Interview mit Hans-Karl Sternberg (CIVD) "Es ist ein kleines Abenteuer"

Der Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD) Hans-Karl Sternberg über die Entwicklung der Branche und Trends bei den Freizeitfahrzeugen.

 CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg.

CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg.

Foto: CIVD

Die Branche erlebt derzeit einen starken Aufschwung. Wie haben sich die Zahlen entwickelt und was ist noch zu erwarten?

Hans-Karl Sternberg Der Branche geht es wirklich hervorragend. Nachdem wir im sehr guten Jahr 2015 einen Zuwachs von über zehn Prozent bei den Verkaufszahlen hatten, werden wir den Absatz in diesem Jahr wohl noch steigern können. Für 2016 erwarten wir im Bereich Caravan eine Steigerung von acht Prozent, bei den Reisemobilen um 15 bis 16 Prozent. Die Hersteller sind mittlerweile an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt.

Warum sind Reisemobile und Caravans derzeit so beliebt?

Sternberg Im Bewusstsein der Menschen hat sich etwas geändert. Durch die ganzen Billig-Flüge ist das Fliegen zwar erschwinglich geworden, allerdings sind damit auch einige Nachteile wie Gewichtsgrenzen für das Gepäck entstanden, die das Reisen mit dem Flugzeug nicht mehr so begehrenswert machen. Auch die umfangreichen Sicherheitskontrollen werden zunehmend als belastend empfunden. Beim Urlaub mit dem Reisemobil oder Caravan fühlt man sich geborgen, weil man sein eigenes Zuhause immer mit dabei hat. Es ist ein kleines Abenteuer - man ist individueller unterwegs.

Welche Menschen kaufen sich ein Freizeitfahrzeug?

Sternberg Vor allem natürlich Leute, die entsprechend Zeit haben, solche Fahrzeuge zu nutzen und auch das nötige Geld. Das sind natürlich oftmals ältere Kunden. Reisemobile und Caravans werden aber auch immer häufiger von jungen Familien gekauft. Obwohl es eigentlich ein langer Prozess bis zum Kauf ist, schaffen wir es zum Beispiel auf dem Caravan Salon immer wieder, Neueinsteiger für das Thema zu begeistern. Davon profitieren vor allem die Kastenwagen, die für zwei Personen ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Die Kastenfahrzeuge sind also ein aktueller Trend. Welche Entwicklungen gibt es noch?

Sternberg Die Kastenfahrzeuge haben alleine in den ersten sechs Monaten 2016 um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Viele unserer Aufbauhersteller, aber auch Hersteller wie Ford, Mercedes und VW, nehmen das Kundeninteresse wahr und entwickeln immer neue Produkte. Auch beim Wohnwagen, der ja eine Zeit lang schon abgeschrieben war, hat sich der Trend geändert. Da gibt es mittlerweile sehr geschickte Lösungen der Innenraumgestaltung - auch der Wohnwagen mit Kinderzimmer ist zurück.

Was hat sich beim Interieur noch getan?

Sternberg Die technische Entwicklung ist der Branche natürlich sehr entgegengekommen: Die Küchentechnik hat sich stark verbessert, Flachbildschirme lassen sich viel besser in den Innenraum integrieren als Röhrenfernseher, und bei den modernen Audiosystemen erzeugen selbst kleine Lautsprecher einen tollen Klang. Zudem lässt sich mit platzsparenden LED-Leuchten eine wunderbare Atmosphäre im Caravan oder Reisemobil erzeugen.

In welchem Bereich kann sich die Branche noch entwickeln?

Sternberg Was die Finanzierung angeht, gibt es sicherlich noch Steigerungspotenzial. Ein preiswerter Wohnwagen kostet um die 10.000 bis 12.000 Euro. Wenn man bedenkt, dass ein solches Fahrzeug rund 25 Jahre hält, ist eine Finanzierung über fünf oder sechs Jahre meist kein Problem. Und der Wiederverkaufswert ist sehr hoch. Sogar nach zehn Jahren hat man kaum einen Wertverlust.

Welche Ziele steuern Reisemobilisten denn am liebsten an?

Sternberg Europa ist wunderschön, hier gibt es viel zu entdecken. Kroatien und Spanien liegen derzeit stark im Trend. Da muss man schon sehr früh buchen, um noch einen Platz zum Campen zu bekommen. Aber auch die skandinavischen Länder sind sehr beliebt. Mittlerweile gibt es zahlreiche günstige Stellplätze, so dass man den ganzen Kontinent mit dem Caravan oder Reisemobil erkunden kann.

(RP)
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