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Grevenbroich Echtes Urzeit-Gefühl - wie im Jurassic Park

Grevenbroich · Im Braunkohlewäldchen nahe der Innenstadt wachsen Pflanzen, die schon vor vielen Millionen Jahren in dieser Region wuchsen.

Es ist so etwas wie ein verwunschener Ort, dieses kleine Wäldchen hinter der Stadtparkinsel. Irgendwie fühlt sich der Besucher in die Urzeit versetzt, wenn er auf dem Weg von der Villa Erckens in Richtung Apfelwiese spaziert. In dem brackigen Gewässer, das so etwas wie den Mittelpunkt des Areals bildet, könnte sich der Vorfahre der Elefanten, das Mastodon, genüsslich suhlen - und in den Wipfeln der Mammutbäume der eine oder andere

Archaeopteryx herumflattern. Also rein theoretisch, nur mal so angenommen.

Die Eindrücke, die dieses Wäldchen vermittelt, sind durchaus gewollt. Denn als der international tätige Gartenarchitekt Bernhard Korte den Mini-Dschungel mit Sumpfzypressen und üppigen Farnen mitten in Grevenbroich anlegte, hatte er die Welt vor 20 Millionen Jahren vor Augen. Die Dinosaurier waren längst verschwunden, der Mensch noch nicht erschienen. Es war das Tertiär, in dem die Braunkohle entstand. Daher kommt auch der Name, den das Areal seit der Landesgartenschau 1995 trägt: Braunkohlewäldchen.

"So hat es hier während der Erdneuzeit ausgesehen - damals, als das Klima noch tropisch, die Pflanzen noch riesig waren", sagt Korte und weist auf Mammutbäume, Sumpfzypressen und Farne sowie auf Tulpenbaum, Flügelnuss und Ginkgo, die er für die Gestaltung des Geländes wählte und zum Teil aus den Niederlanden importiere. Aus Pflanzen wie diesen entstand einst die Braunkohle, die nicht allzuweit von der Innenstadt entfernt mit riesigen Schaufelradbaggern zu Tage gefördert wird.

Vor zwölf Jahren wurde das Braunkohlewäldchen im Rahmen der dezentralen Gartenschau "Euroga 2002plus" in den neuen Energiepfad der Stadt aufgenommen. Auf einer Strecke von etwa 20 Kilometern können Radfahrer und Wanderer - weitgehend vom Autoverkehr getrennt - die Grevenbroicher Energielandschaft erleben. Die Reise führt vom urzeitlichen Wäldchen zum Tagebau Garzweiler sowie durch rekultivierte Landschaften und über Hochhalden zu den Kraftwerken, in denen der Rohstoff zu Strom verarbeitet wird.

Ein didaktisches Projekt hatte der Landschaftsgestalter Bernhard Korte nicht im Sinn, als er das verwunschene Wäldchen in den 90er Jahren anlegte. Auf Infotafeln, die Bäume und Pflanzen erklären, hat er bewusst verzichtet. Korte wollte den Ursprung der Braunkohle möglichst ungefiltert darstellen - mit viel Atmosphäre. Das ist ihm gelungen, auch heute noch zieht sein Wäldchen zahlreiche Spaziergänger an, die von der nahe gelegenen Innenstadt einen Kurztrip in das Naherholungsgebiet unternehmen.

Auch fast 20 Jahre nach der Landesgartenschau lohnt sich noch ein Besuch des rund um die City liegenden Grünzuges. Ein Abstecher in Kampers Wäldchen dürfte sogar Kunstfreunde begeistern. Erst vor wenigen Wochen wurde der "Ian-Hamilton Finlay Park" mit Werken des berühmten Landart-Künstlers wieder auf Vordermann gebracht.

Ganz in der Nähe wartet bei schönem Wetter der Stadtstrand Evia Beach auf Gäste. Von dort aus ist es nicht mehr weit zum Wildfreigehege im Bend, in dem Kinder sogar Ziegen streicheln dürfen. Obwohl von Industrie umgeben, bietet Grevenbroich viel Natur. Die Stadt lädt zur Entdeckungstour ein - und das nicht nur in ihrem wilden Dschungel der Urzeit.

(NGZ)
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