Köln Flughafen Köln: Kontrollsystem mit Mängeln

Köln · Wegen einer unvollständigen Handgepäckkontrolle ist das Terminal 1 des Flughafens Köln/Bonn am Samstag teilweise evakuiert worden. Hintergrund war wohl eine technische Panne des Sicherheitssystems, das zurzeit dort getestet wird.

Am Köln-Bonner-Flughafen ist es am Samstag wegen eines Fehlers bei der Passagier-Kontrolle zu vielen Verspätungen gekommen. Offenbar gab es Probleme mit einem neuen Sicherheitssystem, das derzeit getestet wird. Wie der Flughafen mitteilte, betrat ein Passagier gegen halb acht den Sicherheitsbereich von Terminal 1, ohne dass die Kontrolle seines Handgepäcks abgeschlossen gewesen war. Der Sicherheitsbereich wurde daraufhin geräumt, das Gebäude wurde mit Spürhunden durchsucht. Alle Passagiere mussten danach ein weiteres Mal durch die Kontrolle. Erst nach zweieinhalb Stunden konnte das betroffene Terminal wieder ohne Einschränkungen genutzt werden. Betroffen waren nach Angaben des Flughafens etwa 500 Menschen. Der Flugbetrieb lief während des Vorfalls zwar weiter, elf Flüge mussten jedoch an ein anderes Terminal verlegt werden.

Nach Informationen unserer Redaktion war ein Fehler im Sicherheitskontrollsystem am Flughafen Ursache für die Räumung. Seit Ende vergangenen Jahres testet der Airport am Terminal 1 das sogenannte Kontrollsystem "Easy Security", das die Abfertigung von Passagieren erleichtern soll. Dabei werden die Fluggäste nicht streng hintereinander abgefertigt, sondern sie durchlaufen eine Sicherheitsschleife, in der zum Beispiel Vielflieger Passagiere, die mehr Unterstützung bei den Kontrollen benötigen, überholen können. Das Handgepäck läuft auf einem Band durch einen Scanner, an dem ein Mitarbeiter anhand eines Bildes den Inhalt begutachtet. Entdeckt er etwas Verdächtiges, wird der Koffer markiert, und das System schleust ihn automatisch weiter zu einer Station, an der das Handgepäck nachkontrolliert wird.

Am Samstag fanden Mitarbeiter ein verdächtiges Gepäckstück und schickten es zur Nachkontrolle. Das System soll diesen Alarm aber nicht registriert oder verarbeitet haben, so dass der Koffer ohne weitere Prüfung zur Ausgabestelle transportiert wurde. Dort nahm der Passagier ihn an sich. "So etwas darf in einem so hochsensiblen Sicherheitsbereich nicht passieren", sagt ein Mitarbeiter der Security-Firma, der anonym bleiben möchte. Zu einem ähnlichen Vorfall sei es schon vor zwei Wochen gekommen.

Ein Sprecher der Bundespolizei wollte weder bestätigen noch dementieren, dass ein Problem an der neuen Sicherheitskontrolle Ursache für den Vorfall am Morgen war. Derzeit werde ermittelt, wer die Person war, die durch die Sicherheitskontrolle gelangte. "Wir wissen weder, ob es ein Mann oder eine Frau war. Die Person ist in den Sicherheitsbereich gegangen und war dann weg", sagte der Sprecher. Es sei nicht auszuschließen, dass die Person in ein Flugzeug gestiegen und geflogen sei, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Ein Mitarbeiter kritisiert die Abläufe im Kontrollsystem. An einem Bildschirm werde dem Personal des Sicherheitsdienstes das Röntgenbild des Gepäckstücks gezeigt. Der Mitarbeiter habe aber nur maximal 18 Sekunden Zeit für die Auswertung. Das sei für die meisten Kollegen viel zu kurz, um auf dem Bild gefährliche Dinge zu erkennen.

Das Kontrollsystem, das intern "Muko" (Musterkontrollsystem) genannt wird, sei sehr fehleranfällig. "Das fing schon am ersten Tag an, als das System bei einem Pressetermin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Nach drei Stunden musste es schon wieder ausgeschaltet werden", sagt ein Insider. "Es gibt ständig Probleme mit der Software, mit den Wannen-Rückführungen und den Sensoren. Da klappt kaum was." Nach Informationen unserer Redaktion soll "Muko" bis zu 1000 Passagiere pro Stunde abfertigen können; mit den herkömmlichen Systemen seien maximal 650 möglich. "Muko ist ganz klar auf Geschwindigkeit ausgelegt und erst in zweiter Linie auf Sicherheit", sagt der Insider. Hintergrund sind wohl Wünsche der Airlines, die mit immer größeren Maschinen fliegen und so die Wartezeit des größeren Passagier-Aufkommens an den Schleusen verringern wollen.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim übt Kritik daran, dass die "Easy Security"-Anlage trotz erheblicher Mängel in Betrieb genommen worden sei. "Solange die Mängel nicht behoben sind, ist sie ungeeignet." Der jüngste Vorfall sei klar ein technisches Versagen und kein menschliches. Das Bundesinnenministerium müsse die technischen Voraussetzungen schaffen, damit es nicht zu solch erheblichen Sicherheitspannen kommt.

(RP)
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