Komplexität Die Berater mit dem Vertrauens-Bonus

Family Offices koordinieren für ihre Mandanten vieles. Das Spektrum reicht von der komplexen Geldanlage bis zu privaten Aufmerksamkeiten. Das funktioniert nur, wenn die Kunden volles Vertrauen haben können.

 Bei der Beratung und Begleitung von sehr vermögenden Mandanten kommt es darauf an, bei allen notwendigen Schritten den Überblick zu behalten und steuernd tätig zu werden.

Bei der Beratung und Begleitung von sehr vermögenden Mandanten kommt es darauf an, bei allen notwendigen Schritten den Überblick zu behalten und steuernd tätig zu werden.

Foto: thinkstock/creatas

Was unterscheidet ein Family Office von einer Privatbank oder einem Vermögensverwalter? "Wir begleiten unsere Mandanten immer generationenübergreifend", erklärt Prof. Dr. Jörg-Andreas Lohr, Geschäftsführer und Gründungsgesellschafter der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Lohr + Company. Die Zusammenarbeit mit den sehr vermögenden Mandanten ist sehr individuell, sie sei stets mit der Person verbunden, nicht mit der Institution, sagt Lohr.

Dr. Maximilian A. Werkmüller weiß aus dem Alltag, was das bedeutet. Der Rechtsanwalt betreut für Lohr + Company solche vermögenden Kunden. "Wir sind die 'trusted advisors', die Berater, denen die Mandanten ihr volles Vertrauen schenken." Das geht teilweise bis ins Private hinein. Manchmal hören die Berater als "Beichtväter" mehr, als einem Bankier oder Vermögensverwalter je zu Ohren käme. Gelegentlich organisieren sie auch einen Tisch in einem Restaurant, das eigentlich ausgebucht ist, oder besorgen begehrte Konzertkarten.

Solche Aufmerksamkeiten machen den kleinen, aber feinen Unterschied aus, nicht nur zu Bankiers und Vermögensverwaltern, sondern vielleicht auch zum Wettbewerber aus der Family-Office-Szene. Die Mandanten schätzen es, wenn der Berater ihre Bedürfnisse kennt und unaufdringlich hilft. Vor allem gibt es natürlich gibt es auch Unterschiede in der Sache zu Banken und Vermögensverwaltern: Banken könnten in Interessenkonflikte geraten, nennt Werkmüller als Beispiel: "Sie haben häufig noch ein Geschäftsinteresse dahinter." Viele verdienen etwa an Produkten, die sie für die Kunden strukturieren.

 Professor Dr. Jörg-Andreas Lohr begleitet die Mandanten der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Lohr + Company generationenübergreifend.

Professor Dr. Jörg-Andreas Lohr begleitet die Mandanten der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Lohr + Company generationenübergreifend.

Foto: Alois Müller

Family Officer sitzen hingegen in Beratungsgesprächen an der Seite ihrer Mandanten, ihnen gegenüber die Vertreter einer Bank oder Vermögensverwaltung. Denn darum geht es oft: Das Family Office wählt für die Mandanten die richtigen Spezialisten für die Anlage aus oder für andere Aufgaben, etwa Juristen. "Gute Family Officer sind Generalisten mit fachlichem Schwerpunkt", erklärt Werkmüller.

Er selbst hat viel Erfahrung im Erb- oder Stiftungsrecht gesammelt. Andere kennen sich bei der Geldanlage, in Steuerfragen oder Gesellschaftsrecht aus. Zentral für die gute Arbeit des Family Officers ist sein Netzwerk. "Er muss Experten kennen, die mit Blick auf die Vertrauenswürdigkeit die gleichen Maßstäbe setzen wie man selbst", sagt Werkmüller.

"Die Geldanlage und die Strukturierung von Portfolios überlassen wir den Spezialisten", sagt Werkmüller. Die strategischen Vorgaben macht das Family Office; es sucht zusammen mit dem Mandanten für die taktische Umsetzung die geeigneten Vermögensverwalter: Das Family Office lädt Verwalter oder Bankiers ein, ihr Konzept zur Umsetzung der Anlagestrategie vorzustellen.

 Auch Dr. Maximilian A. Werkmüller begleitet die Mandanten dieser Wirtschaftsprüfungsgesellschaft generationenübergreifend.

Auch Dr. Maximilian A. Werkmüller begleitet die Mandanten dieser Wirtschaftsprüfungsgesellschaft generationenübergreifend.

Foto: Alois Müller

Mehrere bekommen den Zuschlag für Teile des Vermögens und müssen sich dann mit ihrer Performance bewähren - wie beim "Pferderennen" eben. Oder die Auswahl erfolgt über das Spezialisten-Modell, das insbesondere bei sehr hohen Vermögen zum Tragen kommt, da es sehr aufwändig ist. Hier sucht das Family Office für alle in Frage kommenden Anlageklassen jeweils die besten Manager.

Eine ganz wichtige Aufgabe des Familiy Office ist schließlich das Reporting, die Risikokontrolle und regelmäßige Dokumentation. "Wir bündeln alle Informationen etwa aus den verschiedenen Berichten der Banken und Verwalter, bereiten sie mit Hilfe von Übersetzungstools auf und schaffen so einen transparenten Überblick", erklärt Prof. Dr. Jörg-Andreas Lohr, der das Family Office dafür bestens aufgestellt sieht.

Denn Lohr + Company hat in der Wirtschaftsprüfung ein zentrales Standbein. In der Praxis geht es zum Beispiel darum, unterschiedliche Performance-Berechnungen der Anlagespezialisten zu vereinheitlichen und damit "gleichnamig" und überhaupt erst vergleichbar zu machen.

Seine Erfahrungen hat Werkmüller übrigens als Herausgeber gebündelt in dem Buch "Family Office Management - Finanzdienstleistung und ganzheitliche Beratung im Generationenverbund", das in dritter Auflage im Finanz Colloquium Heidelberg erschienen ist (ISBN: 978-3-95725-056-8). Es stellt neue Thesen zum Vermögens- und Portfoliomanagement und alle gesetzlichen Änderungen im Umfeld der ganzheitlichen Beratung vor. Das Werk richtet sich an mittelständische Unternehmer oder vermögende Privatiers, die ein eigenes Family Office errichten möchten.

(RP)
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