Apassionata Ein Tanz magischer Wesen

Eindrucksvoll galoppiert der imposante Shire-Hengst durch die Arena. Begleitet vom Klang der Musik aus dem Lautsprecher, dröhnen seine riesigen Hufe im Dreivierteltakt über den federnden Sandboden.

Stolz sitzt die zierlich wirkende Daphne de Visser im Sattel und dirigiert das mächtige Pferd mit sensibler Hand und einfühlsamen Hilfen. Zum pompösen Finale der Szene erhebt sich der mächtige Hengst auf seine Hinterbeine. Das Spiel der Muskeln zeichnet sich unter dem glänzenden Fell ab und zeugt von dem Kraftakt des Tieres, auf zwei Beinen die Balance zu halten.

"Das war schon sehr schön, aber wir machen die Szene noch einmal. Daphne, denke bitte daran, dass Du Kleopatra bist. Deine Nase kannst Du gerne noch ein bisschen höher tragen und noch etwas würdevoller auf dem Pferd thronen", sagt Holger Ehlers als die letzten Takte der Musik verklungen sind. Mit lebendigen Gesten unterstreicht der Kreativdirektor von Apassionata seine Worte. "Also, alles auf Anfang!", fordert er.

Während Shire Sam seinen massigen Körper wieder in Bewegung setzt, sieht der Designer anstelle der schlichten Trainingshalle in Neuss die farbenprächtigen Bilder der neuen Show "Die goldene Spur" vor sich. "Wir sind in einem Museum und machen eine Traumreise.

Wir steigen in die Szene der Gemälde ein und befinden uns plötzlich in einem prächtigen Palast in Ägypten. Königin Kleopatra erscheint und bringt eine goldene Kiste herein. Dann wird das Geheimnis gelüftet", erzählt Holger Ehlers und seine dunklen Augen scheinen vor Begeisterung Funken zu sprühen.

Hinter ihm kündigt sich bereits mit lebhaftem Hufgetrappel die Equipe von Petra Geschonnek an. Die Strasssteine an den Stirnbändern blitzen im Scheinwerferlicht auf, als die vier lackschwarzen Friesen anmutig in die Arena schreiten. Sinfonische Klänge begleiten ihren Auftritt.

"Die Bläser und Streicher sind alle live eingespielt. Insgesamt sind es 180 Einzelspuren, die wir später zusammenführen. Rund neun Monate dauert allein die Musikproduktion", berichtet Holger Ehlers. Er sieht erst bei den Proben, ob Klänge und Bewegungen sich zu harmonischen Bildern zusammenfügen. "Wir haben insgesamt 14 Szenen. Die Friesen eröffnen den zweiten Akt. Als lebendige Porträts kommen sie in die Bahn."

Wie Ballett wirkt der Tanz der Tiere mit- und umeinander. Leichtfüßig traben sie auffeinander zu, trennen sich wieder, bilden einen Kreis, in dessen Zentrum Petra Geschonnek ihren Hengst eine Pirouette um die eigene Hinterhand galoppieren lässt.

In weichen Wellen wippen die üppigen Mähnen an den gebogenen Hälsen der Pferde im Takt ihrer Bewegungen. Pompöse Streicher unterstreichen den Höhepunkt der Quadrille, als die Hengste sich elegant mit der Vorhand in die Luft erheben.

"Wow!", ruft Holger Ehlers und applaudiert spontan. "Das ist eine tolle Nummer. Die Musik hat nur auf Euch gewartet. Ihr seid die goldene Spur, magische Wesen." Petra Geschonnek lächelt zufrieden. Die Equipe-Chefin mit dem langen schwarzen Zopf hat wochenlang mit ihrem Team an der Choreografie der Quadrille gefeilt.

"Zuerst höre ich die Musik und lasse mich inspirieren. Beim Reiten kommen mir dann die Ideen, wie ich die Töne in Bewegungen umsetzen kann und probiere aus, was passen könnte. Schließlich setze ich alles Stück für Stück zusammen."

Gedankenverloren streicht sich Holger Ehlers durch seine dichten, grau-melierten Haare. Dann nickt er entschlossen. "Das gefällt mir schon sehr gut, wir machen aber sicherheitshalber noch einen zweiten Durchlauf", sagt er an Petra Geschonnek gewandt.

"Wir können sofort starten", entgegnet sie ihm, während der Hengst unter ihrem Sattel ungeduldig mit dem Gebiss der Kandare klappert. Erneut ertönt die melodiöse Musik aus dem Lautsprecher. Die Paare formieren sich und beginnen mit ihrem anmutigen Tanz.

"Am Ende ist der Spot auf Euch gerichtet, der Blick geht ins Publikum und ihr trefft Euch an der Stirnseite", sagt Holger Ehlers und verabschiedet die Quadrille. "Dann Szenenwechsel. Wir sehen Daphne als Südstaatenlady in einer Flughafenszene", bestimmt der Kreativdirektor mit kräftiger Stimme. Als Sam mit seinen 1,83 Meter Stockmaß die Bühne betritt, wendet er sich an die Reiterin. "Du fliegst mit Deinem Lear-Jet ein und kommst hierher zu uns."

Daphne nickt und galoppiert Sam an. Wieder scheint der Boden unter seinen kraftvollen Sprüngen zu beben. Begleitet von rockigen Rhythmen nähern sie sich der Gruppe in der Mitte.

Karten unter 0211 274000 oder www.apassionata.com

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort