Düsseldorf Ex-Chef der Staatskanzlei: "BLB war total überfordert"

Düsseldorf · Als Chef der Staatskanzlei unter Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) war Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff maßgebender Treiber beim Bau des Landesarchivs in Duisburg. Weil der Skandalbau statt der geplanten 42,5 Millionen Euro am Ende mindestens 196 Millionen Euro kostete, musste er gestern vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss im NRW-Landtag aussagen. Er ging in die Offensive und wies dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes die Hauptschuld zu: "Der BLB war hoffnungslos überfordert." Indirekt gab er auch dem damaligen Finanzminister Helmut Linssen (CDU) Mitschuld, der die BLB-Fachaufsicht führte. "Warum der Verwaltungsrat nicht eingeschritten ist, weiß ich nicht", sagte Grosse-Brockhoff.

Immer wieder will er dem BLB Fragen zur Kostenentwicklung gestellt haben. Angeblich wurde er stets mit ausweichenden und verschleiernden Antworten abgespeist. "Ich habe mich damit begnügt. Ich war ja nur Mieter und nicht Bauherr", so Große-Brockhoff.

Obwohl die Stadt Duisburg ein Vorkaufsrecht für das Grundstück hatte, schnappte ein Essener Privatinvestor dem BLB die Fläche kurz vor dem Notartermin vor der Nase weg. Also beschloss der BLB, den Neubau von dem Investor entwickeln zu lassen und anschließend anzumieten. Im Oktober 2007 unterschrieb der BLB den Mietvertrag: 3,8 Millionen Euro pro Jahr plus eine proportionale Erhöhung der Miete bei steigenden Baukosten.

Die sind danach extrem gestiegen. Unter anderem, weil der geplante Turm der Aktenlast eines Landesarchivs überhaupt nicht gewachsen war und aufwendig nachgerüstet werden musste. Grosse-Brockhoff bestritt nicht, Treiber gewesen zu sein und intern auch schon mal mehr Wert auf die Qualität des Baus als auf die Kosten gelegt zu haben. "Aber das ist doch kein Freibrief für einen Bauherrn", sagte er gestern. Ende Oktober soll Jürgen Rüttgers vernommen werden.

(tor)
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