Grevenbroich Kämpfen und leben wie im fernen Mittelalter

Grevenbroich · Eine Woche lang schlüpfen die Mitglieder des Vereins Habitare 1288 in Langwaden in die Rollen von Rittern und Gefolgsleuten.

 Ritter üben sich im Schwertkampf, und manchmal muss ein Lager-Bewohner an den Pranger (r.). Der Verein Habitare 1288 bringt den Besuchern jedes Jahr das Mittelalter näher.

Ritter üben sich im Schwertkampf, und manchmal muss ein Lager-Bewohner an den Pranger (r.). Der Verein Habitare 1288 bringt den Besuchern jedes Jahr das Mittelalter näher.

Foto: Michael Reuter

Schwerter klirren, Ritter bereiten sich auf die nächste Schlacht vor, und am Lagerfeuer wird von Heldentaten erzählt. Für eine Woche kehrt die sagenumwobene Welt des Mittelalters zurück: Um Fronleichnam lagert der Verein Habitare 1288 wieder eine Woche auf einer Wiese am Kloster Langwaden.

Die Mitglieder leben dort fast ohne jeden modernen Komfort und schlüpfen in die Rollen von Rittern und Grafen, die im Juni 1288 in die Schlacht von Worringen gezogen sind. Die Wiese am Kloster wirkt gerade abends, wenn sich die Besucher zurückziehen und die Rittersleut' auf Schaffellen ums Lagerfeuer sitzen, wie verzaubert. Unter den Mitgliedern von Habitare sind Familien vom gesamten Niederrhein. Tagsüber widmen sie sich den Besuchern. Sie präsentieren Kettenhemden, verkaufen Fladenbrot und Bratwürste und erzählen als Kräuterkenner etwas über die Heilkräfte der Natur.

Bei Reiner Timmermanns weckten Ritterburgen schon als Kind sein Interesse am Mittelalter. Der Vorsitzende des Vereins Habitare 1288 baute, unterstützt von seinem Großvater, selber Burgen aus Holz und war Feuer und Flamme für die Geschichte dieser Zeit. 2004 stieß er auf den Verein Habitare 1288, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Vorbild für die Rüstungen und anderen Ausrüstungsgegenstände ist die Zeit zur Schlacht von Worringen am 5. Juni 1288. "Vielleicht liegt mein Faible an meinem Geburtstag", vermutet Timmermanns. Er wurde am 5. Juni 1965 geboren. Der 48-Jährige schlüpft in die Rolle des Heinrich von Virneburg, einem Graf aus der Eifel. Der lebte in Monreal einem idyllischen Dorf in der Eifel, wo Timmermanns mittlerweile Freunde gefunden hat. "Wenn ich da bin, spreche ich von meiner Burg. Das ist schon ein bisschen schizophren", erzählt der Venner schmunzelnd. Begleitet wird er von seiner Frau Sabine als Pontenza von Oberstein und damals Frau des Grafen von Virneburg,

 Ritter üben sich im Schwertkampf, und manchmal muss ein Lager-Bewohner an den Pranger (r.). Der Verein Habitare 1288 bringt den Besuchern jedes Jahr das Mittelalter näher.

Ritter üben sich im Schwertkampf, und manchmal muss ein Lager-Bewohner an den Pranger (r.). Der Verein Habitare 1288 bringt den Besuchern jedes Jahr das Mittelalter näher.

Foto: Michael Reuter

Abends wird am Lagerfeuer schon mal die Klampfe ausgepackt und gesungen. "Habitare heißt schließlich Wohnen und sich wohlfühlen", erklärt Timmermanns. Der Verein spreche gezielt Familien an, die am Kloster nach festen Strukturen und Regeln gemeinsam leben. Alkohol sei tabu, streng verboten seien iPhones und Handys. "Wer sich nicht dran hält, wird mit Getöse vom Platz gejagt", erzählt der Vorsitzende lachend. Das Miteinander entschädige schnell für fehlenden modernen Komfort "und ist einfach klasse".

Das bestätigt auch Marcus Clemens, der das Kloster Langwaden fast jeden Tag sieht. Der 42-jährige arbeitet als Gärtner im Kloster. Bei Habitare übernimmt er die Rolle des Schmiedes Graf Otto von Waldeck. Auf einem Mittelaltermarkt hat er Hildegard Liesenfeld kennengelernt, die in die Rolle der Sophie von Hessen schlüpft. Wenn der Schmied am Wochenende auf seine Sophie wartet, die aus Mettmann anreist, schaut er im Zelt auch schon mal auf sein Handy.

(NGZ)
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