ANZEIGE Die Exotinnen Frauen in Männerberufen

Maler und Lackierer oder Kfz-Mechatroniker: In solchen Berufen sind Frauen nach wie vor die Ausnahme. Dabei haben Schulabgängerinnen gute Karten. Wer sich dafür interessiert, darf einen blöden Spruch von Kunden und Kollegen aber nicht zu ernst nehmen.

 Wenn Maler- und Lackiererin Shari Müller bei einem Kunden ihre Arbeitsmaterialien auspackt, schlägt ihr manchmal Skepsis entgegen. Die 19-Jährige nimmt Kommentare aber als Ansporn.

Wenn Maler- und Lackiererin Shari Müller bei einem Kunden ihre Arbeitsmaterialien auspackt, schlägt ihr manchmal Skepsis entgegen. Die 19-Jährige nimmt Kommentare aber als Ansporn.

Foto: tmn

Mit dem Farbeimer auf das Gerüst steigen, Wände tapezieren und Fensterrahmen beschichten: Auf Baustellen fühlt sich Shari Müller wohl. Die 19-Jährige ist im zweiten Ausbildungsjahr als Malerin und Lackiererin und lernt in dem Düsseldorfer Fachbetrieb Borrenkott. Dass sie in ihrer Arbeitswelt oft die einzige Frau unter Männern ist, stört sie nicht. Eine bevorzugte Behandlung bekommt sie deshalb nicht. "Ich mache ohne Ausnahmen die gleiche Arbeit wie die anderen", sagt Müller.

Unter bundesweit 19 001 Auszubildenden zum Maler und Lackierer waren 2012 nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) lediglich 2647 Frauen. Noch geringer ist die Quote bei den Kfz-Mechatronikern: Von den 57 973 Lehrlingen in diesem Beruf waren lediglich 1598 weiblich. Viele Handwerksberufe sind klassische Männerdomänen. Das liegt aber nicht daran, dass Frauen nicht willkommen wären.

"Längst hat auf Arbeitgeberseite ein Umdenken eingesetzt. Frauen haben bei Bewerbungen gute Karten", sagt Hans Voss. Er leitet bei der Maler- und Lackiererinnung Düsseldorf das Berufsbildungs- und Technologiezentrum (btz).

Ein Grund sind nicht zuletzt die guten Erfahrungen, die Handwerksmeister mit Frauen als Azubis und Gesellinnen machen. "Sie überzeugen oft durch herausragende Leistungen", erklärt Voss. Er kennt inzwischen Fachbetriebe, die auf einen ausgeglichenen Mitarbeitermix achten. Bei praktischen Arbeiten fallen Mitarbeiterinnen vor allem bei filigraneren Tätigkeiten häufig positiv auf.

Hinzu kommt noch ein weiterer Aspekt: "In Zeiten des drohenden Fachkräftemangels kann es sich das Handwerk nicht leisten, weibliche Bewerber außen vor zu lassen", betont Wilhelm Hülsdonk, Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks.

Dass Frauen im Arbeitsalltag einer Werkstatt dennoch auf Gegenwind stoßen können, weiß er. "Es gibt immer wieder die Situation, in denen ein Kunde ein Problem nicht einem weiblichen Kfz-Mechatroniker erzählen will, sondern stattdessen fragt: ,Ist der Meister nicht da?'" Dann könnten Frauen mit Überzeugungsarbeit und Fachwissen punkten. "Sie sollten dann auf jeden Fall freundlich und gelassen bleiben", rät Hülsdonk.

Auch Shari Müller kennt die Skepsis, die ihr mitunter von Kundenseite entgegenschlägt. "Können Sie das alles auch?" wird sie manchmal gefragt, wenn sie anfängt, Tapetenrollen zu holen und Tapeziertische aufzubauen. "Dann muss man cool bleiben", erläutert Müller. Sie nimmt solche Momente als Ansporn, einen besonders guten Job zu machen.

Im Betrieb ist sie von sieben Beschäftigten die einzige Frau. Doch das Miteinander funktioniert gut. Ganz gefeit vor dummen Sprüchen ist sie in ihrem Arbeitsalltag allerdings nicht. Auf Großbaustellen, wo auch Beschäftigte von anderen Fachbetrieben tätig sind, herrscht mitunter ein rauer Ton.

Dann kann auch schon mal ein derbes Wort in ihre Richtung fallen. Hier ist Schlagfertigkeit gefragt. "In solchen Situationen muss man ein paar Gegensprüche parat haben", sagt die 19-Jährige. Wenn die Kollegen zum Beispiel Männerwitze erzählen, dann sollten Frauen auch einen solchen Witz parat haben.

(DPA-TMN)
RP Digital ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.