Xanten Innehalten kurz vor Weihnachten

Die Turmbläser leiten seit über 100 Jahren am Nachmittag des Heiligen Abends die Weihnachtsfeiertage stimmungsvoll und besinnlich ein.

 Schon seit über 100 Jahrenleiten die Xantener Turmbläseram Nachmittag desHeiligen Abends die Weihnachtszeitmit feierlichenLiedern ein.

Schon seit über 100 Jahrenleiten die Xantener Turmbläseram Nachmittag desHeiligen Abends die Weihnachtszeitmit feierlichenLiedern ein.

Foto: Ralf Hohl

Vom Himmel hoch, da kommen sie her — die Melodien, die an Heiligabend vom Südturm des St.-Viktor-Domes aus über der Stadt erklingen und in schöner Tradition für die Menschen in Xanten die Weihnachtstage einleiten.

Dann, wenn in der Küche letzte Hand für ein leckeres Essen angelegt wird; wenn die Geschenke für die Lieben ihren Platz unterm Tannenbaum gefunden haben; dann also, wenn Zeit zum Innehalten ist. Zur Besinnung.

Eine Stunde lang, von 15.30 bis 16.30 Uhr. Es ist eine große Aufgabe für eine relativ kleine Gruppe ehrenamtlicher Musiker. Heute gibt der Trompeter Alfred Opel jun. den Takt vor. Die Turmbläser — das sind 15 bis 18 Blasmusiker, allesamt frühere Schüler der Dommusikschule.

Jedes Jahr steigen sie an Heiligabend hoch hinauf zur Turmgalerie. Freiwillig. Als ein loser Zusammenschluss, der keine Verpflichtungen kennt. Diese Tradition wurde in Xanten vor mehr als 100 Jahren begründet; sie geht zurück auf Mitglieder der Kapelle Opel, die diesen Brauch aus Böhmen mitgebracht haben.

Die Familie Opel, ursprünglich aus Diez an der Lahn, hatte in Xanten die Stadtpfeife begründet, die Musiker handwerklich ausgebildet hat. Mit diesen Schülern begann der Urgroßvater des heutigen Dirigenten, die Weihnachtstage musikalisch vom Turm des St.-Viktor-Domes einzuleiten.

Es war und es ist ein Projekt, das Kondition erfordert: Ihre musikalische Plattform befindet sich schließlich in 45 Metern Höhe. Einen Aufzug gibt es natürlich nicht. Der einzige Weg führt überdie enge Wendeltreppe. Und die Instrumente sind nicht zwangsläufig ein zierliches Gepäck: Trompeten, Posaunen, Saxophone, Klarinetten und auch eine Tuba wollen heil hinter die Zinnen unterhalb des Turmdaches getragen werden.

Doch die Turmbläser nehmen diese sportliche Herausforderung gerne an. Die Xantener wissen, dass auf sie Verlass ist. Und sie kennen auch die Lieder, die sie zu Gehör bringen. Übungsstunden oder Probeabende brauchen die Turmbläser nicht. Sie kennen ihr Repertoire aus dem Effeff. Die Reihenfolge ist stets gleich und wohlüberlegt. Alfred Opel jun.: "Wir beginnen mit dem Lied 'Tauet, Himmel, den Gerechten‘. Das gehört noch in die Adventszeit."

Danach folgt der Übergang zu den Weihnachtsliedern. Zu "Menschen, die ihr ward verloren", "Es ist ein Ros‘ entsprungen" sowie "Heiligste Nacht" und "Zu Betlehem geboren". Die Bläser spielen jeweils drei Strophen. Zu Beginn des Turmblasens und auch zwischen den Liedern ertönt das Geläut der Domglocken.

Abschluss und sicher auch für viele ein Höhepunkt des außergewöhnlichen Konzertes ist das Lied "Stille Nacht, Heilige Nacht", das die Menschen festlich gestimmt in die Abend-Gottesdienste entlässt und in der Gewissheit bestärkt: "Weihnachten ohne Turmblasen wäre in Xanten kein richtiges Weihnachten."

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