"Eon wird in Düsseldorf bleiben"

Herr Elbers, Ihre Äußerungen zum Stellenabbau bei Eon haben Ihnen Kritik von SPD und Gewerkschaften eingebracht. Was sagen Sie den Mitarbeitern, die nun Ihre Jobs verlieren?

Elbers Jeder Verlust eines Arbeitsplatzes in Düsseldorf ist unschön. Allerdings ist es denkbar, dass einige Mitarbeiter vom Standort Düsseldorf nach Essen gehen. Das ist nicht weit weg, Pendeln von Düsseldorf nach Essen ist möglich.

Die SPD hat Ihnen vorgeworfen, nicht das Gespräch mit Eon gesucht zu haben und gibt Ihnen so eine Mitschuld am Jobverlust?

Elbers Unfug. Was die SPD fordert, geschieht regelmäßig. Ob mit Johannes Theyssen oder Bernhard Reutersberg, der für den Umbau von Eon zuständig ist – wir sind im stetigen Austausch.

In Essen werden zwar auch Stellen abgebaut, durch Umstrukturierungen bleibt dort aber unterm Strich die gleiche Anzahl an Stellen. In Düsseldorf werden wohl 1000 Stellen wegfallen. Warum konnten Sie einen Jobabbau nicht verhindern?

Elbers Sie dürfen die Macht einer Stadtverwaltung gegenüber einem global agierenden Konzern nicht überschätzen. Eon baut die Stellen ja hier nicht deshalb ab, weil der Standort Düsseldorf unattraktiv wäre. Einer der Hauptgründe für den Stellenabbau bei Eon ist der deutsche Ausstieg aus der Atomenergie. Das ist eine Zäsur. Die Stadt Düsseldorf hatte darauf keinen Einfluss.

Es drängt sich der Vergleich mit ThyssenKrupp auf. Vor einem Jahr hat der Konzern seinen Sitz von Düsseldorf nach Essen verlegt.

Elbers ThyssenKrupp ist ein besonders Beispiel mit historischem Hintergrund. Krupp kommt nun mal aus Essen. Beide Beispiele zeigen, dass der Einfluss der Stadt bei unternehmerischen Entscheidungen begrenzt ist.

Gewerkschafter fürchten, Eon könnte in drei oder vier Jahren seinen Sitz in Düsseldorf aufgeben und ganz nach Essen ziehen...

Elbers Eon wird seinen Sitz in Düsseldorf behalten – das ist der aktuelle Stand der Dinge.

Sie haben nach der Bekanntgabe des Stellenabbaus Verständnis für die Vorgehensweise von Eon geäußert. War das im Nachhinein ein Fehler?

Elbers Nein, keineswegs. Wir als Verwaltung müssen die unternehmerischen Entscheidungen von Wirtschaftsunternehmen respektieren, auch wenn der Verlust von Arbeitsplätzen immer eine schmerzliche Sache ist. Gleichzeitig entstehen ja auch neue Jobs in Düsseldorf.

Welche und wie viele?

Elbers Eurowings zog von Dortmund nach Düsseldorf mit 300 Mitarbeitern. Cemex Deutschland brachte 280 Beschäftigte. Der Anlagenbauer GEA kam mit 150 Mitarbeitern in die Airport City. Der chinesische Telekommunikationsanbieter Huawei hat seit 2005 über 600 Mitarbeiter am Standort Düsseldorf konzentriert. Und nicht zuletzt bringt Abercrombie & Fitch 500 Mitarbeiter in die Stadt.

Die Opposition im Rat der Stadt kritisiert Ihre Auslandsreisen. Zu Wirtschaftspolitik gehöre mehr, als nach Russland, China oder Indien zu reisen und unverbindliche Gespräche zu führen...

Elbers Die SPD unterschätzt die Bedeutung der aufstrebenden Märkte. Um so etwas auszugleichen, wie den Jobabbau bei Eon, muss ich eben immer wieder in den Flieger steigen und in Ländern wie China die Werbetrommel für Düsseldorf rühren. Dass das was bringt, zeigt nicht zuletzt das Investment von Huawei, die über 600 Arbeitsplätze in Düsseldorf schaffen und auch eine eigene Forschungsabteilung mit 30 Mitarbeitern in der Landeshauptstadt ansiedeln. In den vergangenen Jahren haben sich 300 chinesische Firmen in Düsseldorf niedergelassen. Vor allem die letzte Reise nach China, bei der ich unter anderem die Oberbürgermeister von Peking und Chongqing getroffen habe, hat sehr konkrete Erfolge gehabt.

Sie haben mit Äußerungen von der Wirtschaftsregion Düsseldorf/Essen für Verwirrung gesorgt...

Elbers Eon selbst hat von der Region Düsseldorf/Essen gesprochen. Aber wir müssen uns von dem Neid und Klein-klein der Nachbarstädte verabschieden. Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen. Man kann nicht immer von der regionalen Kooperation sprechen, und die Stärken der Region betonen, und dann, wenn es einer wirklich umsetzt, ihm genau das vorwerfen.

Was kann die Stadt tun, um für Unternehmen attraktiv zu bleiben?

Elbers Wir werden alles tun, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich Unternehmen hier wohlfühlen. Hinweise darauf, dass Unternehmen sich nach Alternativen zu Düsseldorf umschauen, nehmen wir sehr ernst. Dazu gehört auch, für Unternehmen Flächen bereitzustellen. Aber auch weichere Faktoren spielen eine wichtige Rolle – von der Infrastruktur bis hin zur Kinderbetreuung. Düsseldorf ist eben eine Stadt zum Leben und Arbeiten.

Gilt das auch für Industrieunternehmen?

Elbers Düsseldorf ist deshalb stärker als andere Städte, weil es von seinem Branchenmix lebt. Dazu gehört zweifelsfrei die Industrie, aber genauso Anwaltskanzleien oder unsere erfolgreiche Werbebranche. Und diese Branchen sind ja vor allem auch hier, weil es bei uns produzierende Unternehmen gibt.

Aber Industrie sorgt in städtischen Ballungsräumen wie hier in Düsseldorf immer wieder für Konflikte. Was müssen Firmen tun?

Elbers Ein gutes Beispiel war der große Erfolg der Langen Nacht der Industrie, bei der Firmen ihre Pforten für Bürger geöffnet haben. So schafft Industrie mehr Transparenz und damit auch Akzeptanz. Vorbildlich sind auch Firmen wie die Gießerei Dillenberg in Eller, die gute Nachbarschaft mit den Anwohnern pflegt. Oder die Papierfabrik Schulte in Bilk, die die Geruchsbelästigungen auf ein Minimum reduziert hat.

Thorsten Breitkopf und Hans Onkelbach führten das Gespräch.

(RP)
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