Boom-Branche Investitionen in Fintechs sind 2016 eingebrochen

Boom-Branche erlebt laut einer aktuellen Studie kräftigen Rücksetzer.

 Fintechs spielen in der Finanz- und Anlagewelt eine immer wichtigere Rolle. Im vergangenen Jahr gab es indes einen wohl vorübergehenden Einbruch bei den Investitionen.

Fintechs spielen in der Finanz- und Anlagewelt eine immer wichtigere Rolle. Im vergangenen Jahr gab es indes einen wohl vorübergehenden Einbruch bei den Investitionen.

Foto: Thinkstock/Ridofranz

Vermögensverwalter sehen sie als Chance oder als Bedrohung, Anleger als mögliches Investment: So genannte Fintechs, Finanzdienstleister, die die modernen digitalen Technologien für ihre Geschäftsmodelle nutzen, haben einen enormen Boom erlebt. Offenbar aber nicht ohne Rücksetzer. Nach einer aktuellen Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG sind die weltweiten Investitionen in Fintechs im vergangenen Jahr drastisch zurückgegangen: von 46,7 Milliarden (2015) auf 24,7 Milliarden Dollar. Die Zahl der Deals sank dabei von 1255 auf 1076. Aus Private Equity floss mit elf Milliarden Dollar deutlich weniger Geld als noch im Jahr zuvor (18 Milliarden).

Dafür wurde 2016 indes mit 13,6 Milliarden Dollar etwas mehr Venture Capital in Startup-Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungsbereich investiert als 2015 (12,7 Milliarden). Dazu kommen noch 100 Millionen Dollar im Rahmen von M&A-Deals. Das hat der aktuelle "Pulse of Fintech" von KPMG ergeben, der die weltweiten Investitionen in diesem Start-up-Segment analysiert.

KPMG-Partner Sven Korschinowski erklärt den Rückgang so: Er sei "zum großen Teil der Unsicherheit geschuldet, die sich vergangenes Jahr an den Finanzmärkten breit gemacht hat." Die Auswirkungen des Brexit und der US-Wahl, dazu das sich abschwächende Wachstum in China und starke Schwankungen der Wechselkurse hätten Investoren vorsichtiger werden lassen.

Ein Ende des Booms ist nach Ansicht von Korschinowski damit nicht vorgezeichnet: Trotz der aktuellen Zahlen schätzt er die Aussichten für Fintechs positiv ein. "Investoren arbeiten immer stärker zusammen, und viele klassische Unternehmen gehen zunehmend dazu über, Fintech-Lösungen in ihre Geschäftsmodelle und -prozesse zu integrieren. Das sind gute Voraussetzungen für Fintechs, weiter zu wachsen."

Besonders auffällig ist der Rückgang der Investitionen laut der Studie in Europa: Hier ging die Summe des in Fintechs investierten Kapitals von 10,9 Milliarden Dollar (2015) auf nur noch 2,2 Milliarden zurück. Die Zahl der Investments sank dabei von 349 auf 318, wobei sich allerdings Venture Capital-Investoren zunehmend interessiert zeigten: Sie schlossen 2016 insgesamt 242 Deals mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden Dollar ab, das waren mehr als im Vorjahr (230 Deals mit 1,3 Milliarden Dollar). Davon wiederum floss ein bedeutender Teil nach Deutschland: Hier verdreifachten sich die Risikokapital-Investitionen von 106 Millionen auf 376 Millionen Dollar - bei einer Zunahme der Deals von 23 auf 31.

(RP)
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