Classic Days Nostalgie-Camping auf Schloss Dyck

Jedes Jahr im Sommer locken die Classic-Days - das Klassiker- und Motorfestival auf Schloss Dyck - zehntausende Besucher an. Bei der zehnten Auflage in diesem Jahr waren rund 20 Oldtimer-Caravans dabei.

 Camping gibt es schon seit über einem Jahrhundert. Richtig populär wurde es in den 1960er Jahren.

Camping gibt es schon seit über einem Jahrhundert. Richtig populär wurde es in den 1960er Jahren.

Foto: Christian Benze

Plötzlich waren Sehnsuchtsziele wie die Kärntner Seen-Riviera oder Bella Italia erreichbar. Ausgerüstet mit Benzingutscheinen und Luftmatratzen machte sich jedes Jahr eine größere Karawane auf, die Alpen zu überqueren. Die Menschen suchten die Leichtigkeit des Südens, den Wein in der bauchigen Bastflasche: Ein bisschen Dolce Vita für jedermann. Waren es zunächst Motorroller und Motorräder, die mit Zelten bepackt wurden, so tauschten viele, vor allem Familien, die die Leinwandvilla mit wachsendem Wohlstand gern gegen ein Ferienhaus am Haken.

Der Caravaning-Boom hob in den 1960er Jahren an und steigerte sich bis zur ersten Ölkrise 1973 in schwindelerregenden Zuwachsraten. Die Konstrukteure tobten sich aus: So viele unterschiedliche Baumuster und Materialien gibt es heute im Caravanbau nicht mehr. Unter anderem rührte die Innovationsfreude daher, dass in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg etliche Flugzeugkonstrukteure aufgrund der Bestimmungen der Siegermächte nicht mehr in ihrem angestammten Metier arbeiten durften.

Leichtbau und Aerodynamik auf einen wachsenden Freizeitmarkt zu übertragen, war da eine willkommene Alternative. Tropfenform, Eiform, Gerippebauweise oder Glasfaserlaminat buhlten um die Gunst der Käufer, die mit schwach motorisierten Fahrzeugen möglichst viel Wohnraum über Berg und Tal schaffen wollten.

Kein Wunder also, dass auch Klapp- und Kurbelmechanismen wenig Volumen bei der Fahrt und viel Platz am Ziel versprachen. Aber: Camping ist letztlich weniger Fahrzeugkonstruktion, viel mehr ist es ein Lebensgefühl. Und davon zeigen die "Nostalgic Journeys" stets eine Menge. Das lebende Museum lebt von den vielen liebevoll konservierten Accessoires und den Menschen, die ihre Fahrzeuge authentisch nutzen.

Im Rahmen der Classic Days rund um Schloss Dyck in Jüchen kann man jedes Jahr viele dieser alten Schätzchen bewundern. Das historische Camping hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt: In diesem Jahr haben rund 20 Oldtimer-Caravans teilgenommen. Es ist der einzige Teil des Klassik- und Motorfestivals, der durchgehend "bewohnt" ist. Zehntausende Besucher kommen jedes Jahr wieder - viele davon in historischer Kleidung.

Zu erleben gab es darüber hinaus Meilensteine der Automobilgeschichte wie den Bugatti Type 41 Royale und den Bentley 8 Litre. Prunkstück war ein Rolls-Royce Silver Ghost. Monoposto-Rennwagen, alte Motorräder, eine Strandbar mit VW-Hippie-Bus und mit Wirtschaftswunder-Autos. Beliebt ist auch der Besucherparkplatz für Oldtimer auf dem Dycker Feld.

(RP)
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