"Es war klar: Wenn Nachwuchs kommt, bleibe ich zu Hause"

Bereits mit 14 arbeitete Florian Spettmann in der Gastronomie, ließ sich später zum Koch ausbilden und hatte jahrelang Spaß im Beruf. Was er aber auch merkte: Familienfreundlich waren die Arbeitszeiten nicht, Kollegen mit Kindern beklagten sich oft darüber. "Deshalb war für meine Frau Maike und mich von vorneherein klar: Wenn Nachwuchs kommt, bleibe ich zu Hause", sagt der 32-Jährige aus Alpen. Seine Frau arbeitet als stellvertretende Heimleiterin bei der Lebenshilfe im Schichtdienst, was die Haushaltsorganisation schwierig macht, aber auch Freiräume bietet.

Als Sohn Leon vor fünf Jahren geboren wurde, ging Spettmann wie geplant in Elternzeit und kündigte danach seinen Job. "Natürlich war mein Arbeitgeber davon nicht sonderlich begeistert", erzählt er. "Damals wurde man als Vater, der für sein Kind auf die Karriere verzichtet, noch wie ein Alien betrachtet." Auch im Freundeskreis musste der frischgebackene Hausmann sich viele dumme Sprüche anhören, wurde oft verspottet und bestenfalls belächelt. Auf dem Spielplatz klopfte ihm einmal ein Polizist auf die Schulter und fragte ihn, warum er die Kinder beobachte. Zum Glück rief Sohn Leon da gerade nach seinem Papa. "Besorgte Mütter hatten die Beamten wohl alarmiert", sagt Spettmann. "Heute hat sich das gesellschaftliche Klima aber gewandelt. Dass Väter zu Hause bleiben, ist selbstverständlicher geworden - auch einige der Spötter in meinem Freundeskreis haben Elternzeit genommen."

Spettmann bilanziert sein Leben als Hausmann durchweg positiv. Das Verhältnis zu seinen Kindern - zu Leon gesellte sich noch Lars (2) - sei viel intensiver, als wenn er arbeiten würde. "Man bekommt viel mehr von ihrer Entwicklung mit." Mehr auf jeden Fall als seine Frau, die manchmal etwas neidisch ist. Und Spettmann weiß jetzt, wie anstrengend es ist, einen Haushalt mit zwei Kindern zu führen. Oft sei er so erschöpft wie nach einem harten Tag in der Restaurantküche, erzählt er. Wobei die Vereinbarung im Hause Spettmann lautet: Abwasch, Aufräumen und Putzen wird geteilt, das Kochen übernimmt der Mann im Haus. Schon allein weil Florian Spettmann so gerne kocht. Deshalb will er auch wieder beruflich in der Küche stehen, sobald die Kinder tagsüber gut versorgt sind. Jörg Isringhaus

(RP)
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