Komplexe Zusammenhänge Logistik hält die Wirtschaft am Laufen

Was haben volle Autobahnen mit leeren Regalen zu tun? Vielerorts fehlt das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge einer Branche, ohne deren Arbeit Betriebe stillstünden und Waren nicht zu den Kunden kämen. Die Logistiker haben verstanden. Sie wollen zeigen, was sie leisten. Ein näherer Blick zeigt Erstaunliches.

 Logistik-Experten diskutierten beim ersten RP-Wirtschaftsforum "Logistik" über Themen, die nicht nur die Branche betreffen. Denn ohne ihre Dienstleistungen stehen Wirtschaft und Handel still.

Logistik-Experten diskutierten beim ersten RP-Wirtschaftsforum "Logistik" über Themen, die nicht nur die Branche betreffen. Denn ohne ihre Dienstleistungen stehen Wirtschaft und Handel still.

Foto: A. Müller

Man hat sich daran gewöhnt: Heute im Internet bestellt, morgen ist der Wunschartikel da. Kunden erwarten, dass sie im Geschäft alle Waren finden, die sie suchen, auch wenn die Sachen sehr gefragt sind. Leere Regale? Das Unverständnis wäre groß.

Szenenwechsel: Auf der Autobahn staut es sich - "mal wieder versperren Lkw die freie Fahrt", ist als Klage zu hören. Der Bogen lässt sich noch weiter spannen. Eine Straße soll vierspurig ausgebaut werden? Protest! Der Flughafen will mehr Starts und Landungen abwickeln? Widerstand! Der Hafen soll ausgebaut werden? Geht gar nicht!

Alle diese Themen sind für eine Branche aufs engste miteinander verwoben. Logistiker sorgen mit ausgefeilten Distributionssystemen dafür, dass "Produkte, die die Menschen brauchen, da sind, wann und wo sie gebraucht werden, und dass sie möglichst effizient dort hinkommen". So fasste Jens Fiege, Vorstand des Grevener Unternehmens Fiege Logistik, die Funktion stellvertretend für die Branche beim ersten RP-Wirtschaftsforum "Logistik" zusammen.

Ihre Aufgaben müssen die Logistiker indes gegen zunehmende Widerstände erfüllen, beklagten die Vertreter internationaler Konzerne, mittelständischer Unternehmen und aus Branchenverbänden bei dem Forum, zu dem die Rheinische Post gemeinsam mit dem Logistik-Fachverlag DVV Media Group eingeladen hatte.

Manche Widerstände spüren sie physisch, wenn sich ihre Fahrer durch die Schlaglöcher maroder Straßen quälen. Für den Zustand gibt es in der Region ein Signal-Beispiel: Der wichtigen Autobahn A1 droht bei Leverkusen eine Vollsperrung, weil die Rheinbrücke zerbröselt. Ein Verkehrsinfarkt sondergleichen wäre die Folge. Um den Investitionsstau bei den deutschen Straßen, aber auch Schienen abzubauen, müssen jetzt Milliardensummen aufgebracht werden.

Einigen Problemen begegnen die Logistiker, wenn ihre Anliegen mit anderen Interessen zu kollidieren scheinen. Das sind mal die kleinen Konflikte, wenn der Paketdienst-Wagen irgendwo im Weg steht. Oft geht es aber ins Politische. Kapazitätsengpässe beim Düsseldorfer Flughafen, Eisenbahnprojekt "Eiserner Rhein" von Antwerpen nach Duisburg oder Ausbau des Hafens Düsseldorf-Reisholz - alles Themen, die die Schlagzeilen erobern, häufig in Verbindung mit Protesten.

Die Branche wirbt um Verständnis - auch das wurde beim Forum deutlich, und in den folgenden Artikeln zu unterschiedlichen Aspekten blitzt das Anliegen immer wieder auf. "Wir müssen überzeugen, dass Logistik nicht aus Selbstzweck passiert", sagt zum Beispiel Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV). Die Branche müsse zeigen: "Logistik sichert Wohlstand und sorgt dafür, dass Bänder der Industrie nicht stillstehen und die Supermarktregale stets gefüllt sind."

Da im Prinzip also alle direkt oder indirekt mit Logistik zu tun haben, ist es sicherlich spannend, einmal die Hintergründe und die Anliegen der Branche näher zu betrachten. Noch aus einem weiteren Grund: Die Logistik zählt zu den wichtigsten Arbeitgeber-gruppen. Nach Schätzung des DSLV haben allein die Speditions- und Logistikdienstleister im Jahr 2013 insgesamt 521 907 Menschen beschäftigt.

Die Zahl aller in diesem Sektor beschäftigten Personen liegt bei etwa 2,85 Millionen. Der deutsche Logistikmarkt hatte im Jahr 2012 ein Gesamtvolumen von rund 225 Milliarden Euro.

Aktuell leiden die Unternehmen - wie andere Segmente auch - unter dem zunehmenden Fachkräftemangel. Dabei gibt es wohl kaum eine Branche, die mit so vielen anderen Wirtschaftszweigen verknüpft ist und somit eine Vielfalt von Beschäftigungsmöglichkeiten bieten kann. Auch deswegen ist es - darin waren sich die Forumsteilnehmer einig - für die Unternehmen wichtig, verstärkt in die Öffentlichkeit zu gehen.

Eine in hohem Maße arbeitsteilig funktionierende Wirtschaft mit hohem Exportanteil ist darauf angewiesen, dass die logistischen Prozesse reibungslos laufen. Die folgenden Seiten zeigen die Zusammenhänge. Branchenvertreter aus unterschiedlichen Bereichen kommen zu Wort und vermitteln ein Bild der Themen, die die Logistik und die Unternehmen beschäftigen - und damit eigentlich alle, die von ihren Leistungen profitieren.

(RP)
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