Kolumne Prof. Dr. Thomas Druyen Der Horizont ist unabsehbar

Einige Tage vor der US-Wahl saßen wir mehr oder weniger inmitten des Folkwang Museums von grandioser Kunst umgeben. Und dennoch überstrahlte eine mögliche Frage, "was kommt nach dem Knall", diesen runden Tisch zum Thema Family Office. Welcher Knall war eigentlich gemeint?

 Prof. Dr. Thomas Druyen

Prof. Dr. Thomas Druyen

Foto: klaus haag

Darauf kann ich gar keine eindeutige Antwort geben. Sicherlich ging es auch um die Erwartung einer als bedrohlich anmutenden Präsidentschaft von Donald Trump, aber die Diskussion drehte sich auch um Schulden, Negativzinsen, Überforderung, Ängste und die unabsehbaren Folgen der Digitalisierung.

Der Gegenstand der Besprechung war prinzipiell die Dienstleistung für Familien in ausgezeichneten Lebensverhältnissen und die Veränderung der Mentalität der Vermögenden generell. Ein auch für unsere Gesellschaft durchaus wichtiges Thema.

Denn in diesem Umfeld, vor allem im unternehmerischen, entstehen nicht zuletzt ein großer Teil unserer Arbeitsplätze und unseres Steueraufkommens. Man dürfte vermuten, dass in einem solchen Szenario des Wohlstandes die perspektivischen Wetteraussichten ziemlich gut sind.

Und jetzt wird es spannend. Das ist auch meistens so, wenn es um persönliche, eigene oder familiäre Belange geht. Aber sobald sich der Blick auf die gesellschaftliche oder zukünftige Entwicklung fokussiert, ziehen dunkle Wolken auf. Europa, Syrien, Türkei oder Finanzmärkte und Terrorgefahr, nur fünf Stichworte die unheilschwanger zur Unsicherheit führen. Wir sind offensichtlich mit einer großen psychologischen Herausforderung konfrontiert: die unübersehbare Sehnsucht nach Sicherheit, Klarheit und Ordnung in Zeiten der radikalen Unvorhersehbarkeit.

Das ist ein nicht zu unterschätzendes Dilemma. Diese emotionale Irritation betrifft vor allem jene älteren Generationen, die über den Löwenanteil des Gesamtvermögens verfügen. Mit anderen Worten: In einer Zeit, die von exponentiellen und virtuellen Veränderungen in ungeahnter Beschleunigung heimgesucht werden, stehen Verständnis, Überblick und Risikobereitschaft unter Dauerbeschuss.

Wo findet man den roten Faden, an dem sich dieses psychologische Knäuel der Verwirrung wieder ordnen lässt? Bei der uns alle betreffenden Wissens- und Informationsüberflutung gibt es ein Vermögen, das einen hoffnungsvollen Neustart bewirken könnte: Vertrauenswürdigkeit. Diese Tugend wird zum Überlebenselixier. Beginnen wir bei uns selbst und fordern dies massiv dann auch von unseren Mitmenschen, unseren Banken, unserer Politik, unseren Dienstleistern und unseren Beratern. Die Zukunft beginnt immer im eigenen Kopf und im eigenen Handeln.

Der Vermögenspsychologe Prof. Dr. Thomas Druyen ist Direktor des Instituts für Vergleichende Vermögenskultur und Vermögenspsychologie an der Sigmund Freud Privat-Universität Wien Paris.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort