Ausflüge Ruderclub schürft nach Gold

Im Ruderclub Germania werden Meister gemacht. Der Club trainiert junge Profis und bringt sie in die höchsten Ligen. In Deutschland und der Welt stehen die "Germanen" oft auf dem Siegertreppchen.

 Leonie Menzel

Leonie Menzel

Foto: Detlef Seyb

Die 16-jährige Leonie Menzel ist Siegen gewöhnt. Sie wurde deutsche U17-Meisterin, holte Gold und Silber beim Baltic Cup und gewann die Juniorregatta in Köln. Seit gut drei Jahren trainiert sie im Ruderclub Germania, der schon manchen Weltmeister schmiedete und stets nach den Profis von morgen sucht. "Es ist ein bisschen wie Gold schürfen", sagt Marc Messina, Cheftrainer des Klubs. "Man muss Tonnen von Gestein in Bewegung setzen, um auf Edelmetall zu stoßen."

Viele Sportler fangen jung mit dem Rudern an, doch nicht jeder bringt auch das nötige Talent für den Spitzensport mit. "Wir schicken aber niemanden nach Hause, der genug Ehrgeiz hat", sagt Messina. Den brauchen die Sportler auch, wenn sie bei ihm für die höchste Leistungsklasse, die im Rudern erreicht werden kann, trainieren möchten.

Der bescheidenen Leonie ist auf den ersten Blick nicht anzumerken, dass sie in dieser hohen Liga spielt: "Es ist schön, mit anderen Leuten in einem Boot erfolgreich zu sein." Die deutsche Junioren- Meisterin schätzt durchaus das Gefühl, im Team zu rudern, ihre größte Stärke entfaltet die Schülerin aber im Einer, in dem sie auf dem Fühlinger See in Köln im Sommer 2015 die U17-Goldmedaille gewann. Die meisten der U19-Ruderer sind Schüler oder Studenten, für die der Wassersport weit mehr als ein Hobby ist.

"Unser Ziel ist es, Kinder, die Erfolg haben, bis ins Erwachsenenalter zu ziehen", sagt Kathrin Schmack, Leistungssport-Koordinatorin bei Germania und selbst ehemalige Ruderin. Auch sie stellt hohe Ansprüche an die jungen Ruderer: "Man muss sehr talentiert sein, Fleiß alleine bringt keinen aufs Treppchen." Richtiges Training sei wichtig, das Quäntchen mehr, das den Sieg bringe, hätten jedoch nur wenige. Denn meist seien es die letzten Meter und Sekunden, die darüber entscheiden, wer zuerst ins Ziel kommt.

 Anton Schulz

Anton Schulz

Foto: Maren Derlien

Ein solches "Ausnahmetalent" ist Leonie, aber auch Anton Schulz, der 2015 im Deutschland-Achter Weltmeister wurde. Seine Ruderkarriere begann er in der Rudergesellschaft des Gerresheimer Gymnasiums: "Das hat mir dann irgendwann nicht mehr gereicht." 2011 stieg er ins Profi-Training bei Messina ein, lernte das Rudern neu kennen.

"Für mich ist es der einzige Wettkampf, bei dem man einen direkten Vergleich zu seinen Trainingspartnern hat", sagt Schulz. "Gleichzeitig ziehen alle an einem Strang, das gibt es sonst in keiner Sportart." Schon mit 16 räumte er Preise ab, gewann 2013 die deutsche Juniorenmeisterschaft und wurde 2015 Vizemeister bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften. Lediglich eine Verletzung im vergangenen Jahr zwang dem 19-Jährigen eine Pause seines harten Trainings auf. Sein Ziel, den Sprung in die U23-Nationalmannschaft, hat er dabei nicht aus den Augen verloren.

"Es wird hart", sagt Schulz. Zwölf Trainingseinheiten in der Woche, jeweils rund zwei Stunden Sport, sollen ihn wieder an die Spitze und in den Deutschland-Achter bringen. Für das Rudern gab Schulz sein Judo-Training auf, beruflich will er sich aber noch "alles offenhalten". Obwohl er Medizin in Düsseldorf studiert, lebt er in Dortmund, wo auch das Team des Deutschland- Achters trainiert — kein Zufall.

"Bis sie 19 Jahre alt sind, durchlaufen die meisten Ruderer die Vereine, dann suchen sie sich einen Lebensmittelpunkt in der Nähe eines Olympiastützpunktes", erklärt Schmack. Leonie machte ihre ersten Schritte anders. Beim Olympic Adventure Camp in Düsseldorf lernte sie den Sport kennen. Dass sie keine drei Jahre später in der Welt Medaillen sammeln würde, hätte sie nicht gedacht. Doch ihre Laufbahn ist nicht untypisch für Ruderer, sagt Schulz: "Es ist für jeden möglich, in den Sport reinzukommen, wird aber schwieriger, wenn man erst mit Mitte 20 anfängt."

Egal, wie die berufliche und sportliche Zukunft der Jung-Sportler aussieht: Sie bleiben dem Rudern treu, glaubt Schmack. "Sie wissen, wie es ist, zu gewinnen. Den Reiz darf man nicht unterschätzen."

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