Begehrte Spezialisten IT-Forensiker sind digitale Fährtensucher

Bei Forensik denken viele an Gerichtsmediziner, aber auch in der digitalen Welt müssen Spuren verfolgt werden.

Die Sicherung und Auswertung von Beweisen gehört zum Alltag an Gerichten. Mit Forensik werden alle wissenschaftlichen und technischen Arbeiten bezeichnet, die der Sicherung von Beweisen in Gerichtsverfahren dienen. Und Beweise müssen heute nicht nur in der realen, sondern auch in der digitalen Welt gesammelt werden. Denn auch dort werden Straftaten begangen - und das in immer größerem Maße.

Da kommt der IT-Forensiker zum Zuge - er sucht nach Spuren, die wegen der immer weiteren Verbreitung von Computern, Mobil- und Smartphones, Tablet-Computern und selbst Spielekonsolen im privaten und beruflichen Umfeld jeder hinterlässt, der online unterwegs ist. Und manch einer ist nicht auf geraden, sondern auf krummen Pfaden in der digitalen Welt unterwegs. Wie beispielsweise der Hacker, der zahllose Kunden von Banken anschreibt, um ihre Kundendaten zu ergattern und damit ihr Konto zu knacken. Im Fachjargon heißt das Phishing. Oder derjenige, der den Angriff auf einen Firmenrechner durchführt. Oder der Pädophile, der in den Tiefen des World Wide Web unerlaubte Bilder und anderes tauscht oder kauft.

Die sogenannte Cyberkriminalität zeigt sich also in ganz unterschiedlichen Facetten. Entsprechend vielseitig sind die möglichen Einsatzfelder der digitalen Detektive. "IT-Forensiker arbeiten bei Ermittlungsbehörden, Ministerien oder in den IT-Sicherheitsabteilungen großer Firmen", erklärt York Yannikos von der Technischen Universität Darmstadt. Auch der Weg in die Selbstständigkeit ist möglich.

Bis dahin sollten Interessierte vor allem eines mitbringen: Lust und Verständnis für Informationstechnologie. Doch rein technisches Verständnis reicht nicht aus - zukünftige IT-Forensiker müssen sich auch für juristische Fragestellungen und Antworten begeistern können, denn je nach Arbeitgeber müssen die Ergebnisse ihrer Spurensuche in der digitalen Welt auch vor Gericht Bestand haben.

Die Ausbildung für den Beruf bringt hohe Anforderungen an den Kandidaten mit sich. Daher sind IT-Forensiker auch entsprechend rar und werden nach einer Studie des Personaldienstleisters Robert Half händeringend gesucht - jeder vierte Personaler in den befragten Unternehmen hat Schwierigkeiten damit, freie Stellen adäquat zu besetzen. Ausbildungswege gibt es mehrere - beispielsweise an der Hochschule Abtstadt-Sigmaringen, wo Absolventen des Faches Informatik berufsbegleitend den Master in Digitaler Forensik erlangen können. Sechs Semester dauert das Studium, das auch von Nicht-Informatikern absolviert werden kann, wenn sie die Grundlagen der Informatik in einem zusätzlichen Einführungssemester nachholen.

An der Hochschule Mittweida können Studierende den Bachelor-Studiengang Allgemeine und Digitale Forensik nach der allgemeinen Hochschulreife aufnehmen. Sie sollten über PC-Grundkenntnisse sowie erste Programmierkenntnisse verfügen, letztere sind nicht zwingend vorgeschrieben. Außerdem sind gute Kenntnisse in Mathematik, Biologie und Englisch wünschenswert.

Interessierte können auch ohne Studium zum Ziel kommen. "Weiterbildungskurse neben dem Job eignen sich sehr gut als Spezialisierung", erklärt York Yannikos. Der Beruf sei nichts für Einzelkämpfer, sondern eher für Teamplayer mit diplomatischem Geschick. Schließlich werde der IT-Forensiker dann gerufen, wenn bereits ein Schadensfall vorliegt. Und das erfordere eben Fingerspitzengefühl. Diese Sensibilität ist auch nötig, wenn der digitale Fährtensucher bei amtlichen Behörden arbeitet und beispielsweise bei der Aufklärung von Gewaltverbrechen mitwirkt. "Gesucht sind polizeiaffine Informatiker und IT-affine Polizeibeamte", sagt Andreas Blum vom Bundeskriminalamt BKA. Kriminalbeamte können sich beim BKA im Bereich IT-Forensik fortbilden. Externe können sich mit entsprechendem Abschluss als IT-Forensiker bewerben.

(RP)
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