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Neuss · An der Augustinusstraße wird Weißkohl aus der Region verarbeitet. In der Hauptsaison von August bis Ende November herrscht Hochbetrieb auf dem Gelände der Firma Leuchtenberg.
Qualität und Geschmack des "Original Neusser Sauerkrauts" der Firma Leuchtenberg haben sich bis nach Australien herumgesprochen. Es ist eine der liebsten Geschichten von Geschäftsführer Joachim Küppers, wenn er über den Familienbetrieb spricht: "Ein 80 Jahre alter Mann vom fünften Kontinent hat uns in einem Brief geschrieben, dass er in seiner Heimat Australien immer das Sauerkraut von Leuchtenberg kaufe, weil er es von seinen Eltern, einst deutsche Auswanderer, her gekannt habe."
Zwölf Millionen Beutel zu jeweils 500 Gramm produziert die Neusser Sauerkrautfabrik pro Jahr, und ein paar davon kauft der alte Mann aus Australien, der kein Deutsch spricht und noch nie im Land seiner Vorfahren war. Auch in Kanada und Irland kommt die typisch deutsche Beilage aus Neuss auf den Teller, der große Anteil bleibt aber in Deutschland und lässt sich in nahezu allen Lebensmittelmärkten kaufen. Das "Original Neusser Sauerkraut" trägt seinen Namen nicht nur aus Lokalkolorit, sondern zu Recht, denn es ist naturbelassen, der Weißkohl stammt von den Feldern aus der Region. Er wird gewaschen, geschnitten und kurz blanchiert (gegart) ehe das Kraut verpackt wird.
Die Köchinnen und Köche bekommen somit das Sauerkraut heutzutage genau so, wie es die Gebrüder Leuchtenberg vor 150 Jahren noch direkt aus Holzfässern verkauft haben. Im Jahr 1861 begannen sie, die Weiterverarbeitung ihres Weißkohls industriell zu tätigen und damit die städtische Bevölkerung zu versorgen. Da beide Landwirte kinderlos waren, verkauften sie die Fabrik an Josef Joosten. Dessen Tochter Käthe heiratete später Josef Küppers aus Büttgen.
In der nächsten Generation folgte Walter Küppers, der 1975 als Erster die Verpackung in Schlauchbeuteln einführte. Im Jahr zuvor war die Fabrik durch Brandstiftung bis auf ihre Grundmauern niedergebrannt. Der inzwischen 73 Jahre alte Walter Küppers ist immer noch jeden Tag in der Fabrik an der Augustinusstraße. Im Frühling und Sommer erlebt er hier einen ruhigen Betrieb. Die Landwirte haben im März und April die Saat für den Weißkohl gesetzt, die Erntezeit beginnt frühestens im August und dauert je nach Witterung bis Ende November. Dann herrscht Hochbetrieb auf dem Fabrikgelände und die Zugmaschinen der Bauern fahren ein und aus.
Neben dem "Original Neusser Sauerkraut" fertigt Leuchtenberg 14 verschiedene Krautsorten verfeinert mit Wein, Apfel, Johannisbeeren und Zimt oder direkt zubereitet mit Kartoffeln und Speck. Auch Rotkohl gehört zur Produktpalette. Geschäftsführer Joachim Küppers probiert sein Sauerkraut jeden Tag. Zu Hause kommt es mindestens einmal die Woche auf den Tisch, im Winter auch öfters.
"Der Pro-Kopf-Verbrauch von Sauerkraut liegt in Deutschland bei 780 Gramm, das ist gar nicht viel. Die Amerikaner nennen uns gerne 'Krauts', dabei gibt es andere Nationen, wie etwa die Polen, die viel mehr essen", erzählt der 45-Jährige. Der Deutsche mag es gerne deftig — dazu Haxe, Leberkäse oder Bratwurst. "Der Franzose", weiß Küppers, "isst unser Sauerkraut auch gerne zu leichtem Fisch".