China wird Sponsor ZTE liebt Gladbach

Warum ein chinesischer Handyhersteller auf Fußball vom Niederrhein setzt.

Warum ein chinesischer Handyhersteller auf Fußball vom Niederrhein setzt.

Die Bundesliga und China — noch vor ein paar Jahren bestand für viele Fans hierzulande die engste Verbindung zwischen beidem wohl darin, über wackelige und rechtlich sehr fragwürdige Live-Streams des chinesischen Fernsehens deutsche Erstligaspiele zu gucken, um so das kostenpfl ichtige Pay-TV-Angebot zu umgehen.

Doch die Zeiten haben sich geändert: Die Bundesliga und China haben sich längst als Partner im globalen Business Fußball entdeckt, mit Vorteilen für beide Seiten: Hier der gigantische Absatzmarkt China mit hunderten Millionen potenzieller Konsumenten, dort die boomende Bundesliga als Werbeträger für chinesische Produkte, die auf den europäischen Markt drängen.

Der chinesische Technologie- Konzern ZTE setzt jetzt genau darauf. "China ist für uns ein hochattraktiver Markt. ZTE wünscht sich im Gegenzug in Deutschland mehr Bekanntheit, und die wird sie erfahren über Borussia", erklärt Borussia Mönchengladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers die Win-Win-Situation einer solchen Zusammenarbeit. ZTE ist seit Juli Sponsor der Borussen vom Niederrhein, der Deal gilt zunächst für zwei Jahre.

Borussia, das seit 2015 erfolgreich seine Webseite auch auf Chinesisch anbietet, geht mithilfe von ZTE den lang ersehnten großen Schritt zur Erschließung neuer, internationaler Absatzmärkte. Lange hatte man in Gladbach nach einem nachhaltigen Ansatz gesucht, den amerikanischen Markt zu betreten; das gelang nicht. Nun also China. "Wir wollen in den chinesischen Markt und brauchen dafür strategische Hilfe", sagt Schippers.

ZTE formuliert den angestrebten Nutzen aus dem Engagement bei Borussia dezenter, das Ziel ist indes klar. "Durch die Zusammenarbeit sollen wichtige Wachstumsmärkte für beide Partner erschlossen werden", heißt es aus dem Unternehmen. ZTE ist die Nummer zwei in Chinas Telekommunikationssektor, unterhält seinen Deutschland-Sitz in Düsseldorf und will über den Fußball vor allem den Absatz der Handy-Sparte hierzulande steigern.

Zwei neue Modelle hat der Konzern entwickelt, und mit Hilfe der medialen Präsenz und Popularität von Borussia Mönchengladbach in Deutschland und in Europa soll das Kürzel ZTE schon bald kein Rätselraten bei potenziellen Kunden mehr auslösen. Der sechstgrößte Handyhersteller der Welt will jedenfalls in den kommenden 18 Monaten einen Anteil von vier Prozent am deutschen Smartphone-Markt erobern.

Die Borussia aus Dortmund ist den Gladbacher Weg bereits drei Jahre früher gegangen: Seit 2013 ist Huawei, Chinas Nummer eins auf dem Telekommunikationsmarkt, Sponsor des BVB. Prompt waren die Schwarz-Gelben vor Saisonbeginn wie schon im Vorjahr auf Marketingreise in China. Branchenprimus FC Bayern ist sogar schon seit Jahren in Fernost präsent und eröff nete im September ein Büro in Shanghai.

Der VfL Wolfsburg reiste im Juni ins Reich der Mitte, Schalke 04 war Anfang Juli das erste Mal zu einer Werbe- und Freundschaftsspielreise dort. "Wenn wir international unsere Zielmärkte erschließen wollen, ist es nur konsequent, dort mit unserer Mannschaft präsent zu sein. China spielt für uns als wirtschaftliche Supermacht und als bevölkerungsreichstes Land der Erde dabei eine zentrale Rolle", sagt Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst.

Auch die Fohlenelf wird in absehbarer Zeit nach China reisen. Vor 2018 soll es auf jeden Fall so weit sein. Das Interesse in China an der Bundesliga, deren Spiele dort seit 19 Jahren übertragen werden, wächst derweil weiter: So kaufte das chinesische Internetunternehmen Tencent jüngst die Live-Rechte der Fußballbundesliga für die kommenden drei Jahre. Und Chinas Einzelhandelsriese Suning ging im Juni in Sachen Sportsponsoring sogar noch einen Schritt weiter, wenn auch in Italien: Er übernahm für 270 Millionen Euro die Mehrheit an Inter Mailand.

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