Vielfalt in der Caravaning-Branche Der Kastenwagen wird zum Trendmobil

Allradantrieb, Digitalisierung, puristisches Design – Carvaning wird vielfältiger und punktet mit individuellen Lösungen.

 Als Beispiel für die neue Designsprachesteht der aktuelle „Smove“ von Niesmann +Bischoff, dessen Optik wie aus einem Gusswirkt: puristisch und ohne Schnörkel.

Als Beispiel für die neue Designsprachesteht der aktuelle „Smove“ von Niesmann +Bischoff, dessen Optik wie aus einem Gusswirkt: puristisch und ohne Schnörkel.

Foto: NIESMANN+BISCHOFF GmbH

Allradantrieb, Digitalisierung, puristisches Design — Carvaning wird vielfältiger und punktet mit individuellen Lösungen.

"Die Freiheit, jederzeit dorthin zu reisen, wohin man möchte, und flexibel unterwegs zu sein, ist das Kernelement von Caravaning." Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), ist sich da ganz sicher. Und die Zahlen der Hersteller belegen es eindeutig: 42.000 neu zugelassene Freizeitfahrzeuge in der ersten Jahreshälfte 2017 sind "ein Traumergebnis, das selbst unsere kühnsten Erwartungen übertrifft", so Onggowinarso.

Klar, dass mit dem Boom der Branche die Vielfalt eingezogen ist. Ganz gleich ob beim Wohnwagen oder Reisemobil — neue Entwicklungen setzen Zeichen. Und wer als Hersteller in der Gunst der Käufer die Nase vorne haben will, muss sich einiges einfallen lassen. Beispielsweise bei Design, Antriebstechnik, Digitalisierung und Grundriss-Varianten.

Design: Glatt und schnörkellos

 Wendiger, kompakterund kleiner Campingbusfür Reisen und denAlltag: der HymercarSydney.

Wendiger, kompakterund kleiner Campingbusfür Reisen und denAlltag: der HymercarSydney.

Foto: Rolf Nachbar

Als Beispiel für die neue Designsprache steht der aktuelle "Smove" von Niesmann + Bischoff, dessen Optik wie aus einem Guß wirkt: puristisch und ohne Schnörkel. Vorbei die Zeiten, als man dem Reisemobil ansah, dass die Wohnkabine auf ein Fahrgestell geschraubt wurde. Beim "Smove" werden moderne Stilelemente aus dem Automobilbau zu einer eigenständigen Optik verschmolzen.

Dass der Reisemobilist oder Caravan-Freund im Inneren eine entsprechende Einrichtung erwarten darf, versteht sich. Schwarzwald-Romantik in Nussbaum-Furnier ist längst nicht mehr das Maß aller Dinge. Auch das Caravaning-Interieur ist im 21. Jahrhundert angekommen. Hochglänzende Möbeloberflächen, Edelstahloptik und helle Farben geben den Ton an.

Digitalisierung: Heizung, bitte melden!

Komfort und Konnektivität sind die aktuellen Schrittmacher. Assistenzsysteme wie Berganfahrhilfe, Abstandswarner und Spurassistenten sollen das Fahren sicherer machen. Und natürlich bequemer. Per App werden Heizung, Klimaanlage und Warmwasserversorgung gesteuert. Intuitiv und damit kinderleicht. Rangiersysteme parken den Wohnwagen auf dem Campingplatz per Fernbedienung ein. Ins Schwitzen gerät dabei niemand mehr.

Wo bleiben da Freiheit und Abenteuer, mag sich so mancher fragen und die Digitalisierung als Firlefanz ablehnen. Zumal die aufwändige Ausstattung zu kostspieligen Reparaturen führen kann. Tatsache aber ist, dass "sich Kunden immer besser und höherwertig ausgestattete Fahrzeuge wünschen und bereit sind, für das Mehr an Komfort und Sicherheit einen höheren Preis zu zahlen", sagt Onggowinarso.

Konkret bedeutet das: Der durchschnittliche Käufer eines Reisemobils ist Mitte 50 und gibt aktuell etwa 70.000 Euro für sein Fahrzeug aus. Der Wohnwagenfahrer (häufig Familien) ist jünger und legt für sein rollendes Zuhause rund 19.000 Euro auf den Tisch. Die jährlichen Preissteigerungen bei Freizeitfahrzeugen lagen zuletzt bei ein bis zwei Prozent. Antriebstechnik: E-Mobilität nicht in Sicht Elektromobilität ist zurzeit noch kein Thema für die Branche. Zu unklar die politische Entwicklung und völlig offen die Frage, ob man jemals per E-Reisemobil vom Nordkap bis nach Sizilien fahren kann.

Allerdings: Tesla will im September einen E-Lkw vorstellen und die Deutsche Post ist bereits mit E-Lieferwagen Marke Eigenbau unterwegs. Bei Ford beispielsweise — auf dem Reisemobilmarkt mit dem Westfalia "Nugget" vertreten — steht die E-Mobilität im Nutzfahrzeugbereich ab 2019/20 auf dem Plan. Dennoch wird der Selbstzünder noch lange das Maß der Dinge sein.

Zum Problem (mögliche Fahrverbote in Städten) werden Diesel-Motoren bei älteren Fahrzeugen, die nicht die Euro-6-Norm erfüllen. Die Nachrüstung ist aus wirtschaftlichen Gründen problematisch. Bleibt die Reduzierung des Gewichts, die den Dieselverbrauch senkt und damit die Umwelt weniger belastet. Leichtbauweise liegt deshalb im Trend. Papierwabenkonstruktionen ersetzen schwere Holzeinbauten und neuartige Klebeverbindungen Schrauben aus Metall.

Kastenwagen: Jetzt Nummer 1

Lange Zeit war das teilintegrierte Reisemobil Nummer l. 2016 hat sich der Kastenwagen in der Gunst ganz nach vorne geschoben. Auf den Plätzen folgen teil- und vollintegrierte Reisemobile. Die Kompaktheit der Fahrzeuge und die Möglichkeit, sie auch im Alltag einzusetzen, machen Kastenwagen so beliebt. Und das trotz des wenig attraktiv klingenden Namens. Zukünftig könnte die Fahrzeugklasse als CUV, als Caravaning Utility Vehicle, angeboten werden.

Hersteller Knaus jedenfalls präsentiert auf dem Caravan Salon in Düsseldorf ein erstes CUV auf VW-Crafter-Basis. Vor allem ist der Kastenwagen auch bei jüngeren Leuten ein Thema, die in der Stadt wohnen und außer dem vielfältig einzusetzenden Freizeitfahrzeug gar keinen Pkw mehr nutzen. Kastenwagen auf Basis des Fiat Ducato, Peugeot Boxer oder Citroën Jumper werden ab rund 40.000 Euro angeboten. Ein weiterer Trend: der allradangetriebene Kastenwagen, der noch mehr Freiheit und Abenteuer verspricht.

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