Die Macht der Bilder Auf ein Foto mit Armstrong und Kennedy

Düsseldorf · Wenn ein Fotograf auf einem bedeutsamen Termin sein Motiv aus den Augen verliert, kann das zur redaktionellen Katastrophe werden. Zum 70. Geburtstag der Rheinischen Post erinnert sich der langjährige RP-Fotoreporter Ulrich Horn.

 Ganz nah dran an den Großen seiner Zeit: RP-Fotograf Ulrich Horn - hier links im Bild - mit der Jazz-Legende Louis Armstrong.

Ganz nah dran an den Großen seiner Zeit: RP-Fotograf Ulrich Horn - hier links im Bild - mit der Jazz-Legende Louis Armstrong.

Foto: Bretz, Andreas

"Wo ist nur Kennedy, wo ist er nur?", murmelte Ulrich Horn deshalb auch immer wieder vor sich hin, als er den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy bei dessen Staatsbesuch in Frankfurt 1963 fotografieren sollte. Doch der Präsident schien in der Menge verschwunden. "I am here", sagte dann plötzlich ein Mann gleich neben Ulrich Horn. Das war Kennedy. Offenbar hatte er seinen Namen gehört. Und Horn hatte sein Präsidenten-Foto im Kasten.

Anekdoten wie diese kann der 79-Jährige viele erzählen. Fast 40 Jahre lang, von 1961 bis 2000, war er Fotograf bei der Rheinischen Post, war in Düsseldorf und in der ganzen Welt unterwegs, fotografierte Fürsten und Arbeiter. Beginnt er, sie alle aufzuzählen, scheint einer spannender als der Nächste: Kennedy, die Königin von England, Elizabeth II., Papst Johannes Paul II., der Dalai Lama, die Düsseldorfer Zero-Gruppe natürlich mit Mack, Uecker und Piene.

Und die großen deutschen Staatsmänner. "Wenn die Rheinische Post zum Exklusiv-Interview in Bonn beim Bundeskanzler war, dann war ich oft mit als Fotograf dabei", erinnert er sich. Besonders beeindruckend seien immer die Begegnungen mit Konrad Adenauer gewesen. "Und als er gestorben ist und wir Fotografen die Beerdigung fotografieren mussten, war das sehr berührend", sagt er.

 Ulrich Horn heute

Ulrich Horn heute

Foto: Bretz, Andreas

Spannend sei auch die erste Herztransplantation in Düsseldorf gewesen, die er 1988 fotografieren durfte, und zwar live im OP-Saal. "Der Moment, in dem ein kaputtes Herz aus einem Körper genommen und ein gesundes eingesetzt wird und der Patient dann am nächsten Morgen wieder läuft - das vergisst man nie", sagt Ulrich Horn.

Zur Rheinischen Post gekommen ist er nach Stationen bei ein paar Fotoagenturen und beim Droste Verlag. "Die Rheinische Post saß damals noch komplett an der Blumenstraße, wo heute die Schadow Arkaden stehen. Dort wurde auch gedruckt", erzählt Horn. Und wenn ein Redakteur besonders spät dran war, weil er noch einen wichtigen Termin hatte, sei dieser einfach in die Druckerei spaziert und habe den Setzern die letzten Worte diktiert, bevor die Druckmaschinen anliefen - in Zeiten der Digitalisierung kaum vorstellbar.

Unter Zeitdruck stand auch Horn oft: "Wenn ich irgendwo im Umland einen schweren Unfall fotografiert habe, bin ich danach mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn gebrettert, um noch alles entwickeln zu können, damit es das Foto noch in die Zeitung schafft. Das war manchmal haarscharf." Aber am Ende sei dann doch immer noch alles gut gegangen, erschienen ist die Zeitung immer - mit den Fotos.

Nicht immer waren diese jedoch bunt. Erst in den 90er Jahren wurde die Zeitung in Farbe gedruckt - und das zunächst auch nur am Wochenende. "Zwischenzeitlich war ich zuständig dafür, dass die Farben in der Zeitung am Wochenende gut aussahen. So schön wie heute war das aber natürlich noch nicht", sagt Ulrich Horn.

Dennoch ist er sich sicher: Es waren gute Zeiten für den Journalismus, in denen er gearbeitet hat, alles war möglich. Eines allerdings neidet er seinen Kollegen von heute ein bisschen: Wie groß ihre Bilder gedruckt werden. "Die ganze Grafik einer Zeitung ist viel wichtiger geworden, Fotos werden richtig groß gezeigt - und das sieht richtig toll aus."

(lai)
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