Neuss Eulen nach Neuss tragen

Den Neussern liegt Netzwerken im Blut. Das beweist schon das Schützenfest. Und natürlich seit zehn Jahren "Was gibt's Neuss"?

 Das Gründer-Quintett stößt auf die gelungene Premiere an, v.l.: Gastgeber Axel Pollheim, Landrat Dieter Patt, Innenminister Ingo Wolf, der die Begrüßungsrede hielt, Bürgermeister Herbert Napp und Volksban-Chef Rainer Mellis.

Das Gründer-Quintett stößt auf die gelungene Premiere an, v.l.: Gastgeber Axel Pollheim, Landrat Dieter Patt, Innenminister Ingo Wolf, der die Begrüßungsrede hielt, Bürgermeister Herbert Napp und Volksban-Chef Rainer Mellis.

Foto: Lothar Berns

Mer kenne sech, mer helfe sech. Neusser beherrschten schon die hohe Kunst, persönliche und berufliche Kontakte unaufgeregt zu knüpfen, da war der Begriff Netzwerken noch nicht erfunden. Das Schützenwesen mit dem Schützenfest als Speerspitze Ende August ist nichts anderes als eine Netzwerk-Veranstaltung. Sage mir, in welchen Zug Du bist, und ich sage Dir, wer Du bist.

Axel Pollheim trug also die sprichwörtlichen Eulen nach Athen, als er 2006 seinen Gang nach Neuss vorbereitete. Dennoch, oder gerade deshalb, wollten die Neusser überzeugt werden, dass sie diese zusätzliche Veranstaltungsreihe, die noch dazu auf jegliche Art eines Programms verzichtete, auch wirklich benötigten. Schnell begriffen die Neusser aber, dass sie bei Pollheims Einladungen das tun konnten, was sie am besten können: trinken, essen, reden.

Und dann dieser Name, der geradezu Neusser Lebensart ausdrückt: Was gibt's Neuss?? Die geliebte Vaterstadt im Titel und sprachlich so geschickt eingesetzt, dass Neuss zugleich auch Neues suggeriert … und wer will schon auf ein Stück Heimat und spannende Neuigkeiten verzichten?

 Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth war Premierengast in Neuss; sie kam mit Ehemann Roland und trafNGZ-Redakteur Klaus D. Schumilas (r.) wieder, der einmal als Sportredakteur begonnen hatte.

Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth war Premierengast in Neuss; sie kam mit Ehemann Roland und trafNGZ-Redakteur Klaus D. Schumilas (r.) wieder, der einmal als Sportredakteur begonnen hatte.

Foto: Lothar Berns

Seit zehn Jahren eilen alle sechs bis acht Wochen in der Spitze mehr als 600 Gäste zur Neusser Variante eines INTreffs. Am 15. September war's die 75. Auflage mit 450 Besuchern — ein Doppeljubiläum. Pollheim und seine Idee haben sich durchgesetzt. Er kam als Fremder in die auf den ersten Blick unscheinbare Stadt, in der er heute viele Freunde hat, die er mag und über die er immer noch staunend sagt: "Neuss tickt anders" — und es klingt wie ein Kompliment.

Das mögen Neusser. Aus anfänglicher Distanz ist selbst bei den Schützen eine große Liebe geworden. Der Präsident ist Stammgast. Anfangs hatte Thomas Nickel noch bei einer Schützenversammlung die rhetorische Frage gestellt: "Brauchen wir einen neuen Netzwerk-Treff?" Sechs Tage später fand sich Nickel beim Golfturnier der städtischen Wirtschaftsförderung in einem Flight mit Netzwerker Axel Pollheim wieder …

Bürgermeister Napp weiß, dass Erfolg das Ausschalten von Zufall bedeutet. Einen eigenen (Stamm-) Tisch haben inzwischen die ehemaligen Schützenkönige eingerichtet, wo sie ausnahmsweise auf das Kommando einer Frau hören: Ex-Königin Carmen Kuhnert führt charmant Regie und keinen stört's, dass sie auch noch rechtsrheinisch in Düsseldorf wohnt.

 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe - hier mit seiner Frau Heidi Oldenkott-Gröhe und Dr. Nicolas Krämer, Geschäftsführer des Lukaskrankenhauses - war einer der prominenten Gäste bei der Jubiläumsfeier.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe - hier mit seiner Frau Heidi Oldenkott-Gröhe und Dr. Nicolas Krämer, Geschäftsführer des Lukaskrankenhauses - war einer der prominenten Gäste bei der Jubiläumsfeier.

Foto: Lothar Berns

Schützen mögen — zumindest bei Versammlungen und Umzügen ohne Frauen auskommen. Bei Was gibt's Neuss? netzwerken sie mit. Längst sind Axel Pollheims Veranstaltungen Fixpunkte des gesellschaftlichen Lebens in Neuss und das nun schon zehn Jahre lang. Er ist geblieben, wo andere längst gegangen sind. Bei der Premiere firmierten Landrat Dieter Patt und Bürgermeister Herbert Napp als Einladende, heute sind deren Nachfolger Hans-Jürgen Petrauschke und Reiner Breuer die Schirmherren.

Gewechselt hat auch der Veranstaltungsort. Alles begann 2006 in der großen Eventhalle im Hafen. Heute lieben es die Neusser kuschelig eng in der Wetthalle auf dem Rennbahngelände. Promis sind immer willkommen — sie stören die Neusser nicht bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Trinken, Essen und Reden — mehr kenne sech, mer helfe sech …

Ludger Baten ist Redaktionsleiter der Neuss-Grevenbroicher Zeitung.

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