die Absicht, einen generellen Freischnitt anzustreben, gibt es derzeit nicht", sagt der Bahnsprecher.

(RP)
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