Ergotherapeuten und Logopäden Therapie-Berufe sind gefragt

Gute Aussichten für Ergotherapeuten und Logopäden. In diesen Berufen gibt es personelle Engpässe.

 Studierende der Logopädie lernen die Anatomie des Kehlkopfes. Die Berufsaussichten in den therapeutischen Berufen sind sehr gut.

Studierende der Logopädie lernen die Anatomie des Kehlkopfes. Die Berufsaussichten in den therapeutischen Berufen sind sehr gut.

Foto: Foto: Deutscher Bundesverband für Logopädie/Jan Tepass

Ergotherapeuten und Logopäden sind gefragter denn je. Laut Deutschem Verband für Ergotherapeuten kann jeder dritte Praxisinhaber vakante Stellen nicht innerhalb von drei Monaten nachbesetzen, eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln belegt den Mangel an Logopäden. Dabei steigt der Bedarf an Fachkräften von Jahr zu Jahr.

Selbst handeln zu können und das eigene Leben in der Hand zu haben sind Grundvoraussetzungen für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Ergotherapeuten unterstützen Menschen aller Altersgruppen, die in ihren Fähigkeiten eingeschränkt sind oder denen diese Voraussetzungen dafür fehlen. Das Ziel der Ergotherapie ist die Handlungsfähigkeit des Menschen in Alltag, Freizeit und Beruf. Insbesondere in der Rehabilitation sind Ergotherapeuten von großer Bedeutung, wenn es um die Zurückerlangung von Selbstständigkeit im Alltag geht.

"Ergotherapie ist ein anerkanntes Heilmittel", erklärt Sandra-Elisa Sievers, Ergotherapie-Schulleiterin der Ludwig Fresenius Schulen in Düsseldorf. "Da Ergotherapeuten direkt im Alltag der Menschen agieren und auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Klienten eingehen, sind die Einsatzgebiete sehr vielfältig."

Sie liegen im Bereich der Psychiatrie zum Beispiel bei Depressionen oder Burnout, in der Neurologie bei Schlaganfällen oder der Orthopädie zum Beispiel nach Handverletzungen. Auch bei ADHS oder Entwicklungsstörungen können Ergotherapeuten helfen. "Sie arbeiten in Krankenhäusern, ambulanten Ergotherapiepraxen, Psychiatrien, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Therapiezentren oder Rehakliniken", sagt Sievers.

Beruf mit Zukunft - Ausbildung zum Ergotherapeuten

Der Beruf des Ergotherapeuten kann entweder im Rahmen einer schulischen Ausbildung oder eines Studiums erlernt werden. Die dreijährige Vollzeitausbildung ist bundesweit einheitlich geregelt und erfolgt an Berufsfachschulen für Ergotherapie in staatlicher oder privater Trägerschaft.

"Der theoretische Anteil beträgt 2700 Stunden, in dieser Zeit werden medizinische, psychologische und pädagogische Inhalte mit ergotherapeutischen Themen verknüpft", erklärt Jochen Hüttemann, Fachgebietsleitung Ergotherapie der SRH Fachschulen aus Düsseldorf. Dazu zählen Fächer wie Anatomie, Allgemeine Krankheitslehre, Psychologie und Pädagogik, ergotherapeutische Behandlungsverfahren und handwerkliche, kreative Fächer. "Der praktische Anteil von 1700 Stunden unterteilt sich in vier Praktika, die in verschiedenen Bereichen absolviert werden müssen", ergänzt Jochen Hüttemann. So lernen die Auszubildenden die möglichen späteren Einsatzbereiche bereits während der Ausbildung kennen.

Es ist auch möglich, Ergotherapie berufsqualifizierend zu studieren. Der grundständige Studiengang "Ergotherapie" beinhaltet direkt zwei Abschlüsse: Neben der staatlichen Anerkennung und der Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung "Ergotherapeut" erhalten Absolventen den akademischen Abschluss "Bachelor of Science".

