Nebenverdienst Versuchskaninchen 1.0

Kellnern, beim Umzug Möbel schleppen oder als Hilfskraft beim Dozenten: Es gibt viele Wege, als Student ein bisschen Geld nebenher zu verdienen – so auch mit der Teilnahme an wissenschaftlichen Studien. Ein Selbstversuch.

 Laura Ihme vor dem Schwarzen Brett an der Heinrich-Heine-Uni: Hier hängen zahlreiche Jobangebote — auch für die Teilnahme an verschiedensten Studien der Psychologen, die oft händeringend nach Testpersonen suchen.

Laura Ihme vor dem Schwarzen Brett an der Heinrich-Heine-Uni: Hier hängen zahlreiche Jobangebote — auch für die Teilnahme an verschiedensten Studien der Psychologen, die oft händeringend nach Testpersonen suchen.

Foto: Christoph Goettert

Kellnern, beim Umzug Möbel schleppen oder als Hilfskraft beim Dozenten: Es gibt viele Wege, als Student ein bisschen Geld nebenher zu verdienen — so auch mit der Teilnahme an wissenschaftlichen Studien. Ein Selbstversuch.

Ich habe sie schon oft gesehen. Mal sind sie rot, mal blau, mal einfach nur in schlichtem Weiß gehalten aber immer suchen sie nach derselben Sache: nach Teilnehmern für wissenschaftliche Studien. Die Rede ist von den Zetteln an den Schwarzen Brettern der Universität, ausgehangen von (wie ich später noch rausfinden werde) oft verzweifelten Kommilitonen auf der Suche nach Probanden für die Experimente ihrer Abschlussarbeiten. Zwischen Wohnungsgesuchen, Verkaufsangeboten alter Bücher und Jobausschreibungen von Unternehmen und der Uni buhlen sie um die Aufmerksamkeit der Studenten und werben mit Belohnungen wie Süßigkeiten und Geld für 30 Minuten ihrer Zeit.

Aber lässt sich durch die Teilnahme an solchen Studien wirklich Geld verdienen? Das will ich herausfinden und gehe deshalb auf die Suche nach einem vielversprechenden Angebot. Mit Erfolg: Ich entscheide mich für ein Experiment mit dem Titel "Cybercommunication" des Instituts für Experimentelle Psychologie der Heine-Uni.

Nach einem ersten Telefonat mit Studienleiterin Dunja, die ihre Doktorarbeit zu dem Thema anfertigt, geht es zur ersten Sitzung in die Uni. "Du wirst jetzt ein paar Fragebögen ausfüllen, mit denen wir herausfinden möchten, was für ein Kommunikationstyp du bist", erklärt Dunja. Mit ihrer Studie will sie herausfinden, ob Menschen, auch wenn sie sich nicht sehen, sondern zum Beispiel nur mittels eines Computers kommunizieren, dennoch mit ihrem Körpergeruch Signale vermitteln. Genau das testen will sie während der Untersuchungen. Dass ich tatsächlich mitmachen darf, ist derweil pures Glück: Dunja hat viele Ausschlusskriterien für ihre Studie aufgestellt, da vieles den Körpergeruch eines Menschen beeinflussen kann. Außerdem will sie verschiedene Kommunikationstypen testen. Und während ich schon ahne, dass ich zu der Gruppe gehöre, von deren Sorte sie schon genug getestet hat, jubelt sie und teilt mir mit, dass ich genau passe. Wir vereinbaren deshalb zwei Termine, an denen ich sie nochmals besuche und wir einige spielerische Tests durchführen werden. Zudem erhalte ich meinen ersten Lohn: Fünf Euro gibt es für die erste Sitzung.

Wenige Tage später besuche ich Dunja erneut für die zweite Sitzung. Zuvor musste ich mich an einen Ernährungsplan halten und durfte zum Beispiel keinen Knoblauch am Tag vor der Untersuchung essen - schließlich beeinflusst das zu sehr den Körpergeruch. Das Experiment beginnt: Ich muss Fragebögen ausfüllen, einen Film gucken und gegen einen mir unbekannten Mitspieler am Computer um Punkte, die später zu meinem Lohn addiert werden, spielen. Zwischendurch wird der Puls gemessen, ich gebe Speichelproben ab und unter meine Achseln bekomme ich Wattepads geklebt. Mein Lohn: zwölf Euro, ohne den Gewinn aus dem Spiel (den gibt es erst später).

Die letzte Sitzung läuft ähnlich ab. Nur, dass ich da nicht gegen einen Mitspieler, sondern alleine am Computer spiele. Zwischendurch unterhalte ich mich immer mit Dunja, frage, wie die Studie so läuft. "Naja, wir haben ja komplizierte Teilnahmekriterien, viele eignen sich nicht für die Studie", sagt Dunja. 60 Probanden braucht sie, ich bin Nummer 24. Es ist interessant, mehr über wissenschaftliche Studien zu erfahren. Ich selbst bin Geisteswissenschaftlerin und werde wohl nie ein großes Experiment wagen. In der Psychologie ist das anders: Da muss offenbar jeder einmal eine Studie durchführen. So kommt es mir zumindest vor, als Dunja mich durch die verschiedenen Abteilungen führt, um mit mir noch weitere Studien zu suchen, an denen ich teilnehmen kann. Sechs Euro bekomme ich zum Beispiel für meine Teilnahme an einem Experiment, bei dem ich mir eine Stunde lang Geräusche anhören muss. Wer an solchen kleineren Studien teilnehmen möchte, kann ganz spontan in den Abteilungen vorbeikommen, gleich mitmachen und kassieren. "Deshalb ist es auch schwer, für meine Studie Leute zu finden. Sie müssen dreimal vorbeikommen. Das schreckt viele ab", erklärt Dunja. Aber das ist wohl auch der Grund, warum die Bezahlung ganz gut ist: Für die dritte Sitzung bekomme ich inklusive meines Gewinns 33 Euro. Das kann sich sehen lassen, auch wenn ich für die Vorbesprechung 45 Minuten und die beiden anderen Sitzungen gut zwei Stunden Zeit investieren musste.

Fazit: Insgesamt habe ich mit meiner Teilnahme an zwei Studien etwa 50 Euro verdient. Das ist nicht die Welt, aber ich bin trotzdem zufrieden. Ich habe nette neue Leute kennengelernt und immerhin auch einen kleinen Beitrag für die Wissenschaft geleistet. Vor allem für Studenten, die neu an der Uni sind, ist so eine Teilnahme an Studien deshalb sicher eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und die Uni kennenzulernen.

(RP)
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