Chinesisch-Unterricht für Kinder und Jugendliche Krefelds China-Schule boomt

Seit 15 Jahren organisiert eine Elterninitiative Chinesisch-Unterricht für Kinder und Jugendliche. Die Nachfrage wächst beständig.

 Das korrekte Schreiben der chinesischen Schriftzeichen gehört zu den wichtigsten Lehrinhalten der chinesischen Schule in Krefeld.

Das korrekte Schreiben der chinesischen Schriftzeichen gehört zu den wichtigsten Lehrinhalten der chinesischen Schule in Krefeld.

Foto: Kandzorra

Die chinesische Hauptstadt Peking liegt rund 7800 Kilometer und zehn Flugstunden von Nordrhein- Westfalen entfernt. Doch in Krefeld ist China ganz nah — zumindest in der Sprachschule "Mingde".

Dort steht für die Schüler nur Chinesisch auf dem Stundenplan. Gerade sind sie in ein neues Schuljahr gestartet, schon stehen die ersten Übungen in den kleinen Klassen auf dem Plan. Die Lehrerin zeigt chinesische Schriftzeichen, die Schüler sprechen sie diszipliniert nach und lernen auch, die Zeichen richtig zu lesen und zu schreiben.

Vor 15 Jahren fing alles mit gerade einmal acht Kindern chinesischer Eltern in Krefeld an, erinnert sich Professor Shichang Wang (53). Der Schulleiter, der zugleich Vorsitzender der "Fördergesellschaft für chinesische Kultur und Bildung am Niederrhein" ist, zählt heute 83 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 17 Jahren, die jeden Samstag drei Stunden zum Lernen kommen.

Unter der Woche besuchen sie ganz normale Schulen in ihren Wohnorten. Shichang Wang selbst arbeitet normalerweise als Professor im Bereich Verfahrenstechnik an der Hochschule Niederrhein. Die Sprachschule der Fördergesellschaft, einer Elterninitiative, boomt.

Shichang Wang hat dafür eine einfache Erklärung: "China öffnet sich seit Jahren. Heute ist China ein wichtiger Wirtschaftspartner für Deutschland und NRW. Die Wirtschaftsbeziehungen explodieren förmlich. Das zieht viele Menschen mit chinesischem Ursprung nach Deutschland — und dadurch kommen auch immer mehr Kinder zu uns."

Ziel der Schule sei es, den Kindern Chinesisch als "zweite Muttersprache" beizubringen. "Unsere Schüler sind meist in Deutschland geboren. In der Regel hat ein Elternteil chinesische Wurzeln", erklärt der Schulleiter, der von einer sehr "speziellen Lerngruppe" spricht. Viele Kinder könnten bereits durch den Familien-Alltag Chinesisch verstehen und sprechen und lernten in der Schule zusätzlich das Lesen und Schreiben.

Viele Eltern legen Wert darauf, dass sich ihre Kinder etwa mit ihren Verwandten in China verständigen können. Die meisten Schüler sind laut Wang sehr wissbegierig und wollen etwas über die Wurzeln ihrer Familie erfahren. Je älter sie sind, desto eher wird ihnen bewusst, welchen Vorteil sie haben, wenn sie Deutsch sprechen und als zusätzliche Fremdsprache auch noch Chinesisch — gerade in den Zeiten, in denen sich die Wirtschaftsbeziehungen mit China intensivieren.

"Wer Chinesisch als zusätzliche Fremdsprache lernt, hat im Berufsleben oft bessere Perspektiven", meint ein Vater, der am Laptop arbeitet, während er in einem Nebenraum gemeinsam mit anderen Eltern auf sein Kind wartet. Danjing Klodwig sieht einen der größten Vorteile darin, dass ihre drei Töchter sich immer besser mit dem Land auskennen, aus dem sie vor 18 Jahren nach Deutschland kam. Und das auch aus kultureller Sicht, denn in Projektwochen lernen die Schüler unter anderem, wie in China musiziert wird.

"Meine Töchter können sich inzwischen gut mit Verwandten in China unterhalten. Das ist mir wichtig", berichtet die Mutter. Ihre älteste Tochter ist 17 Jahre alt und zählt damit zu den ältesten Jugendlichen, die an der Sprachschule unterrichtet werden.

"Viele Jugendliche hören auf, wenn sie in die Oberstufe kommen, weil die Belastung für sie durch den zunehmenden Druck vor dem Abitur zu groß wird", erzählt Shichang Wang. Die Schule will ihre Lernmethoden deshalb weiter verbessern, damit die Schüler früh eine Basismenge chinesischer Schriftzeichen lernen — diese umfasse immerhin zwischen 1600 und 2000 Zeichen.

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