Zwei-Sterne-Restaurant Essens Stadtchef lud Politiker zu Luxusessen für 2600 Euro ein

Essen · Essener Politiker ließen es sich beim Städtetag in Nürnberg so richtig schmecken: 2655 Euro standen am Ende auf der Rechnung eines zwei-Sterne-Restaurants. Übernommen wurde diese von Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU), ausgestellt war sie aber auf die Stadt Essen.

 Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen.

Foto: dpa, mjh htf

Neun Mal den Haus-Aperitif für je 17 Euro, acht Flaschen Edelwein für insgesamt 685 Euro und 14 Mal das "Kleine Menü" zu jeweils 122 Euro. Den Vertretern der Stadt Essen dürfte es beim Städtetag in Nürnberg am 30. Mai gut gemundet haben. Immerhin besuchte die Delegation das Restaurant "Essigbrätlein" und seine zwei-Sterne-Küche, diese gilt als eine der besten des Landes.

Die "Bild"-Zeitung berichtete am Freitag über das gemeinsame Abendessen, zu dem Stadtchef Thomas Kufen die Politiker aller Parteien eingeladen hatte - fast alle nahmen an. Dabei waren laut der Zeitung unter anderem die Bürgermeister Rudolf Jelinek (SPD) und Franz-Josef Britz (CDU), sowie der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Schöneweiß und Ratsfrau Ezgi Bilge Güyildar (Linke). Einzig Vertreter der "Grünen" blieben der Runde fern. Der "WAZ" sagte Kufens Sprecherin Silke Lenz am Freitag, es habe sich um eine private Einladung Kufens gehandelt.

 Das Team des Essigbrätlein in Nürnberg: Inhaber Andree Köthe (links) und Chefkoch Yves Ollech.

Das Team des Essigbrätlein in Nürnberg: Inhaber Andree Köthe (links) und Chefkoch Yves Ollech.

Foto: dpa

Das mutet manchen in der finanziell klammen Ruhrgebietsstadt komisch an. Immerhin wurde die Einladung mit dem offiziellen Briefkopf der Stadt verschickt. Die üppige Rechnung über 2655 Euro wurde zunächst auf die Stadt Essen, deren Rathaus-Anschrift am Porscheplatz und namentlich die persönliche Referentin des OB, Sabine Ginko, ausgestellt.

Kufen selbst speiste letztlich gar nicht mit, sondern verbrachte den Abend bei Koalitionsverhandlungen der Landes-CDU mit der FDP in Düsseldorf - wo ausgerechnet über Kommunalfinanzen diskutiert wurde. Ginko übernahm die Kosten zunächst, zahlte laut "WAZ" mit der privaten Kreditkarte. Am nächsten Tag präsentierte sie ihrem Chef den Beleg, dieser erstattete ihr die Kosten daraufhin per Scheck — aus der eigenen Tasche.

In der Ruhrgebietsstadt wird nun diskutiert: Hatte der OB den Abend ursprünglich als offiziellen Termin verbuchen und die Rechnung der leeren Stadtkasse aufdrücken wollen? Und machte der OB einen Rückzieher, nachdem die Kostenaufstellung derart hoch ausgefallen war?

Kufen-Sprecherin Lenz stritt das zuletzt ab. Eine private Einladung des Essener OB auf Briefpapier mit dem offiziellen Stadtwappen sei "ein übliches Vorgehen".

(cbo)
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