Internationalität Vermögensschutz durch steuerliches Konzept

Gerade komplexe Vermögen haben in der Regel eine internationale Komponente. Somit ist die Kenntnis der weltweiten Steuersysteme entscheidend, um zu hohe Steuerzahlungen zu vermeiden.

Jörg Eigelshoven leitet als Senior Partner den Bereich "Private Finance" bei der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton.

Jörg Eigelshoven leitet als Senior Partner den Bereich "Private Finance" bei der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton.

Foto: Warth & Klein Grant Thornton

Bei einem großen Vermögen kommt es - um Sicherheit und Wachstum gleichermaßen in Einklang zu bringen - nicht nur auf eine ausgewogene Allokation über viele weltweite Anlageklassen hinweg an. "Ein entscheidendes Thema im Vermögensmanagement ist immer auch die steuerliche Seite", sagt Jörg Eigelshoven.

Der Senior Partner ist Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und leitet den Bereich "Private Finance" bei der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton. Die Kanzlei hat für private Mandanten die Dienstleistung "Vermögenscontrolling" geschaffen. Damit bietet sie nach eigenen Angaben ein systematisches Eigentümer-Informationssystem für Vermögensinhaber, das diese regelmäßig über den Stand und die Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten, Vermögensanlagen und Verpflichtungen informiert.

"Gerade komplexe Vermögen haben in der Regel eine internationale Komponente, da beispielsweise unternehmerische Beteiligungen und Immobilien im Ausland liegen oder Familienmitglieder ihren Wohnsitz im Ausland haben. Das kann sowohl bei der laufenden Besteuerung als auch bei Schenkungen oder Erbschaften zu bisweilen hohen Steuerbelastungen führen, wenn kein umfassendes steuerliches Konzept zugrunde liegt", betont Jörg Eigelshoven, der mit seinem Team die steuerliche Gestaltung bei Großvermögen unterstützt.

Diese Internationalisierung privater Familien- und Vermögensverhältnisse habe es früher in dem Maße nicht gegeben, weiß der Senior Partner aus Erfahrung. "Eine vermögende Familie, die grenzüberschreitend tätig ist - und das sind mittlerweile die meisten - treffen insbesondere unterschiedliche nationale Steuersystematiken."

Dafür gibt er ein Beispiel. "Nehmen wir an, jemand hat in den 60er Jahren ein Grundstück in Kanada im Wert von einer Million kanadischer Dollar gekauft. Heute ist es zehn Millionen kanadische Dollar wert. Verstirbt der Eigentümer, wird nach kanadischem Steuerrecht eine Capital Gain Tax auf den Wertzuwachs von neun Millionen erhoben. In Deutschland unterliegt die Erbschaft voll der Erbschaftsteuer, ohne dass eine kanadische Steuerbelastung berücksichtigt wird, weil diese hier als Einkommensteuer gilt. Derartige Systemunterschiede können materiell zu erheblichen Doppelbelastungen führen."

Natürlich könne auch Warth & Klein Grant Thornton an dieser Steuergesetzgebung nichts ändern. "Entwicklungen wie in Großbritannien oder den USA lassen erwarten, dass Kollisionen zwischen nationalen Steuersystemen weiter steigen werden, wenn die Verfolgung nationaler Egoismen Wahlen gewinnt. So etwas geht schnell zu Lasten Nichtwahlberechtigter, und darauf werden sich unsere Mandanten einstellen müssen."

Aufgabe eines Beraters sei es, wie Jörg Eigelshoven betont, solche Szenarien anhand der konkreten Verhältnisse mit dem Vermögensinhaber zu diskutieren, ihm aufzuzeigen, was ihn dies kosten könne, und gemeinsam zu überlegen, wie man unerwartete Belastungen begrenzen könne. "Es geht dabei um legale steuerliche und strategische Gestaltungen. Unsere Mandanten wollen ihre Pflichten angemessen erfüllen, aber nicht überhöhte Steuern zahlen, nur weil jedes Land andere Spielregeln anwendet. Aufgrund unserer Simulationen lassen sich Steuerlasten in den jeweiligen Destinationen relativ genau bestimmen."

Jörg Eigelshoven weiß aus dem Beratungsalltag, dass Steuerbehörden bei grenzüberschreitenden Sachverhalten auch erhebliche Ermessensspielräume zu Gunsten nationaler Interessen nutzen. Deshalb komme es darauf an, konstruktive Dialoge mit den Behörden zu führen.

"Die Sicherheit steht immer im Fokus, sowohl für das Vermögen als auch für den Vermögensinhaber. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Bei großen Vermögen kann schon ein kleiner Fehler bei der Steuererklärung immense steuerliche Folgen nach sich ziehen. Die absolute Höhe der finanziellen Auswirkungen ist ausschlaggebend für die öffentliche Wahrnehmung und gegebenenfalls die Reaktion der Steuerverwaltung."

(RP)
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