Ergotherapeuten haben sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Etwa jeder dritte Praxisinhaber kann freie Stellen nicht kurzfristig besetzen, die Bundesagentur für Arbeit meldete einen Anstieg der freien Ergotherapie-Stellen von 2015 auf 2016 um zehn Prozentpunkte. Aufgrund des demografischen Wandels sind die therapeutischen Berufe sehr gefragt. "Fast täglich bekommen wir Stellenausschreibungen für unsere zukünftigen Abgänger von unseren zahlreichen Kooperationspartnern zugesendet", zeigt Sievers die positiven Berufsaussichten auf.

Kommunikationsstörungen behandeln

Ähnlich gut sind die Chancen für Logopäden. "Konkrete Zahlen zum Bedarf liegen kaum vor, allerdings berichten immer häufiger Inhaber logopädischer Praxen, dass sie offene Stellen mangels Bewerber nicht besetzen können", berichtet Margarete Feit vom Deutschen Bundesverband für Logopädie. "Insofern sehen wir hier einen aufkommenden Fachkräftemangel." Ursachen seien unter anderem die schlechte Entlohnung freiberuflich tätiger und angestellter Logopäden sowie die begrenzten Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs. Dem gegenüber steht nahezu eine Jobgarantie.

Die meisten Berufsangehörigen arbeiten in logopädischen Praxen, außerdem sind sie in Kliniken, Rehabilitationszentren, Ambulanzen, Förderzentren und Kindergärten tätig. "Die Aufgaben bestehen in der logopädischen Diagnostik und der Therapie von Kommunikations- und Schluckstörungen sowie in der Prävention und Beratung der Patienten sowie ihrer Angehörigen", erklärt Margarete Feit das Aufgabenspektrum.

"Immer mehr Logopäden arbeiten im Bildungsbereich zum Beispiel im Umfeld der frühkindlichen Sprachförderung und übernehmen die Beratung und Fortbildung von Eltern und pädagogischem Personal." Im präventiven Bereich sind Logopäden beispielsweise in der Stimmprophylaxe für Menschen in Sprechberufen tätig. Andere arbeiten im Bereich der logopädischen Forschung und Lehre. Logopäden behandeln Menschen aller Altersstufen, wobei Kinder etwa die Hälfte der Patienten ausmachen. "Aufgrund der demografischen Entwicklung nimmt seit einigen Jahren auch die Zahl der Älteren stetig zu", betont Margarete Feit.

Logopädie - Ausbildung oder Studium

Die meisten Logopäden werden derzeit an Berufsfachschulen ausgebildet. "Während der dreijährigen Vollzeitausbildung werden mindestens 1740 theoretische und 2100 praktische Stunden absolviert", erklärt Margarete Feit. Es wird Theorie im medizinischen und sprachpathologischen Bereich vermittelt, dazu gibt es Unterrichtseinheiten zu sozial- und sprachwissenschaftlichen Themen.

Die praktische Ausbildung gliedert sich in Hospitanzen in Logopädie, Phoniatrie und anderen fachbezogenen Bereichen, außerdem wird Praxis in der Zusammenarbeit mit Angehörigen des therapeutischen Teams in den Gebieten der Audiologie, Pädaudiologie und Psychologie vermittelt. Ergänzend werden externe Praktika außerhalb der Ausbildungsstätten durchgeführt. Auszubildende gehen dazu in logopädische Praxen, Kliniken, Kindergärten oder Beratungsstellen.

Einige wenige Hochschulen bieten berufsqualifizierende Studiengänge auf Grundlage einer Erprobungs-Modellklausel an. Nach sechs Semestern erfolgt wie an den Logopädieschulen das Ablegen eines Examens, in den darauffolgenden ein bis zwei Semestern wird eine Bachelorarbeit geschrieben.

Zusätzlich gibt es additive oder ausbildungsintegrierende Bachelor-Studiengänge, die auf die Berufsfachschulausbildung aufbauen und Weiterqualifikationen ermöglichen. "So bereiten manche Hochschulstudiengänge auf Leitungsfunktionen in der Lehre, in privaten Krankenhäusern oder in Praxen vor", sagt Margarete Feit. "Andere Studiengänge sind interdisziplinär ausgerichtet und vertiefen dabei auch das logopädische Wissen."

Informationen zur Ausbildung zum Logopäden und Ergotherapeuten zum Beispiel unter www.ludwig-fresenius.de

(RP)
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