Stomp Mülltonnen machen Musik

Ins ganz große Rampenlicht rückte Stomp bei den Olympischen Spielen von London vor zwei Jahren. Während der Abschlussfeier begeisterte das Rhythmus-Spektakel nicht nur die 80 000 Besucher im Stadion, sondern auch Millionen Menschen aller Erdteile vor dem Fernseher.

Die rund 40 Protagonisten der Show sorgten gemeinsam mit verschiedenen britischen Künstlern für eine rauschende Partynacht. Die Theaterszene in New York rockt Stomp bereits seit mehr als 20 Jahren und im Londoner West End zieht das ganz und gar unkonventionelle Klangerlebnis sein Publikum ebenfalls magisch an.

Dabei erfindet sich die Klanginszenierung jedes Mal neu. Sie lebt vom Improvisationstalent ihrer Darsteller, die mit ihren Charakteren jede Aufführung zu einem Unikat machen.

Auf Überraschungen sollte sich das Publikum auch im Duisburger Theater am Marientor einstellen, wo die Show Anfang Januar zu Gast ist. Denn mal gewitzt und mal genial nutzt das Ensemble nicht nur Hände und Füße, um seiner Umgebung Töne zu entlocken. Voll ungezähmter Energie schwingen sie taktvoll Straßenbesen, lassen Streichholzschachteln tanzen und Mülltonnen scheppern.

Die Kompositionen dieser kreativen Klangwelten bleiben dabei stets lebendig und entwickeln sich fortwährend weiter. Die Dirigenten hinter dem Spektakel, Luke Cresswell und Steve McNicholas, arbeiten daran, die Kunst des Fingerschnipsens, des Hüpfens, Springens und Hämmerns zu perfektionieren. So entstehen ständig neue Szenen mit unerwartet klangvollen Werkstoffen.

Mit den neuen Sequenzen Trolleys und Frogs loten die beiden Klangkünstler bisher noch unbekannte Tontiefen aus. Die zusätzlichen Szenen spielen sich ebenfalls im Alltag ab. Der Versuch, einen Einkaufswagen samt Ladung durch einen hoffnungslos überfüllten Supermarkt zu schieben, gerät dabei rasch außer Kontrolle.

Aus gelegentlichem Anecken entwickelt sich ein Trommelwirbel im Fünfviertel-Takt. Was entfernt an Marschmusik erinnert, klingt im Reigen der Trolleys ganz ohne Drill und Hackenknallen aus.

Feuchtgebiete erkunden dagegen die Frösche (Frogs). Sie sammeln sich in der Sanitärabteilung und entdecken ganz nebenbei, welche Rhythmen sich Waschbecken, Kloschüssel und Co. entlocken lassen. "Wer seine Augen schließt, für den hört sich dieses Stück gänzlich anders an als alles, was Stomp jemals produziert hat: organisch, schräg, auf einer ganz neuen Ebene", sagt Steve McNicholas über das aktuelle Experiment in seinem musikalischen Universum der Merkwürdigkeiten.

Stomp ist nichts für empfindliche Ohren. Denn die Show ist laut, frech und mitreißend. Das experimentelle Spektakel ist schnell und energiegeladen, nimmt häufig unerwartete Wendungen und ist immer alles andere als alltäglich.

(RP)
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