Interview mit Dr. Friedrich Schmitz Mit Sagen die Heimat besser kennenlernen

Dr. Friedrich Schmitz, Chef des Geschichtsvereins, verrät, warum Sagen auch für Kinder heute noch interessant sind.

 Dr. Friedrich Schmitz

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Foto: Reuter

Welche Sage fällt Ihnen zum Begriff "Sagenhaftes Grevenbroich" ein. Gibt es so etwas wie eine Stadtsage?

Friedrich Schmitz Viele Stadtteile von Grevenbroich haben eine Ortssage, wie etwa die drei Linden in Neuenhausen, Gräfin vom Huhsterknupp zu Frimmersdorf und Noithausen, der Schuster von der Krützhött in Elsen, die Schatzsucher bei Haus Horr (Neukirchen), der Teufel in der Gaststätte "Zum Kaiser" in Orken, die Nonne Aleidis von Langwaden, die Messdiener in Wevelinghoven zur Zeit der Reformation, der Feuermann von St. Leonhard zu Gustorf/ Gindorf, Schäfer Mohr in Neurath und der heilige Willibrordus auf dem Welchenberg. Eine Stadtsage gibt es meines Erachtens nicht, jedoch ist die wohl älteste Sage vom Heiligen Willibrordus wohl allgemein bekannt.

Sagen greifen oft reale Vorkommnisse auf, verfremden sie; über Jahre wachsen auf diese Weise Geschichten. Können Geschichtsforscher oder Heimatinteressierte überhaupt etwas aus solchen sagenhaften Texten lernen oder ist es pure Unterhaltung?

Schmitz Historisch nachprüfbare Sagen gibt es nur wenige, jedoch wurden viele Sagen im Laufe der Zeit von den Erzählern wohl aufgebauscht, so dass nur der Kern der Erzählung einem tatsächlichen Ereignis entspricht.

Das Beschäftigen mit der Vergangenheit: Wie begeistert man dafür als Verein junge Menschen?

Schmitz Die Beschäftigung mit den Sagen lohnt sich auch heute noch, vor allem für Schüler in den Grundschulklassen. Die Kinder sind noch begeisterungsfähig und lernen ihre Heimat dadurch besser kennen. Es ist für viele Grevenbroicher von Interesse, warum etwa in Frimmersdorf eine Figur dargestellt ist, auf der eine Frau ihren Mann auf dem Rücken trägt oder weshalb in der Pfarrkirche zu Neuenhausen auf einem großen Gemälde der Heilige Willibrordus dargestellt ist.

Welche Sage aus dem Umland würden Sie als Ihre Lieblingssage bezeichnen?

Schmitz Mein Vater und meine Mutter stammten aus Elsen und erzählten uns bereits als Kindern von dem Erscheinen des Teufels in der Gaststätte "Zum Kaiser". Vielleicht ist deshalb diese Begebenheit meine Lieblingssage.

Und Sie als Großvater: Wie halten Sie es mit heimatlichen Sagen? Erzählen Sie ihren Enkeln auch etwas vom Hexenturm in Hülchrath oder greifen Sie doch lieber auf die bewährten Klassiker wie etwa "Hänsel und Gretel" zurück?

Schmitz Meinen drei Kindern habe ich in deren Jugend bei vielen Radtouren in der hiesigen Gegend sowohl von den Grevenbroicher Sagen aber auch von denen der umliegenden Orte erzählt. Meine sechs Enkelkinder sind jetzt noch zu klein. In späteren Jahren werden ich ihnen jedoch gerne von sagenhaften Geschichten aus Grevenbroich und Umgebung berichten.

Daniela Buschkamp führte das gespräch.

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