Wöchentlicher Transport Bahn-Fracht wird zur Alternative

Wie eine Bremer Spedition Fernost-Importeuren mit Terminproblemen hilft

 Ein Güterzug verlässt das Container-Terminal vonZhengzhou in Zen tralchina mit Ziel Deutschland

Ein Güterzug verlässt das Container-Terminal vonZhengzhou in Zen tralchina mit Ziel Deutschland

Foto: dpa

Wie eine Bremer Spedition Fernost-Importeuren mit Terminproblemen hilft

Bahnfracht aus China? Skeptische Fragen sind Michael Guttrof, Geschäftsführer, und Anja Krüger, Seefracht-Importleiterin am Standort Bremen des Bremer Speditionsunternehmens Kopf & Lübben, gewöhnt. Die Skepsis bekommen sie immer dann zu spüren, wenn die beiden Speditionskaufl eute ihren Kunden, meist Handelsunternehmen in Europa oder deren Lieferanten, die Schiene für Sendungen aus China vorschlagen.

Als K&L vor rund drei Jahren mit den ersten Bahntransporten startete, hatten Guttrof und Krüger selbst ihre Zweifel, dass die Sendungen zur rechten Zeit eintreffen würden. Doch Guttrof und Krüger erlebten eine positive Überraschung: Der erste Probetransport traf einen Tag früher ein als angekündigt.

Stabile Fahrpläne — so lernten sie schnell — sind auf der Schiene von und nach Fernost der Regelfall. "Wir verladen fast täglich aus China, die Züge sind superpünktlich, die Laufzeiten werden ständig kürzer", preist Krüger die Bahn. Derzeit dauert der Transport ab Zhengzhou zwölf bis 15 Tage, von den anderen Terminals sind es meist 15 bis 16, im Fall von Xiamen auch 20 Tage.

Hinzuzurechnen sind drei bis vier Tage Bereitstellungszeit vor Abfahrt, was aber auch beim Seetransport so sei, erläutert Krüger. Im Export nach China müssten für den Nachlauf nach Peking und Shanghai zwei Tage, nach anderen Empfangsorten drei Tage einkalkuliert werden. Inzwischen ist der Bahntransport fester Bestandteil im Angebot der Spedition.

Und die Bahn kommt immer dann ins Spiel, wenn Liefertermine einzuhalten sind und der Transport als Seefracht aus China zu lang dauern würde. Handelsunternehmen bewerben Artikel in Prospekten, und bei deren Erscheinen muss die Ware vor Ort sein. "Manche Handelshäuser kassieren Strafgebühren ab der ersten Minute Verspätung bei der Anliefe- rung", berichtet Guttrof.

Mit Luftfracht lässt sich das Problem zwar lösen - allerdings hat diese Lösung auch ihren Preis. Als es jüngst einmal darum ging, 20 Tonnen Porzellan im 40-Fuß-Container nach Europa zu verfrachten und die verbleibende Zeit für den Seetransport nicht mehr ausreichte, wären für den Transport der Ware ab Werk China bis in die Schweiz auf dem Luftweg etwa 60.000 Dollar fällig geworden — rund sechzigmal mehr als für den Seetransport.

Per Bahn traf die Ware dann noch rechtzeitig ein — für nur rund 10.000 Dollar. Betreiber der Züge sind chinesische Firmen — an jedem Terminal eine andere, die miteinander im Wettbewerb stehen. Die jeweilige Bezirksregierung bezuschusst den Bahntransport als Exportförderung. Daher variieren die Transportpreise auf der Schiene pro 40-Fuß-Container zwischen 3000 und 6000 Euro.

Ein Zug kann 44 Container mitnehmen; die wenigen Stellplätze sind schnell vergeben. Auf dem weiten Weg hat der Personenverkehr meist Vorrang, darum bleibt die Zahl der Züge eingeschränkt. Zusätzliches Aufkommen wehrten die Anbieter anfangs sogar mit Preisaufschlägen ab: Wer einen zweiten Container verladen wollte, musste 2000 Dollar Aufpreis zahlen.

Inzwischen hat sich die Situation normalisiert — wohl auch dank der Tatsache, dass stets neue Terminals hinzukommen, von denen Züge nach Europa abgehen. Aufgrund der höheren Preise bleibt es jedoch schwierig, Bahntransporte zu verkaufen. "Firmen, die nicht in Zeitnot sind, warten lieber länger", ist Krügers Beobachtung. Andererseits wundert sich Krüger, was trotzdem alles per Bahn nach Europa gebracht wird, auch wenn der Warenwert gering ist.

"Neulich haben wir billige Plastikpistolen gefahren, mit denen sich Ketchup auf Teller bringen lässt." Erklären lässt sich solch scheinbarer logistischer Widersinn nur mit hohen Vertragsstrafen, die im Fall verspäteter Lieferung drohen. Die Traditionsstrecke für Kopf & Lübben ist die Verbindung Zhengzhou-Hamburg.

 Der Güterzug fährt bis zu dreimal wöchentlich vonChina nach Deutschland.

Der Güterzug fährt bis zu dreimal wöchentlich vonChina nach Deutschland.

Foto: dpa-infografik GmbH

Das Speditionsunternehmen kann aber auch zahlreiche andere Terminals in China bedienen. "Beinahe wöchentlich kommen neue Verbindungen hinzu", erklärt Krüger, so zum Beispiel der Dienst Suzhou—Duisburg, der Ziele in den westlichen Nachbarstaaten Deutschlands erschließt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort