Werkstätten Nichts von der Stange

Geht der Oldtimer kaputt, hat der Besitzer ein Problem. Nicht nur das Auto ist alt, die Technik ist es auch – und Ersatzteile sind schwer zu beschaffen. Also wem das alte Schätzchen anvertrauen? Wir haben drei Werkstätten in der Region besucht, die sich auf die Reparatur solcher Klassiker spezialisiert haben: Premium-Cars Krefeld, das Porsche Zentrum Niederrhein und die Motor Village Duisburg.

Werkstätten: Nichts von der Stange
Foto: Thomas Lammerz

Geht der Oldtimer kaputt, hat der Besitzer ein Problem. Nicht nur das Auto ist alt, die Technik ist es auch — und Ersatzteile sind schwer zu beschaffen. Also wem das alte Schätzchen anvertrauen? Wir haben drei Werkstätten in der Region besucht, die sich auf die Reparatur solcher Klassiker spezialisiert haben: Premium-Cars Krefeld, das Porsche Zentrum Niederrhein und die Motor Village Duisburg.

Werkstätten: Nichts von der Stange
Foto: Dieter Ackermann

Premium-Cars Krefeld

Von seinem Schreibtisch im Präsentationsraum des Krefelder Autohauses Dinnebier aus hat Marco Walter seinen formschönen Traum in Gestalt eines Jaguar XK 140 ständig vor Augen. Das Cabrio mit den roten Ledersitzen und dem Armaturenbrett aus edlem Holz stammt von 1955; rund 170 PS stecken unter der langgestreckten Motorhaube. "Mein Vater hat ihn als Schrotthaufen in den Niederlanden gekauft", erinnert sich der Werkstattleiter.

In jahrelanger Kleinarbeit hat Sohn Marco die automobile Schönheit wieder zum Vorschein gebracht. Klar, dass das Fahrzeug tiptop gepflegt und gewartet ist. Das macht der 52-Jährige selbst, er kennt dieses Schätzchen in- und auswendig.

Andere Besitzer von Old- und Youngtimern hingegen müssen sich auf den Sachverstand einer Werkstatt verlassen und bedienen sich dafür zunehmend der Dienste spezialisierter Autohäuser. Wie eben Dinnebier: Im Sommer vor drei Jahren hat das Unternehmen die neuen Geschäftsräume im Krefelder Gewerbegebiet Mewissenstraße eröffnet.

In der Ausstellung stehen die neuesten Modelle von Jaguar und Land Rover, hinten ist eine eigene Werkstatt angeschlossen. Etwas seitlich mit separatem Eingang liegt zusätzlich ein kleinerer Raum, der eigens für die Inspektion und Reparatur älterer Modelle eingerichtet ist. Arbeit gibt es ausreichend, gerade stehen wieder drei Autos in der Halle. "Die Besitzer suchen wieder jemanden auf, der sich mit der alten Technik auskennt und der noch die alten Testgeräte hat. Diesen Trend stellen wir seit vier oder fünf Jahren fest", meint Marco Walter.

Eine Reparatur oder Inspektion kann auch schon mal länger dauern, nicht jedes Ersatzteil ist von heute auf morgen lieferbar, sondern muss erst anderswo — mitunter weltweit - gesucht und geordert werden. Und selbst wenn es dann bereitliegt, ist der Einbau nicht im Handumdrehen erledigt. "Das alles kann man nicht einfach bestellen und anschrauben", erläutert Walter. Die alten Modelle vieler Hersteller waren seinerzeit noch nicht so durchgenormt wie heute, die Einzelteile nicht problemlos austauschbar. Daher kommt der neue alte Kotflügel auch nicht von der Stange direkt an die Karosserie, sondern er muss individuell angepasst werden, eventuell gar geschweißt.

Dass das alte Know-how noch nicht verloren ist, liegt zum einen daran, dass es Mitarbeiter gibt wie zum Beispiel Harald Jochmann. Klar, dass er sich auch mit der Elektronik eines modernen Fahrzeuges auskennt und die neuesten Modelle warten kann. Doch der 58-Jährige ist noch ein Kfz-Mechaniker der alten Schule, der zum Beispiel mit dem Synchrontester für den Vergaser oder der Fühlerlehre für Zündkerzen umzugehen weiß und der die alten Motoren wie seine eigene Westentasche kennt. Hier macht die Erfahrung den Unterschied. "Für mich sind solche Autos Kulturgut", bekennt er.

Zum anderen sorgt das Neusser Heritage-Center von Jaguar und Land Rover seit einigen Jahren dafür, dass es genügend Experten gibt, die an den alten Fahrzeugen "schrauben" können. Till Bergmann, Leiter der Classic-Abteilung, bietet dort Schulungen für bundesweit knapp 30 Jaguar- und Land Rover-Händler an. "Wir liefern den technischen Support und sensibilisieren dafür, was wichtig ist", sagt er, "denn das Wissen ist bei jedem Oldtimer das Wichtigste. Das möchten wir erhalten und wieder junge Leute heranholen." Kein noch so guter Computer kann die Erfahrung ersetzen.

Werkstätten: Nichts von der Stange
Foto: Jutta Langhoff

Porsche Zentrum Niederrhein

Am 16. April erhält das Porsche Zentrum Niederrhein in Moers, Am Schürmannshütt 1a + 2, feierlich seine Zertifizierung als Porsche Classic Partner. Damit rückt das sechs Mitarbeiter umfassende, hoch qualifizierte Team offiziell in den exklusiven Kreis von aktuell gerade mal zwölf Porsche Classic Partnern, die bis heute den "Ritterschlag" aus Zuffenhausen bekommen haben.

Geschäftsführer Marcel van der Velden versicherte, dass es alles andere als leicht war, von der Porsche Zentrale als neuer Classic Partner anerkannt zu werden. "Die legten bei der Qualifikation unserer Mitarbeiter wirklich strenge Maßstäbe an, bevor wir für den Service von mindestens zehn Jahre alten Porsche-Fahrzeugen als Classic Partner zertifiziert werden konnten. Übrigens bewegen sich heute noch etwa 70 Prozent aller je zugelassenen Porsche auf unseren Straßen."

An wen sich das Angebot des neuen Porsche- Partners richtet? Van der Velden: "Wir fokussieren uns in diesem Bereich auf den After-Sales-Service von Porsche- Fahrzeugen, die mindestens zehn Jahre alt sind. Mit anderen Worten — wir helfen den Besitzern, wenn mal Reparaturen oder Service-Arbeiten anfallen, wir leisten auf Wunsch Hilfestellung bei Kaufs- oder Verkaufswünschen und sind bei vielen anderen Gelegenheiten wie der Ersatzteil-Beschaffung behilflich." So könnten die Besitzer ihre Porsche-Classic-Fahrzeuge beispielsweise während der Wintermonate, wenn sie ohnehin in der Regel geschützt in ihren Garagen bleiben, ihrem Moerser Partner überlassen, wo sie im folgenden Frühling technisch fit für den Sommer wieder abgeholt werden können.

Für eigene Veranstaltungen hat das Porsche Zentrum Niederrhein übrigens selbst gerade einen Oldtimer erworben: einen Porsche 911 2,2 T des Baujahrs 1970, den die Erstbesitzerin in Kalifornien gekauft und damit 185.000 Kilometer gefahren war. Mit dem Hinweis auf den heutigen rund sechsstelligen Marktwert begründet Geschäftsführer van der Velden gleichzeitig den Umstand, dass viele Oldtimer- Besitzer ihre Veteranen nicht zuletzt auch als sichere Wertanlage zu schätzen wissen.

Motor Village Duisburg

"Oldtimer sind einfach schön." Marc Dormis muss es wissen. Seit acht Jahren ist er stolzer Besitzer eines 90 PS starken Lancia Flavia, Baujahr 1966. Darüber hinaus repariert er in der Fiat Chrysler Automobiles (FCA) Niederlassung Motor Village in Duisburg alte Fiat, Alfa und Lancia anderer Leute.

Dabei hat er schon eine Menge Fusch gesehen. Falsche oder minderwertige Ersatzteile zum Beispiel oder auch durch unsachgemäße Reparaturen verursachte Schäden. "Vor allem Neubesitzer denken oft, dass es billiger ist, ihr Schätzchen selbst zu reparieren oder irgendwo bei einem privaten Schrauber reparieren zu lassen. Dabei kann manches schiefgehen", warnt er. "Und das wird am Ende dann teurer, als wenn man sofort in eine Fachwerkstatt gegangen wäre. Außerdem gibt es bei privaten Reparaturen weder eine Qualitätsgarantie noch einem Gewährleistungsanspruch."

Für Marc Dormis sind das aber nicht die einzigen möglichen Unsicherheiten. So seien viele Ersatzteile, die billig im Internet angeboten würden, qualitativ minderwertig, hätten also nur eine geringe Lebensdauer. Bisweilen würden auch Ersatzteile aus fremden Autos eingebaut, was wiederum Einfluss auf den Wert des Oldtimers habe. All das käme in Fachwerkstätten nicht vor. Da habe man in der Regel vertrauenswürdige Ersatzteil-Lieferanten und entsprechend versierte Handwerker. Bei Motor Village seien das unter anderem er und sein Kollege Luigi Fatigati.

Der 63-jährige gebürtige Italiener schraubt nach eigener Aussage seit seinem 14. Lebensjahr an Fiat, Alfa und Lancia. Damals waren das natürlich noch keine Oldtimer, sondern Autos mit "einer ganz innovativen Technik". Nachdem er 1968 nach Deutschland gekommen war, hatte er eine Zeit lang auch mit anderen Automarken zu tun, doch seine Liebe zu den italienischen Wagen blieb. Eine Liebe, von der bereits viele Oldtimer-Besitzer in und um Duisburg herum profitieren konnten.

Oft genügen Luigi Fatigati einige wenige Blicke unter die Motorhaube, um zu sehen, was mit dem Auto los ist. Dabei setzt er bei der Einschätzung der Reparaturkosten auf Ehrlichkeit. "Manchmal lohnt eine Reparatur nicht mehr oder wird einfach zu teuer", erklärt auch Marc Dormis. "Uns ist es wichtig, dass unsere Kunden Vertrauen zu uns haben." Und was ist mit denjenigen, die noch keinen Oldtimer haben, sich aber gerne einen anschaffen möchten? Wo bekommen die eine ehrliche Einschätzung her? "Das machen wir auch. Dazu müssen beide, Interessent und Verkäufer, mit dem Auto zu uns kommen, und wir sagen ihnen dann, ob und zu welchem Preis sich der Besitzwechsel lohnt."

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