Wichtige Tipps für Camping-Neulinge

Von Franz Hünnekens

Nachmittags herrscht Hochbetrieb an der Rezeption. Die neuen Gäste trudeln ein. Einer hat seine Kabeltrommel vergessen. Dem jungen Pärchen mit Zelt fehlen die richtigen Heringe und ein Reisemobilist hat Schwierigkeiten mit der Ausrichtung seiner Satellitenschüssel. "Aller Anfang ist schwer. Und auch beim Camping ist noch kein Meister vom Himmel gefallen", sagt Leo Ingenlath. Der Inhaber des Fünf-Sterne-Campingparks Kerstgenshof in Sonsbeck-Labbeck am Niederrhein ist mit den typischen Problemen von Camping-Anfängern vertraut.

"Das A und O für einen gelungenen Urlaub ist die Packliste, die nach Punkten wie Campingausrüstung, Essen und Trinken, Pflege und Hygiene, Kleidung und Sonstiges gegliedert sein sollte", erklärt Ingenlath. So kann verhindert werden, dass jede Menge Konserven an Bord sind, der Dosenöffner aber versehentlich zu Hause geblieben ist. Oder gar die Kabeltrommel und der Adapter für den Stromanschluss fehlen. Denn ohne die funktionieren weder Kühlschrank noch Fernseher. "Man glaubt es kaum, aber 50 Prozent der Zelter vergessen diese wichtigen Utensilien."

Bevor man überhaupt auf die Reise geht, sollten zunächst das Wohnmobil beziehungsweise der Wohnwagen auf Herz und Nieren geprüft werden. Der ADAC rät zum Check von Bremsanlage, Motor, Lenkung, der elektrischen Anlage und der Anhängervorrichtung. Nicht zu vergessen die Flüssiggasanlage. Sie muss alle zwei Jahre von einem Gas-Sachverständigen unter die Lupe genommen werden. Den Reifen sollte ein besonderes Augenmerk gelten. Sind sie sechs Jahre alt, rät die Sachverständigenorganisation Dekra dazu, die Pneus auszutauschen, denn sie können brüchig werden. Reifenplatzer sind möglich.

Wer erstmals mit dem Zelt unterwegs ist, tut gut daran, seine mobile Behausung vorab zum Test im eigenen Garten aufzubauen. Das erspart bissige Kommentare von Nachbarn auf dem Campingplatz, wenn der Aufbau nicht sofort gelingen will.

Und nicht nur das Fahrzeug muss fit sein. Auch der oder die Fahrer. Ein Sicherheitstraining, beispielsweise beim Autoclub Europa (ACE), kann nicht schaden. Der Trainingspreis beträgt 110 Euro pro Teilnehmer, mit Partner 165 Euro. Als ACE-Mitglied zahlt man 80 Euro, mit Partner 120 Euro.

Auch das Ziel muss gut gewählt werden. Wer zum ersten Mal mit Gespann oder Reisemobil in den Urlaub fährt, ist gut beraten, ein relativ nahes Ziel anzusteuern. Für die große Tour ins Ausland ist eine gewisse Routine gefragt.

Wie lädt man richtig? Grundsätzlich gilt: Das höchstzulässige Gesamtgewicht (steht im Fahrzeugschein) darf nicht überschritten werden. Berechnet werden sämtliche Gepäckstücke und Mitfahrer. Kommt es zu einer Überladung, können Fahrzeug oder Gespann instabil werden. Tipp: Um Gewicht einzusparen, sollte der Wassertank während der Fahrt nur halb gefüllt sein. Die Stahlgasflasche kann durch eine leichtere Aluflasche ersetzt werden, die aber nicht überall ausgetauscht wird. Auch die Stütz- und Anhängelast muss beachtet werden.

Wer sich als Anfänger nicht gleich einen Wohnwagen oder ein Reisemobil kaufen möchte, kann sich sein rollendes Feriendomizil zunächst auch mieten. So sammelt man relativ günstig die nötige Erfahrung. Viele Hersteller kooperieren mit entsprechenden Anbietern.

Wichtig ist der richtige Führerschein. Mit dem alten Führerschein 3, der vor 1999 ausgestellt wurde, dürfen Reisemobile bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht gefahren werden. Mit dem B-Führerschein ab 1999 aber nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Bei Caravan-Gespannen gilt: Mit der Führerscheinklasse 3, die vor 1999 galt, dürfen alle Pkw-Caravan-Kombinationen geführt werden - theoretisch bis 18,5 Tonnen. Neu ist die Erweiterung B96 für Inhaber der Führerscheinklasse B. Mit B96 können jetzt auch Kombinationen gefahren werden, deren Gesamtmasse zwischen 3,5 Tonnen und 4,25 Tonnen liegt. Nach Angaben des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD) ist B96 unkompliziert durch eine eintägige Schulung ohne jegliche Prüfung in einer Fahrschule zu erwerben.

Grundsätzlich muss schweres Gepäck möglichst weit unten im Reisemobil oder Caravan verstaut werden. Und zwar möglichst in Achsnähe. Lose Teile gut festzurren und darauf ach

ten, dass Kühlschrank und Staufächer sicher verschlossen sind. Denn sonst wird die Ravioli-Dose in der ersten Kurve zum gefährlichen Geschoss. Dass sich während der Fahrt im Wohnwagen niemand aufhalten darf, wissen die meisten.

Der Straßenatlas ist passé. Camper planen ihre Reise im Internet und mit dem Navigationsgerät. Spezielle Camping-Navis berücksichtigen die Fahrzeugdimensionen und lotsen den Caravaner sicher um Engstellen wie niedrige Brückendurchfahrten herum. Außerdem geben sie Tipps zu Campingplätzen. Die großen Navi-Hersteller bieten solche Geräte an.

Übrigens: Campingplätze lassen sich gut anhand der vergebenen Sterne beurteilen. Darum aufgepasst, wenn ein Platz im Internet viel verspricht, aber keine entsprechende Zertifizierung ausweisen kann. Und wie findet man den richtigen Platz auf dem Platz? "Im Frühjahr sollte der Stell- oder Zeltplatz baumfrei sein. Schließlich will man die noch schwache Sonne genießen", rät Ingenlath. Im Hochsommer dagegen sind schattige Stellplätze gefragt. Darum sollte der Camper möglichst am frühen Nachmittag vor Ort sein, denn dann ist die Auswahl am größten. Kontakt zum Nachbarn findet man schnell. Camper sind gesellige Menschen und kaum sonst irgendwo kommen Neulinge schneller ins Gespräch als auf dem Campingplatz. Und weil das so ist, wird auch Nachbarschaftshilfe beim Aufbau groß geschrieben. Auf einen teuren Mover, der den Wohnwagen per Fernbedienung in die Parzelle rangiert, kann also verzichtet werden. "Mover machen einsam", sagt Ingenlath.

Schließlich stellt sich die Frage, wohin mit dem Caravan im Winter? Einfach auf die Straße stellen geht nicht. Glücklich kann sich der schätzen, der Platz auf seinem Grundstück hat. Manche Händler bieten Pplätze für abgemeldete Reisemobile oder Caravans. Und natürlich beim Bauern in der Scheune, der für 30 bis 40 Euro pro Monat einen Stellplatz anbietet.

Weitere Tipps unter www.caravaning-info.de und www.camping-club.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort