Krefeld Fotos von totem Baby gestohlen

Krefeld · Die Eltern appellieren öffentlich an den Dieb der Kamera, sich zu melden.

Vier Wochen vor der Geburt geschah der für werdende Eltern schrecklichste aller Schicksalsschläge: Mutter Jessica spürte in ihrem Bauch keine Bewegungen ihres Kindes mehr. Der Herzschlag von Josha war ausgeblieben. Sofort eilten sie und ihr Mann Thomas in die Krefelder Helios-Klinik. Dort musste die Geburt eingeleitet werden. Vier Tage später kam Josha tot zur Welt - als sogenanntes Sternenkind. Als Erinnerung an ihren Sohn bleiben den Eltern nur die Bilder der Geburt. Doch als sie sich von ihrem Totgeborenen verabschieden wollten und für wenige Minuten das Zimmer verließen, stahl ein Unbekannter ihre Digitalkamera - mitsamt der Bilder. Erst als das Ehepaar zu Hause den Koffer auspackte, bemerkte es den Verlust.

Bianca Buckenhüskes hat die beiden im Krankenhaus begleitet. Sie weiß, wie es sich anfühlt, sein Kind bei der Geburt zu verlieren. Gleich zweimal, 2010 und 2013, passierte dies der 30-Jährigen selbst. Die Fotografin entschloss sich danach, betroffenen Eltern zu helfen und professionelle Aufnahmen von ihren Kindern zu machen. Also gab ihr das Helios-Klinikum auch Anfang Juli Bescheid, als der Sohn von Jessica und Thomas auf die Welt kam. Sie fotografierte die dreiköpfige Familie und erfuhr wenige Tage später von der gestohlenen Kamera.

Zusammen mit den Eltern startete Buckenhüskes einen Aufruf bei Facebook, um den Dieb zu finden und zu bitten, die Speicherkarte mit den Fotos ans Krankenhaus zurückzuschicken. "Es geht den Eltern nicht darum, eine Anzeige zu erstatten. Sie wollen einfach Ihre Erinnerungsbilder wieder haben", heißt es in dem Beitrag. "Die Kamera kannst du gerne behalten, aber bitte hab wenigstens so viel Herz und Verstand die Speicherkarte wiederzubringen!"

Die Eltern sind froh, dass Buckenhüskes sie bei der Suche unterstützt. "Die beiden sind fertig und haben im Moment keinen Kopf dafür", erklärt Buckenhüskes. Heute findet die Beerdigung von Josha statt. Trotzdem freuen sich Jessica und Thomas über die große Anteilnahme. "Mit so einer Resonanz hätten wir im Leben nicht gerechnet", sagt die Fotografin. Bis gestern Morgen wurde der Aufruf bei Facebook mehr als 33 000-mal geteilt. Ein Unbekannter hat sogar ein Belohnungsgeld von 1000 Euro in Aussicht gestellt, wenn die Bilder wieder zurück in die Hände der Eltern kommen.

(RP)
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